Duisburg. . Der Komponist Marius-Felix Lange ist sicher, dass sie das bunte Geschehen auch verstehen. Seine Musik entsteht aus der literarischen Vorlage.
Im Bereich Familienoper dürfte Marius-Felix Lange zurzeit der gefragteste Komponist Deutschlands sein. Nach Werken für Köln, Berlin und Zürich hat er auch zwei Stücke für die Deutsche Oper am Rhein geschrieben: „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“ und „Die Schneekönigin“, die beide in Duisburg uraufgeführt wurden. Mit dem Komponisten sprach Michael Hermes.
Sie komponieren für verschiedene Gattungen, gelten aber als Spezialist für Familienopern. Schreiben Sie für Kinder und Jugendliche andere Musik als für Erwachsene?
Marius-Felix Lange: Ich komponiere nicht für ein spezielles Publikum, dafür ist es zu unterschiedlich. Bei all meinen Opern hat sich die Musik durch die literarische Vorlage selbstständig geschaffen. Beim „Mädchen“ oder der „Schneekönigin“ ergeben sich die Tonalität, die Motive und die musikalische Form aus der Geschichte. Ich versuche, in meiner persönlichen Sprache Musik zu schreiben, die mich emotional berührt und in die Handlung hineinzieht, und hoffe, dass sie beim Publikum, jung oder alt, auf gleiche Weise wirkt.
Bei den Premieren gibt es immer viel Beifall für Sie und Ihre Musik. Bekommen Sie vom Publikum auch manchmal negative Reaktionen zu hören?
Lange: Von Zeit zu Zeit sorgen sich erwachsene Zuhörer, dass die Musik zu anspruchsvoll oder komplex für Kinder sei. Kinder sind bezüglich musikalischer Stilistik nach meiner Erfahrung aber sehr offen – auch deshalb, weil sie noch kein großes „Hörrepertoire“ haben. Sie nehmen das, was sie erleben, erst einmal als gegeben hin, und wenn sie etwas nicht verstehen, fragen sie während oder nach der Vorstellung nach. Oper nun ist zum Glück ein so buntes und vielschichtiges Geschehen, dass man sie auf ganz vielen verschiedenen Ebenen erleben und verstehen kann. Über die Bühnenaktion, die Kostüme und Kulisse, die Musik, das Gesungene oder Gesagte… Daher eignet sie sich auch so wunderbar für Kinder, mit denen ich immer versuche, nach einer Aufführung ins Gespräch zu kommen. Diese Gespräche sind oft sehr rührend und beglückend.
Weil die Rheinoper bei dem Projekt „Junge Oper Rhein-Ruhr“ mit Bonn und Dortmund kooperiert, werden Ihre Stücke über drei Spielzeiten verteilt gleich in vier Opernhäusern gespielt. Führt das dazu, dass Sie nach der Premiere weiter am Stück arbeiten?
Lange: Das kommt tatsächlich vor. Bei der „Schneekönigin“ habe ich nach den Duisburger Aufführungen die Instrumentation der lyrischen und zarten Stellen noch einmal überarbeitet und andere Stellen zugunsten einer besseren Wortverständlichkeit optimiert. Ich sehe das ein wenig als Werkstatt an und finde es gleichzeitig toll, dass ein Stück über drei Jahre wahrgenommen wird.
Durch welche Kinderopern wurde Ihre Begeisterung für die Oper geweckt?
Lange: Bei mir und meinem Zwillingsbruder Manuel, der Professor für Liedgestaltung in Detmold ist, waren es gleich die Opern für Erwachsene, die uns angesprochen haben. So mit 12, 13 Jahren sind wir Wagner-Fans geworden, nachdem unsere Eltern uns die Gesamtaufnahme des „Ring des Nibelungen“ unter Georg Solti auf Langspielplatten geschenkt haben. Kurz darauf haben wir dann den ganzen „Ring“ an der Deutschen Oper in Berlin gesehen. In den Schulferien gab es von der Deutschen Oper das Angebot, für 4 oder 5 DM in die Oper zu gehen, was wir natürlich mehrfach in der Woche genutzt haben. Heute gehe ich immer noch wahnsinnig gerne in alle möglichen Opern. Ich habe mir sogar gerade noch auf der Zugfahrt von Berlin nach Duisburg eine Karte für die „Götterdämmerung“ unter Daniel Barenboim an der Staatsoper gekauft.
Breites musikalisches Wissen
Der Komponist Marius Felix Lange wuchs in Berlin auf und spielte als Geiger im Orchester des Schleswig-Holstein Musikfestivals unter Leonard Bernstein und Sergiu Celibidache. Ein breites musikalisches Wissen erwarb er sich durch seine Studien in den Fächern Geige, Schulmusik, Jazz- und Popularmusik, Filmmusik und Komposition (bei U. Leyendecker). Für seine Oper „Das Opernschiff oder Am Südpol, denkt man, ist es heiß“ erhielt er den 1. Preis des 1. Internationalen Kompositionswettbewerbs Köln. Für die Kölner Oper schrieb er „Schneewittchen“, für Zürich „Das Gespenst von Canterville“.