Duisburg. . Bei einem etwa zweistündigen Rundgang durch die JVA erfahren 20 Besucher viel Wissenswertes über die Anstalt und den Arbeitsalltag der Häftlinge
Und dann fällt die Stahltür krachend ins Schloss. Joachim Wallborn, Justizvollzugsbediensteter in der JVA Hamborn, schiebt den Schlüssel ins Schloss und dreht ihn laut klackend herum. Die Justizvollzugsanstalt hat 20 neue „Insassen“ – zumindest für eine Weile. Denn an diesem Nachmittag öffnet die WAZ nicht nur die Pforte zur streng bewachten Einrichtung, sondern schließt sie auch gleich wieder – mit 20 auserwählten Lesern im Inneren des Haftgebäudes.
Bei einem etwa zweistündigen Rundgang erfahren unsere Leser viel Wissenswertes über die Anstalt, den Arbeitsalltag der Wärter und auch den der Häftlinge, die dort bis zu drei Monate in Untersuchungshaft sitzen.
Ein Einblick ins Gefängnisleben
Blickt man in die Gesichter der interessierten Besucher, sieht man jedoch einen Mienenspiel, das man sonst wohl eher selten im Eingangsbereich der JVA zu sehen bekommt: Denn alle strahlen voller Erwartung. Auch die hohen Temperaturen können die Freude nicht trüben. Schon auf dem Fußmarsch zu einen Aufenthaltsraum, wo Joachim Wallborn eine kurze Einführung gibt, stellen die WAZ-Leser jede Menge Fragen.
Jutta Woog wollte schon immer mal in den „Knast“, wie sie sagt. Allerdings natürlich nur als Teilnehmerin bei einer solchen Führung. „Es ist interessant, das alles mal mit eigenen Augen zu sehen und einen Einblick in das Gefängnisleben zu bekommen“, sagt sie.
243 Gefangene befinden sich derzeit in Einzel- und Gruppenzellen. 170 Bedienstete passen auf sie auf und versorgen sie mit dem Notwendigen. Auch wenn sich vom Taschendieb bis zum Mörder verschiedenste Täter unter den Gefangenen befinden können, betont Hallborn, dass die Wärter keine Knüppel brauchen. „Das Bild vom prügelnden Wärter ist Quatsch“, sagt er. Gewalt sei so gut wie nie nötig im Umgang mit den Häftlingen. „Wir sind alle gut ausgebildet, um Situationen nicht eskalieren zu lassen“, sagt er weiter.
Gruppenzellen sind sehr beliebt
Während die Besucher mit großen Augen durch die Gänge laufen, erklärt Wallborn, wie der Alltag für die Häftlinge aussieht. Nur eine Stunde Freigang. Wer nicht arbeitet, verbringt den Rest des Tages in der Zelle. Gemeinschaftszellen sind beliebt. „Gerade jene, die erstmalig hier sind, kommen ohnehin zu anderen, wenn sie nicht eindeutig dagegen sind.“ So könnten die anderen sie beruhigen, wenn mal der Freiheitsdrang oder die Verzweiflung einsetzen, so Walborn.
Dass es einem in einer Zelle schnell mulmig wird, davon überzeugten sich die WAZ-Leser auch, als sie in eine Einzelzelle traten. Recht eng und spartanisch eingerichtet sind diese. „Ich bin froh, dass ich wieder draußen bin“, sagt Ursula Freigang. „Passt auch besser zu meinem Namen, auf freiem Fuß zu sein“, sagt sie und lacht.
Trotz der Faszination sind alle Besucher froh, als sie sich wieder dem Ausgang nähern. Wallborn dreht den Schlüssel wieder klackend herum, das Sonnenlicht empfängt die Leser in Freiheit.