Duisburg. . Cadmium in der Erde: Der Kleingartenverein „Feierabend“ war einer der ersten, in denen die Parzellen mit Hochbeeten ausgestatten werden mussten.

Neulich habe ich unter Polizeischutz gegärtnert. Sie erinnern sich vielleicht – in Mündelheim am Deich ist eine Bombe gefunden worden und musste entschärft werden. Zum Glück lagen meine Möhren außerhalb der Evakuierungszone, weshalb ich sie auch seelenruhig gießen konnte, während rundherum alles abgeriegelt wurde. Passiert ist nichts, außer ein bisschen Verkehrschaos auf der Autobahn. Nach 20 Minuten war der Blindgänger entschärft und auf meinem Feld alles gewässert.

Doch als ich Bekannten ein paar meiner Riesen-Zucchini abgeben wollte, versetzte sie ein anderes Thema in Aufregung. Ob ich denn sicher sei, dass ich mein Gemüse auch essen könne. In der Zeitung stand schließlich, dass im Duisburger Süden der Boden ausgetauscht werden müssen. Ich konnte sie beruhigen – in Serm und südlich der A524 ist die Welt noch in Ordnung. Der Boden ist nicht verseucht und wird von den Landwirten schon seit Jahren für die getreide- und Gemüseproduktion genutzt. Die Hobby-Gärtner in Wanheim-Angerhausen, etwa in der Kleingartenanlage „Feierabend“ haben da ganz andere Probleme.

87 Kleingärten umfasst die Anlage

Jörg Wagner weiß wovon er redet. Seine Kleingartenanlage war die erste, die saniert wurde. Früher befand sich die Metallhütte Berzelius in unmittelbarer Nachbarschaft. Jahrelang waren die Nachbarn den Emissionen ausgesetzt. „Erste Verzehrempfehlungen gab es schon in den 1980er Jahren“, erinnert sich der Vorsitzende.

87 Kleingärten umfasst die Anlage, 24 befinden sich in einem neueren Teil auf einem Gelände, der früher einmal zu einem Fußballverein gehörte. Im älteren Bereich sind es 63 Gärten. Bei diesen wurde überall der Boden ausgetauscht, bei den Neueren sei das nur bei zwei Parzellen notwendig gewesen. „Wir mussten Pflanzen herausrupfen, Hecken kappen“, beschreibt Wagner. Leicht fiel ihm das nicht. Die entsorgten Pflanzen stapelten sich – und Hilfe gab es auch keine. Außerdem: Während der Sanierung konnte die Gärtner die Parzellen nicht nutzen. Der Unmut war groß.

Salat, Zucchini und viel mehr

„Aber gekündigt hat eigentlich keiner und die Pacht wurde auch nicht zurückgefordert.“ So gut wie möglich versuchte der Vorstand die Wünsche der Mitglieder bei der Neugestaltung mit der Stadt und der Baufirma zu koordinieren. „Da wusste der eine manchmal nicht, was der andere tut.“ Es habe widersprüchliche Aussagen gegeben, welche Gehölze zum Beispiel stehen bleiben dürften. Sträucher und Bäume waren nicht betroffen, weil die Schadstoffe des Bodens die Früchte durch das Holz nicht erreichen.

Mittlerweile haben Jörg Wagner und die anderen Hochbeete in ihrem Garten stehen. Salat, Zucchini und anderes Gemüse wachsen prima. „Sogar besser als früher.“ Nur ein bisschen höher könnten die 60 Zentimeter hohen Beete sein. „Das ist eine doofe Höhe, man muss sich halb bücken.“ Und auch die Hoffnung, dass das Ungeziefer den Salat verschont, „Die Schnecken schaffen es bis hier rauf. Manchmal glaub’ ich, die nehmen die Seilbahn.“

Schwermetalle belasten den Boden 

230 km2 misst das Duisburger Stadtgebiet. Auf einer Fläche von 67 km2 (grün unterlegt) wurde eine erhöhte Bodenbelastung festgestellt – meistens handelt es sich um Cadmium, in einigen Fällen auch um Blei oder Arsen. In der ehemaligen Stadt Montan sind über Jahrzehnte durch die Industrie Stäube freigesetzt worden, die sich im Boden befinden. Die müssen nun in sensiblen Bereichen auf Spielplätzen und in Gärten entfernt werden. „Wir waren früh dran und haben als eine der ersten Städte eine Bodenbelastungskarte erstellt. Deshalb werden 80 Prozent der Sanierung gefördert“, erklärt Dr. Thomas Griebe vom Amt für Umweltschutz. So muss im Duisburger Süden in 320 Hausgärten der Boden ausgetauscht werden. Für punktuelle Belastungen hat Griebe folgende Erklärung: „Früher wurden Schlacken oder andere technogene Substrate beim Bauen verwendet.“

In den gelb markierten Bereichen sind so genannte weichere Maßnahmen zu ergreifen: Die Kleingärten wurden mit Hochbeeten ausgestattet. Zusätzlich gibt es Verzehrempfehlungen. Auf maximal zehn Quadratmetern darf Gemüse angebaut werden. Somit werden die Grenzwerte beim Verzehr nicht überschritten. Gemüse aus Hochbeeten darf komplett gegessen werden.