Duisburg. . Das Sommerkino im Duisburger Landschaftspark Nord zieht Bilanz: 44 125 Karten wurden für 44 Vorführungen verkauft. Sicherheitskonzept funktionierte.

  • 44 125 Filmfans schauten sich in den vergangenen fünfeinhalb Wochen die 44 Vorführungen an
  • Auch auf die Besucherzahlen des Landschaftsparks wirkte sich das Open-Air-Filmvergnügen aus
  • Die vier Mitternachtsfilme an Samstagabenden zogen addiert 2500 Gäste an

Wer am frühen Montag einen Blick in die Gießhalle des Landschaftsparks Nord riskierte, der suchte vergeblich nach Überresten des Stadtwerke-Sommerkinos. Wenige Minuten nach dem Ende der letzten Vorstellung am Sonntagabend begannen bereits die Abbauarbeiten. Tags darauf war ein Großteil der Technik, Stühle und Buden sowie der Sand im Gastrobereich wie von Geisterhand verschwunden. Und was bleibt nach diesen fünfeinhalb Open-Air-Kinowochen? Zum einen ein neuer Besucherrekord. Zum anderen die Gewissheit, dass diese Veranstaltung zu einem unverzichtbaren Bestandteil dieser Stadt geworden ist.

Auslastung: 94,2 Prozent

„Duisburg ohne das Sommerkino ist nicht mehr denkbar“, sagte Kulturdezernent Thomas Krützberg bei der Bilanz-Pressekonferenz. Und mindestens 44 125 Menschen würden ihm sofort Recht geben. Denn genau so viele Tickets wurden bei der 20. Auflage des Filmspektakels abgesetzt. Bei einer Maximalkapazität von 46 831 Plätzen bei 44 Vorführungen entspricht das einer Auslastung von 94,2 Prozent. Die im Vorjahr lag mit über 96 Prozent zwar noch etwas höher. Mit Blick auf die absolute Besucherzahl ist es aber ein neuer Rekord.

Sogar die vier Mitternachtsfilme an späten Samstagabenden seien mit insgesamt 2500 Besuchern sehr gut angenommen worden, so Sommerkino-Macher und Filmforum-Geschäftsführer Kai Gottlob. Der am schwächsten besuchte Film sei „Viktoria“ mit etwa 450 Besuchern gewesen. „Aber wir wollten diesen preisgekrönten und wichtigen deutschen Film unbedingt zeigen“, erklärte Gottlob. Bei der Zusammenstellung des Programms haben er und seine Mitstreiter seit den Anfangstagen im Jahr 1996 stets auf eine ausgewogene Mischung zwischen aktuellen Blockbustern und anspruchsvollen Arthausfilmen geachtet.

Popcorn mit Laubsauger entfernt

Sie waren Gäste im Duisburger Sommerkino

Kleine Frau ganz groß: Dass die frühere TV-Labertasche Charlotte Roche das Zeug dazu hat, einen Erfolgsroman zu schreiben, bezweifelten zunächst nicht nur die Skeptiker  des deutschen Literaturbetriebs. Ihr Erstling „Feuchtgebiete“ stürmte dann aber entgegen aller Erwartungen an die Spitze der Bestseller-Liste und verblieb dort über Wochen. Die Verfilmung des Romans von Regisseur David F. Wnendt (Bild, r.) kam 2013 in die deutschen Filmtheater. Und die Sommerkino-Besucher kamen sogar in den Genuss eine exklusiven Preview – Bühnengespräch der beiden Protagonisten mit Kai Gottlob inklusive.
Kleine Frau ganz groß: Dass die frühere TV-Labertasche Charlotte Roche das Zeug dazu hat, einen Erfolgsroman zu schreiben, bezweifelten zunächst nicht nur die Skeptiker des deutschen Literaturbetriebs. Ihr Erstling „Feuchtgebiete“ stürmte dann aber entgegen aller Erwartungen an die Spitze der Bestseller-Liste und verblieb dort über Wochen. Die Verfilmung des Romans von Regisseur David F. Wnendt (Bild, r.) kam 2013 in die deutschen Filmtheater. Und die Sommerkino-Besucher kamen sogar in den Genuss eine exklusiven Preview – Bühnengespräch der beiden Protagonisten mit Kai Gottlob inklusive. © Fabian Strauch
Ein Heimspiel für einen echten Ruhrgebiets-Jungen: Vor knapp 57 Jahren wurde Regisseur Sönke Wortmann in Marl geboren, hochklassig Fußball kickte er später bei der Spvgg. Erkenschwick und Westfalia Herne, heute lebt er mit seiner Familie in Düsseldorf. Im Vorjahr gehörte sein ebenso lustiger wie bitterböser Eltern-Lehrer-Clash „Frau Müller muss weg!“ zum Sommerkino-Programm. Der Stoff basiert auf das gleichnamige Theaterstück von Lutz Hübner, das dieser gemeinsam mit Wortmann zuvor in Berlin erfolgreich inszeniert hatte. Die 1077 Kinobesucher in der ausverkauften Gießhalle hatten großen Spaß.
Ein Heimspiel für einen echten Ruhrgebiets-Jungen: Vor knapp 57 Jahren wurde Regisseur Sönke Wortmann in Marl geboren, hochklassig Fußball kickte er später bei der Spvgg. Erkenschwick und Westfalia Herne, heute lebt er mit seiner Familie in Düsseldorf. Im Vorjahr gehörte sein ebenso lustiger wie bitterböser Eltern-Lehrer-Clash „Frau Müller muss weg!“ zum Sommerkino-Programm. Der Stoff basiert auf das gleichnamige Theaterstück von Lutz Hübner, das dieser gemeinsam mit Wortmann zuvor in Berlin erfolgreich inszeniert hatte. Die 1077 Kinobesucher in der ausverkauften Gießhalle hatten großen Spaß. © Udo Milbret
Wie prächtig und eindrucksvoll die Industriekulissen des Ruhrgebiets sind, erlebten Regisseur Ralf Westhoff und Schauspieler Felix Hellmann bei ihrer Duisburg-Stippvisite. Die beiden Münchner stellten im Juli 2007 die wunderbare Speeddating-Komödie „Shoppen“ im Sommerkino vor. Der damalige Eröffnungsfilm sorgte für eine bis zum letzten Platz gefüllte Gießhalle. Bevor die Gäste auf die Bühne traten, machten sie im Rücken der Kinobesucher schnell noch ein paar Erinnerungsfotos von ihrem Besuch im Landschaftspark. Westhoff  legte später mit „Wir sind die Neuen“ einen weiteren Erfolgsfilm vor.
Wie prächtig und eindrucksvoll die Industriekulissen des Ruhrgebiets sind, erlebten Regisseur Ralf Westhoff und Schauspieler Felix Hellmann bei ihrer Duisburg-Stippvisite. Die beiden Münchner stellten im Juli 2007 die wunderbare Speeddating-Komödie „Shoppen“ im Sommerkino vor. Der damalige Eröffnungsfilm sorgte für eine bis zum letzten Platz gefüllte Gießhalle. Bevor die Gäste auf die Bühne traten, machten sie im Rücken der Kinobesucher schnell noch ein paar Erinnerungsfotos von ihrem Besuch im Landschaftspark. Westhoff legte später mit „Wir sind die Neuen“ einen weiteren Erfolgsfilm vor. © Stephan Eickershoff
Der Auftritt der Meidericher Vizemeister im August 2014 gehört zu den emotionalsten Momenten in der 20-jährigen Geschichte des Sommerkinos. Angeführt von ihrem Kapitän Günter Preuß besuchten elf Akteure aus jener Mannschaft des MSV Duisburg den Landschaftspark, die in der ersten Bundesligasaison 1963/64 sensationell den zweiten Platz belegt hatte – damals aber noch unter dem alten Vereinsnamen Meidericher Spielverein. Im Bewusstsein der Fans, aber auch klubintern waren die alten Helden lange in Vergessenheit geraten. Befreit aus diesem Stiefmütterchen-Dasein wurden sie von den drei Duisburger Filmemachern Matthias Knorr, Kristian Lütjens und Michael Wildberg. Sie schufen die Dokumentation „Meidericher Vizemeister“, in der die Zeitzeugen diese unfassbar gute Saison 63/64 Revue passieren lassen. Neben Kapitän Preuß waren anwesend: Ludwig „Lulu“ Nolden, Werner Kubek, Heinz Höher, Horst „Pille“ Gecks, Werner Lotz, Manfred Manglitz, Johann Sabath, Hartmut Heidemann, Manfred Müller und als „Gast“, der erst in der Saison darauf zum Kader gehörte, Michael Bella. Sie alle wurden nach dem Film frenetisch gefeiert.
Der Auftritt der Meidericher Vizemeister im August 2014 gehört zu den emotionalsten Momenten in der 20-jährigen Geschichte des Sommerkinos. Angeführt von ihrem Kapitän Günter Preuß besuchten elf Akteure aus jener Mannschaft des MSV Duisburg den Landschaftspark, die in der ersten Bundesligasaison 1963/64 sensationell den zweiten Platz belegt hatte – damals aber noch unter dem alten Vereinsnamen Meidericher Spielverein. Im Bewusstsein der Fans, aber auch klubintern waren die alten Helden lange in Vergessenheit geraten. Befreit aus diesem Stiefmütterchen-Dasein wurden sie von den drei Duisburger Filmemachern Matthias Knorr, Kristian Lütjens und Michael Wildberg. Sie schufen die Dokumentation „Meidericher Vizemeister“, in der die Zeitzeugen diese unfassbar gute Saison 63/64 Revue passieren lassen. Neben Kapitän Preuß waren anwesend: Ludwig „Lulu“ Nolden, Werner Kubek, Heinz Höher, Horst „Pille“ Gecks, Werner Lotz, Manfred Manglitz, Johann Sabath, Hartmut Heidemann, Manfred Müller und als „Gast“, der erst in der Saison darauf zum Kader gehörte, Michael Bella. Sie alle wurden nach dem Film frenetisch gefeiert. © Thomas Berns
Im goldenen Mercedes 500 SEC fuhr Schauspieler Ralf Richter im August 2013 am Sommerkino vor. An diesem Abend wurde noch einmal die schräge Ruhrgebiets-Räuberpistole „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“ gezeigt. Der Film genießt in Fankreisen seit der Premiere im Jahr 1999 absoluten Kultstatus. Mit seiner Rolle als großmäuliger Kleingangster Kalle Grabowski hatte Richter seine Karrierebestleistung abgeliefert. Warum die Kinofreunde ihn für diese Performance so verehren, zeigte sich auch in Duisburg: Das Gespräch mit Kai Gottlob gehörte zu den witzigsten in der Sommerkino-Historie.
Im goldenen Mercedes 500 SEC fuhr Schauspieler Ralf Richter im August 2013 am Sommerkino vor. An diesem Abend wurde noch einmal die schräge Ruhrgebiets-Räuberpistole „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“ gezeigt. Der Film genießt in Fankreisen seit der Premiere im Jahr 1999 absoluten Kultstatus. Mit seiner Rolle als großmäuliger Kleingangster Kalle Grabowski hatte Richter seine Karrierebestleistung abgeliefert. Warum die Kinofreunde ihn für diese Performance so verehren, zeigte sich auch in Duisburg: Das Gespräch mit Kai Gottlob gehörte zu den witzigsten in der Sommerkino-Historie. © Thomas Berns
Das Buch des Ruhrgebiets-Literaten Frank Goosen war schon ein Knüller, doch auch die Verfilmung von „Liegen lernen“ konnte sich durchaus sehen lassen. Sie lockte die Besucher in 2004 ins Sommerkino. Der damals 28-jährige Schauspieler Fabian Busch, der die Hauptrolle des Helmut übernommen hatte, erzählte bei seinem Besuch von den Dreharbeiten.
Das Buch des Ruhrgebiets-Literaten Frank Goosen war schon ein Knüller, doch auch die Verfilmung von „Liegen lernen“ konnte sich durchaus sehen lassen. Sie lockte die Besucher in 2004 ins Sommerkino. Der damals 28-jährige Schauspieler Fabian Busch, der die Hauptrolle des Helmut übernommen hatte, erzählte bei seinem Besuch von den Dreharbeiten. © Filmforum
Gleich dreimal stand der Film „Almanya – Willkommen in Deutschland“ im Filmjahrgang 2011 auf dem Sommerkino-Spielplan. Aus gutem Grund: Denn das Werk von Yasemin und Nesrin Şamdereli hatte zuvor schon ein Millionenpublikum vor die deutschen Kinoleinwände gelockt. Die beiden Schwestern schauten im Juli 2011 auch persönlich in der Gießhalle vorbei, als ihr Film zur Eröffnung gezeigt wurde. Die beiden sympathischen Frauen (Bild: Yasemin Samdereli in der Mitte) erzählten Filmforum-Geschäftsführer Kai Gottlob wie toll es sich anfühlte, als sie merkten, wie vielen Menschen ihr Film gefiel.
Gleich dreimal stand der Film „Almanya – Willkommen in Deutschland“ im Filmjahrgang 2011 auf dem Sommerkino-Spielplan. Aus gutem Grund: Denn das Werk von Yasemin und Nesrin Şamdereli hatte zuvor schon ein Millionenpublikum vor die deutschen Kinoleinwände gelockt. Die beiden Schwestern schauten im Juli 2011 auch persönlich in der Gießhalle vorbei, als ihr Film zur Eröffnung gezeigt wurde. Die beiden sympathischen Frauen (Bild: Yasemin Samdereli in der Mitte) erzählten Filmforum-Geschäftsführer Kai Gottlob wie toll es sich anfühlte, als sie merkten, wie vielen Menschen ihr Film gefiel. © Lars Fröhlich
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Weil es vor diesen Mitternachtsvorstellungen immer eine weitere Vorführung gab, gestaltete sich der Komplettaustausch des Publikums als problematische Phase. „Wir hatten oft nur 15 Minuten, um die Gießhalle zu reinigen“, so Gottlob. Das war vor allem an jenem Tag schwierig, als ein Sponsor 900 Tüten Popcorn verteilen ließ. „Da haben wie gemerkt, wie toll sich Popcorn mit einem Laubsauger entfernen lässt“, sagte Gottlob.

Das nochmals nachjustierte Sicherheitskonzept stieß größtenteils auf Zustimmung der Gäste. „Manche beschwerten sich zwar über die Taschenkontrollen, die meisten erklärten aber, dass sie sich dadurch sicherer gefühlt hätten“, so Gottlob. Das Wachpersonal zog bei den Kontrollen regelmäßig verbotene Gegenstände aus dem Verkehr – darunter Messer oder Pfeffersprays. Das Sicherheitskonzept werde in jedem Jahr aufs Neue überprüft, versprach Krützberg.

Auch die Stadtwerke als Hauptsponsor, die ihren Vertrag mit dem Sommerkino kürzlich um drei Jahre bis 2019 verlängert haben (wir berichteten), waren laut Firmensprecher Thomas Nordiek „rundum zufrieden“.

Und Ralf Winkels, Geschäftsführer des Landschaftsparks, stellte klar, dass das Sommerkino auch viele Nicht-Filmfans in den Landschaftspark lockt: Auf dem dortigen Areal wurden in den fünfeinhalb Wochen 182.066 Besucher gezählt – eine sehr hohe Zahl für diesen Zeitraum, so Winkels.

Opfer des eigenen Erfolgs

Während des Sommerkinos war das Filmforum am Dellplatz weiterhin geöffnet. „Das hat sich auch gerechnet“, so Kai Gottlob.

Das Chaos zum Start des Kartenvorverkaufs im Internet sei für viele Kunden ärgerlich gewesen, so Gottlob. „Das System ist aber nie zusammengebrochen. Wir haben in den ersten drei Stunden 30.000 Tickets verkauft. Der Andrang war zu groß. Wir sind da Opfer unseres eigenen Erfolgs.“