Duisburg. . Während die einen schon pflanzen, stehen die anderen noch vor unbestellten Beeten. Zu Besuch in einer besonderen Kleingartenanlage.

Es gibt immer was zu tun – oder gar nichts. Im Wanheimer Kleingartenverein „Feierabend“ legte Alfred Schimschal Harke und Schüppe schon im vergangenen Jahr aus der Hand. Seitdem schaut er auf eine große Brache, unter der sich Blei im Boden abgelagert hat. In einer anderen Ecke der Anlage bewegt Horst Buchholz Schubkarre um Schubkarre voller Rindenmulch, bald will er die neuen Hochbeete mit Gemüse bepflanzen. Gemischte Frühlingsgefühle gestern bei 20 Grad im Schatten.

Alfred Schimschal bewirtschaftet seine Parzelle in Wanheim seit 1979. Der 76-Jährige achtet sogar bei seinen Urlaubsplanungen auf die Pflanz- und Erntezeiten. Doch seit die erhöhte Belastung der Böden in den Gärten festgestellt wurde, hat er hier kaum noch zu tun. „2014 war gar nichts, wir haben nichts anbauen können“, erzählt er. „Im Jahr davor mussten wir anfangen, alles rauszureißen. Besonders um die Kirschlorbeeren hat es mir leid getan.“ Seit Jahrzehnten schon gibt es für die Kleingärtner hier Regeln, sagt Schimschal. Großblättrige Salate sollten zum Beispiel gemieden werden. „Das haben wir auch getan, aber sonst wurde alles angebaut. Und wir leben noch.“

Bald werden in den Gitterboxen auf Schimschals Rasen Hochbeete angelegt. Noch sind sie leer, dabei sollten die Arbeiten schon abgeschlossen sein. Es dauert alles ein bisschen länger, die Bagger wühlen sich noch durch andere Gärten. „Am Anfang hat man sich darüber aufgeregt“, sagt der Rentner und schaut auf die trockene Erde. „Aber jetzt kann ich wenigstens einmal mehr in Urlaub fahren. Und wenn die Hochbeete fertig sind, muss ich mich auch nicht mehr so tief bücken.“ Der Kleingärtner kann darüber lachen.

Abwechslung von der Arbeit

Als Alfred Schimschal bereits in der Ödnis stand, hat Horst Buchholz seine Parzelle am anderen Ende der Anlage gerade erst übernommen. „Ich bin seit Oktober hier“, erzählt der 38-Jährige, der mitten in den Vorbereitungen für die Gartensaison steckt. Die Hochbeete sind in dieser Ecke schon fertiggestellt worden, nach den Eisheiligen sollen die Gemüsepflanzen in die Erde kommen. „Bis jetzt haben wir nur ein bisschen beigepflanzt, damit es besser aussieht“, sagt Buchholz.

Der Kleingarten in Wanheim ist sein zweiter, zuvor mähte und jätete er in Wanheimer­ort. Deshalb hat er die meisten Vorgaben des Stadtverbands der Kleingartenvereine auch sofort parat: „16 Quadratmeter Terrasse, 24 Quadratmeter Laube, ein Drittel Gemüse, ein Drittel Rasen“ – bei Horst Buchholz herrscht Ordnung. So sehr geht es ihm darum aber nicht. „Für mich ist das hier Abwechslung von der Arbeit“, sagt er. „Ich bin in der Stahlbranche, harter Job. Hier kann ich entspannen: Wetter genießen, Grill anschmeißen, Fläschchen Bier. Die Kameradschaft hier ist gut, Jung und Alt sind gemischt, verschiedene Nationalitäten, und so muss das auch sein. Einen grünen Daumen braucht man nicht, man lernt einfach von den alten Füchsen.“