Duisburg. Wer hat von meinem Acker gefressen? Übers Wetter meckern bringt zwar nichts, trotzdem kommen nicht alle Pflanzen mit dem Regen klar

Nach ein paar Wochen mit der eigenen Scholle habe ich schon einiges gelernt. Botanisch, aber auch sonst. Als Neuling gleicht mein Garten ja einem einzigen „Trial and Error“-Versuch. Erstens: Geduld ist gefragt. So ein eigener Garten ist Sisyphos-Arbeit – kaum hat man das Unkraut rausgezupft, kann man in der nächsten Woche wieder von vorne anfangen.


Ein paar Stunden pro Woche sollte man schon einplanen. Nicht nur, um zu jäten und zu ernten. Manchmal halten Radler an und informieren sich über das Projekt. Oder die Gartennachbarn sind auch da, und man unterhält sich über die Beete hinweg über die ersten Ernterfolge: „Gut, dass die Kohlrabi durch sind. Zwölf waren aber auch wirklich genug!“ Ruckzuck verfliegt die Zeit.

Momentan ist Zucchini-Schwemme. Die hatte man mir schon vorausgesagt. Ich hatte Riesen-Zucchini immer für ein Gerücht gehalten. Nun habe ich sie selbst im Garten. Auch die Knackerbsen entwickeln sich gut und die ersten Gurken wurden auch schon getestet. Die dicken Bohnen tragen prächtig. Nur: Was macht man damit. Haben Sie ein gutes Rezept für mich? Jeden, den ich frage, der antwortet nur: „Mit dicken Bohnen kannste mich jagen!“ Hinweise bitte an f.piepiora@waz.de.

Vergleichen bringt nix

Bei den Tomaten trennt sich gerade die Spreu vom Weizen.
Bei den Tomaten trennt sich gerade die Spreu vom Weizen. © FUNKE Foto Services

Zweite Lehre: Übers Wetter schimpfen bringt nix. Regnet es, freu’ ich mich, dass ich nicht gießen muss. Scheint die Sonne, freu’ ich mich natürlich auch. Inzwischen trennt sich bei den Pflanzen allerdings die Spreu vom Weizen. Zehn verschiedene Tomatensorten habe ich gepflanzt. Es gibt Vertreter, die kommen mit dem Wind, der zeitweise über das Feld fegt gut klar, und die Rispen tragen kleine oder größere pralle Früchte. Andere haben gar keine Blüten angesetzt. Dann gibt es einige, da hat die Braunfäule zugeschlagen. Der Schädlingspilz verursacht, dass das Grün welkt und eben braun wird. Apropos Schädlinge: Einige Blätter, besonders der Kohlsorten, sehen wie gelocht aus. „Skelettierfraß“ nennt das übrigens der Fachmann. Wer da allerdings von meinem Acker gefressen hat, hab ich noch nicht herausgefunden.

Zurück zu den Tomaten: Schweren Herzens habe ich jetzt ein paar ganz traurig aussehende Pflanzen entsorgt – in der Hoffnung, dass die anderen sich umso prächtiger entwickeln. Freunde beruhigten mich: „Du kannst nicht jeden retten.“

Erkenntnisgewinn numero drei: Vergleichen bringt nix. Bei dem einen waren die Zucchini schon viel eher reif, dafür wollen die Tomaten partout nicht kommen. Bei anderen blüht die Kapuzinerkresse und die Mangold-Blätter sind viel grüner und knackiger. Mir spart der Garten manchen Gemüse-Einkauf. Es ist sogar so, dass die Ernte schnell verarbeitet werden muss. Und wenn dann eine Sorte reif ist, dann gibt’s eben nicht nur einen Salatkopf, sondern fünf. So saisonal und abwechslungsreich habe ich mich selten ernährt – und der eine oder andere hat schon etwas zum Probieren bekommen. Geflucht habe ich über das neue Hobby bisher selten – auch, wenn ich manchmal Rücken habe.