Duisburg. Historisches und Humorvolles: Oberbürgermeister Sören Link führte 20 WAZ-Leser exklusiv durchs Duisburger Rathaus und auch an seinen Arbeitsplatz.
Eine besonders schöne Pforte öffnete sich am Dienstag für 20 ausgewählte WAZ-Leser. Der Oberbürgermeister hielt das schwere Holzportal zum Rathaus auf und winkte seine Gäste hinein. „Ich staune immer wieder, wie viele Duisburger noch nie in ihrem Rathaus waren“, sagte Sören Link. Dabei gebe es dort nicht nur Ratssitzungen, sondern auch eine Vielzahl anderer öffentlicher Veranstaltungen vom Rathausgespräch bis zum Serenadenkonzert im Innenhof.
Als Duisburg noch reich war
„Hier sieht es aus wie in einer alten Ritterburg“, fanden die Besucher und bewunderten die Details, wie Musterfliesen, schmiedeeiserne Treppengeländer und Wandmalereien des Baus von 1902 im Stil der historisierenden Frührenaissance. „Damals war Duisburg noch eine reiche Stadt“, erklärte der OB. Das ist zwar Vergangenheit, aber das schönste Rathaus weit und breit ist ihr immerhin geblieben.
Nach einer Runde mit dem berühmten Paternoster ging es in das frischgebohnerte Mercator-Zimmer. Die Gäste bewunderten die Duisburger Amtskette und erfuhren, dass das gute Stück leider dazu neige, dem Träger die Jacketts zu ruinieren, weil es an den Schultern eingehakt werden muss. Und das deutsche Oberbürgermeister ganz schön auffallen, wenn sie in Frankreich Kette trügen, was dort nicht üblich sei.
Im Ratssaal ging es um die schönen, bleiverglasten Fenster und die Sitzordnung im Rat. Die unbequemen Stühle, die fehlenden Steckdosen und alte Mikrofonanlage in dem Saal, der mit 84 Ratsleuten bei den Sitzungen proppenvoll ist, müssten dringend mal renoviert werden, da ist sich Link mit seinen Besuchern einig.
Schöner Blick aufs Landesarchiv
Ganz anders ist es in seinem Eckbüro, von dem aus man einen schönen Blick auf das Landesarchiv, ein Stück Innenhafen und die Salvatorkirche hat. Das strahlt schon frisch renoviert und technisch auf dem neusten Stand. Der Schreibtisch, an dem seit Karl Lehrs Zeiten die Oberbürgermeister gearbeitet hatten, steht inzwischen im Stadthistorischen Museum.
„Karl Lehr war ziemlich dick, obwohl man das auf seinem Bild gar nicht sieht“, plauderte Link aus dem städtischen Nähkästchen, „deshalb hatte man an seinem Schreibtisch vorne eine Aussparung gemacht.“ Auch er habe in seinem ersten Amtsjahr zehn Kilo zugelegt, vertraute er den WAZ-Lesern an. „Na, hoffentlich war es dann nicht verfrüht, den Schreibtisch abzugeben“, überlegte ein Besucher sehr zur Freude aller anderen. „Der ist ja nur verliehen“, sagte der OB prompt, „sollte ich aus allen Nähten platzen, holen wir ihn einfach zurück.“
„Ich fände es schön, wenn der Burgplatz wieder würde, was er war, als dieses Rathaus gebaut wurde, nämlich ein richtiger Platz ohne Autos mit Häusern drumherum“, sagte der OB. Das gefiele auch den Gästen, die nach zweieinhalb Stunden Führung wieder im Foyer stehen. Aber sie sind sehr skeptisch, ob das auch klappt. „Also diese Reaktion ist doch so typisch für Duisburger“, so das Stadtoberhaupt kopfschüttelnd.