Duisburg. . Leserbeirat Bruno Urbanski liebt die vielen Möglichkeiten, die das Ex-Industriegelände bietet. Kultur-, Sport- und Naturfans kommen auf ihre Kosten.
Neulich hatte Bruno Urbanski Besuch aus Mecklenburg-Vorpommern. Dann führt für den Ungelsheimer (66) kein Weg am Landschaftspark vorbei. Den muss man als Gast in Duisburg einfach gesehen haben – für den WAZ-Leserbeirat Urlaub vor der eigenen Haustür. Die Fackelführung am Hochofen 5 ist für den 66-Jährigen ein ganz besonderes Erlebnis gewesen. Schließlich hat Bruno Urbanski 46 lange Jahre als Schweißer bei HKM gearbeitet.
Alter Aquarianer
Vom Haupteingang führt sein kleiner Rundgang mit der WAZ allerdings zunächst vorbei am Gasometer, der längst zu einem Eldorado für Tauchfans geworden ist, zu einem alten Kühlbecken. „Als alter Aquarianer geht mir das Herz auf, wenn sich hier nun Wasserpflanzen ausbreiten und Molche ablaichen“, erklärt Urbanski. Er findet es faszinierend, dass sich die Natur Stück für Stück des alten Industriegeländes zurückerobert und deutet als Farn-Fan sogleich auf eben jene Pflanzen an einer Mauer der Gebläsehallen.
Die Gießhalle lässt der Ungelsheimer, obwohl ein großer Freund des Sommerkinos, an diesem Montagmittag links liegen, bleibt nach wenigen Metern am Klettergarten des Alpenvereins stehen und muss schmunzeln. „Ich war ja nie ein guter Kletterer“, erzählt Urbanski. „Dafür ein ganz guter Ringer.“ Zweite Bundesliga mit AKS Rheinhausen immerhin.
Nach wenigen Metern steht der 66-Jährige dann vor einer, wie er findet, der größten Attraktionen des Parks – dem Hochofen 5. „Von oben hat man einen atemberaubenden Ausblick“, sagt der WAZ-Leserbeirat und nimmt bereits die erste Treppenstufe. Eine Hand fasst sofort ans Geländer. „Das ist noch in mir drin, war früher Pflicht bei HKM“, sagt er. „Die meisten Unfälle sind damals auf den Treppen passiert.“
Gefährlich sei auch die Arbeit an der Gichtbühne gewesen, die jeder Besucher beim Aufstieg passiert. „Wegen der Gichtgase“, erklärt Urbanski. Auf der Gichtbühne wurde der Hochofen mit dem sogenannten Möller – Erz, Kalkstein und Sinter – sowie Koks gefüllt.
Immer höher geht’s hinaus. „Schwindelfrei musste ich früher auch bei HKM sein. Da durfte ich auch mal in 50 Metern Höhe schweißen. Das war nicht ohne“, sagt der 66-Jährige. Auf gut 70 Metern Höhe ist er ganz oben auf dem Hochofen 5 angekommen. Die alte Glockenhebelbühne fällt sofort ins Auge, mit der über Aufzugseile so genannte Hunte, Förderwagen mit Koks oder Erz, hochgehievt worden sind.
Fantastischer Ausblick
Bruno Urbanski genießt aber vor allem den fantastischen Ausblick. „Es gibt für mich keinen besseren Ort, über Duisburg zu schauen. Man sieht viel Industrie, aber auch, wie grün die Stadt ist“, sagt der 66-Jährige und macht sich kurz darauf wieder auf den Weg nach unten.
Zum Abschluss seines Rundgangs geht’s zur Kraftzentrale. „Das ist neben dem Hochofen 5 mein absoluter Lieblingsort. Was habe ich hier schon für tolle Konzerte erlebt. Die Akustik ist einmalig“, sagt der Ungelsheimer. „Bei HKM hatten wir zwar ein eigenes Werksorchester. Aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass in einem ehemaligen Hüttenwerk mal Konzerte stattfinden würden. Das hier ist Kultur pur!“
Und der Name Kraftzentrale passe wunderbar dazu, tauge aber auch für den gesamten Landschaftspark. „Denn hier kommen eben nicht nur Kulturbegeisterte, sondern auch Sport- und Naturfans auf ihre Kosten“, sagt Urbanski und beendet einstweilen seinen Urlaub vor der eigenen Haustür – aber nur vorübergehend.
Er kommt wieder. Ganz sicher.