Duisburg. Technik, die begeistert: Rund 20 Leser durften einen Blick hinter die Kulissen des DVG-Betriebshofs Grunewald in Duisburg werfen.
Der Geruch von Zitrus-Reiniger dringt sofort in die Nase. Von den Graffiti auf der linken Seite der Straßenbahn, die morgens verschmiert in den DVG-Betriebshof Grunewald zurückgekehrt ist, ist längst nichts mehr zu sehen. Das Thema Vandalismus beschäftigt die rund 20 Leser bei einer weiteren Folge unserer Sommerserie „WAZ öffnet Pforten“ aber die gesamte Führung, hier auf dem Gelände an der Düsseldorfer Straße.
Werkstattleiter Andreas Offer stellt klar: „Fahrzeuge mit Graffiti ziehen wir sofort aus dem Verkehr. Wir wollen nicht auch noch kostenlose Werbung für diese so genannten Künstler machen.“
Sachbeschädigungen haben aus seiner Sicht zwar nicht zugenommen, seien aber seit Jahrzehnten ein leidiges Dauerthema für die DVG, sagt er und plaudert aus dem Nähkästchen: „Einige werden sich vielleicht noch erinnern, dass wir vor vielen Jahren mal Schaumstoffsitze in den Bahnen hatten. Die sind immer wieder aufgeschlitzt worden“, erzählt Offer. „Das hat uns damals eine Million Mark pro Jahr gekostet. Nachdem wir mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen sind, ist es sogar noch schlimmer geworden: Dann waren es plötzlich 1,5 Millionen Mark. Danach bekamen wir Hartschalensitze...“
Bauteile mit bis zu 750 Volt
Kopfschütteln bei den WAZ-Gästen, die zuvor bereits auch einen Blick in die so genannte Zugsicherungswerkstatt geworfen haben. Eine Zugsicherung, erklärt Offer, sei ein PC-System, das dafür sorge, dass die Bahnen in den Tunneln automatisch fahren können. Dies tun sie allerdings nicht mehr lange. „Das wird bis 2025 abgeschafft, weil es einfach zu teuer ist.“ Dann gebe der Fahrer wieder selber Gas, so Offer.
Er führt die Leser anschließend über die Elektrowerkstatt, in der wenige und speziell geschulte Mitarbeiter an Bauteilen mit bis zu 750 Volt werkeln, weiter zur Blechbearbeitung, wo unter anderem Kotflügel für die Bahnen selbst gefertigt werden.
Nach einem Blick auf höhenverstellbare Arbeitsbühnen links und rechts einer Straßenbahn, um etwa auch auf dem Dach problemlos arbeiten zu können, geht’s in eine Halle, „in der nachts die Hölle los ist“, sagt Offer. Kleinere Instandsetzungen werden dort durchgeführt, etwa Räder wieder rund gemacht, Stromabnehmer stehen auch zur Verfügung.
Zum Abschluss dürfen die WAZ-Gäste noch ganz entspannt in einer Bahn Platz nehmen. Betriebshofleiter Holger Peich erzählt von den vielfältigen Gründen für Bahnausfälle wie Unwetter, technische Störungen und Unfällen sowie vom großen Problem, geeignete Fahrer-Azubis zu bekommen.
WAZ-Leser Jan Harmsen (19) mit einer großen Leidenschaft für Straßenbahnen hätte sich nach der Schule um ein Haar beworben. Er hat sich dann doch für ein Statistik-Studium in Dortmund entschieden. Als der 19-Jährige jetzt auf dem Fahrersitz Platz nimmt, kommen leise Zweifel auf, ob sein Entschluss richtig war. „Es ist hier vorne einfach ein unbeschreibliches Gefühl!“
Zahlen und Fakten zum DVG-Betriebshof
Neben Fahrdienst sind zum Beispiel auch Fahrleitungs- und Gleisbau, Haltestellenmanagement und Hauptwerkstatt beim Betriebshof an der Düsseldorfer Straße angesiedelt.Rund 780 DVG-Mitarbeiter, 176 Busse, 64 Straßen- und Stadtbahnen sind aktuell im Einsatz. 365 Tage im Jahr ist die Bereitschaft durch ein Zwei-Schicht-System rund um die Uhr erreichbar. Die durchschnittliche Lebensdauer einer Bahn beträgt 30 bis 40 Jahre. Bis 2022 werden voraussichtlich 47 neue Bahnengeordert.Unfälle gibt es laut Werkstattleiter Andreas Offer im Schnitt zwei bis drei Mal pro Woche.