Duisburg. Gäste entpuppen sich allesamt als Experten, die selbst gärtnern. Wegen des hohen Besuchs ist meine Parzelle vorübergehend unkrautfrei

Die gute Nachricht vorweg: Alle Leser, die mich auf meiner Scholle besuchen wollten, sind angekommen. Sie lachen vielleicht – aber erklären Sie mal jemanden den Weg zu einem freien Feld, irgendwo zwischen Serm und Mündelheim. So ein Acker hat ja in den seltensten Fällen eine Hausnummer. Vier Interessierte, allesamt fachkundig, umrunden also das Feld von Bauer Hermann Blomenkamp. Er und seine Tochter Lisa, derzeit amtierende rheinische Kartoffelkönigin, erzählen etwas über die Anfänge. Und meiner Scholle wir natürlich auch ein Besuch abgestattet. Die hat sich übrigens gefreut, denn so unkrautfrei war meine Mietparzelle schon lange nicht mehr. Ich hab vorher nochmal gezupft. Das ist schließlich wie zu Hause. Wenn sich da Besuch ankündigt, wird auch nochmal gefeudelt. Aber verraten Sie das besser nicht meiner Familie...

Ein Duisburger Wetterphänomen

Lisa Blomenkamp, Anke Loss, Doris Kamphausen, Fabienne Piepiora  und Hermann Blomenkamp  am Miet-Acker in Serm. Im nächsten Jahr geht’s weiter.
Lisa Blomenkamp, Anke Loss, Doris Kamphausen, Fabienne Piepiora und Hermann Blomenkamp am Miet-Acker in Serm. Im nächsten Jahr geht’s weiter. © FUNKE Foto Services

Anfangs lernen die Leser erst einmal etwas über ein Duisburger Wetterphänomen: In der Innenstadt hatte es nachmittags noch geregnet, ich habe deshalb extra Gummistiefel dabei. Unten im Süden ist indes alles trocken. Kein Tropfen kam hier runter. „Wir liegen hier im Rheinbogen, da ziehen die Wolken meistens links oder rechts des Rheins ab“, weiß Blomenkamp aus Erfahrung. Die Schollenbesucher sollen sich ob der tiefhängenden Wolken keine Sorgen machen. Zehn Minuten später regnet es dann doch – der Vorführeffekt.

Also buddelt Ruth Wiesemann die Möhre etwas schneller aus. Das ist eine ihrer leichtesten Übungen. Die Röttgersbacherin hat als Kind viel Zeit auf einem Bauernhof verbracht. „Meine Großmutter hatte einen Hof. Da gab es alles. Tiere und Gemüse.“ Eine schöne Zeit. Nun gärtnern sie und ihr Mann Artur zu Hause. „Da haben wir aber nur einen Garten so groß wie ein Handtuch.“ Als Blomenkamp über seinen Hof führt, fachsimpelt sie mit ihm, etwa über Mehltau.

Kutschfahrten nach Feierabend

Zhen verschiedene Kartoffelsorten wachsen auf den Feldern von Blomenkamp. Zu Hause halten die sich maximal einen Monat. Die heutigen Keller sind nicht mehr so kalt wie früher.
Zhen verschiedene Kartoffelsorten wachsen auf den Feldern von Blomenkamp. Zu Hause halten die sich maximal einen Monat. Die heutigen Keller sind nicht mehr so kalt wie früher. © FUNKE Foto Services

Gatte Artur Wiesemann interessiert sich eher für die unterschiedlichen Kartoffelsorten. „Wir mögen ja am liebsten Annabelle“, verrät er. „Die meisten Kunden sind sehr sortentreu“, weiß Lisa Blomenkamp. Da kommen schonmal Anrufe, ob zum Beispiel „Cilena“ vorrätig sei. Wer übrigens selbst welche anbauen möchte, bekommt bei Blomenkamps im Frühjahr Saatkartoffeln. Gefragt, ob das Landleben als Kind wirklich so idyllisch war, wie sich Städter das vorstellen, antwortet die 23-Jährige: „Wenn mal Feierabend war, war es toll. Wir hatten Pferde, konnten Kutschfahrten machen und hatten viele Haustiere wie eine Entenfamilie.“ Die beiden Pferde Polly und Mecki gehören immer noch zum Hof, sind allerdings längst in Rente.

Doris Kamphausen interessiert sich besonders für die Tomaten. Die wachsen bei Bauer Blomenkamp im Gewächshaus.
Doris Kamphausen interessiert sich besonders für die Tomaten. Die wachsen bei Bauer Blomenkamp im Gewächshaus. © FUNKE Foto Services

Doris Kamphausen gärtnert bei sich am Carport. Dort hat sie ein paar Töpfe mit Tomaten hängen. Die Ernte wird mit Vorliebe von der Enkelin genascht. Bekannte von ihr haben ebenfalls einen Mietacker gepachtet, allerdings in Essen. „Ich habe keinen besonders grünen Daumen.“ Wie gut, dass Freundin Anke Loss sich besser auskennt und ihr immer Tipps gibt. Seit die ehemalige Lehrerin in Pension ist, ist sie unter die Kleingärtner gegangen. So ein Feld wäre nix für sie. „Ich bin froh, dass ich einen Wasseranschluss im Garten habe und nicht die Gießkannen schleppen muss“, sagt die 65-Jährige, während sie mir fleißig beim Bewässern hilft.