Duisburg/Düsseldorf. . Tatjana Ivschina stattet mit der „Schneekönigin“ die siebte Familienoper an der Rheinoper aus. Sie führt in Blumenpracht und Eiseskälte.

Eiseskälte und Blütenpracht, Teufel und Trolle, Räuber und Prinzessin, Zauberfee und weise Frauen – Hans Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ ist schön und tiefgründig – und ein Fest für eine Kostümbildnerin. Tatjana Ivschina, die an der Rheinoper schon sechs Familienopern prächtig ausgestattet hat, unternimmt mit der „Schneekönigin“ einen neuen Höhenflug – und mit ihr die Kostümabteilung. Ein Blütenrausch hat die Werkstätten im Düsseldorfer Opernhaus erfasst.

„Jeder denkt bei der Schneekönigin an Kälte, vergisst aber oft die ganz verschiedenen Welten, die Gerda durchlebt.“ Die sie durchleben muss bei ihrer Suche nach ihrem Spielgefährten Kay, der zunächst vom Splitter des teuflischen Spiegels getroffen wird, der sein Herz kalt wie Eis und böse macht, und dann von der Schneekönigin entführt wird. Vor einem halben Jahr hat Tatjana Ivschina mit der Entwicklung der Kostüme begonnen, hat ihre Ideen gezeichnet, die jetzt in Stoff umgesetzt werden. Oder Federn. Denn als gefangene Vögel tragen die Chorsängerinnen Taubenhüte. Jeder anders, jeder mit selbst gestaltetem Schnabel.

Denn ob es nun hässliche oder schöne Gestalten sind, haarige Trolle mit Schwänzen, Rentier und Räubermädchen, undurchschaubare Blumenfrau oder bezaubernde Prinzessin – alle Kostüme sind individuell, liebevoll und raffiniert bis ins Detail. Sogar die Mützen, die Gerda trägt, wurden handgestrickt. Nichts ist von der Stange.

Großer Aufwand steckt in den Blumenkostümen. Weiße Schneeglöckchen, gelbe Mimosen, rote Rosen und grüner Holunder kleiden die Darsteller. Die Stoffe wurden eigens mit Motiven bedruckt, die Tatjana Ivschina nach botanischen Abbildungen der Pflanzen entwickelt hat. Der Stoffdruck an sich sei kein Problem, sagt Stefanie Salm, Chefin der Kostümabteilung. Schwieriger sei es, einen Hersteller zu finden, der bereit ist, die vergleichsweise geringen Stoffmengen zu bedrucken. Denn obwohl manche Kostüme mehrfach geschneidert werden – für Zweitbesetzungen oder weil die Produktion anschließend an andere Häuser geht – bleibt es ein Nischenprodukt. „Aber wir haben da unsere Adressen.“ Bei der Entwicklung der Kostüme spielen auch praktische Fragen eine Rolle, zum Beispiel, wie sie gereinigt werden können. „Es sind immer Herausforderungen: von der Idee übers weiterentwickeln bis zum Realisieren.“

Mit Fantasie und Fleiß sind auch die golden-rüschigen Kostüme für Prinz und Prinzessin entstanden. „Ich versuche, den Charakter über die Kostüme zu formen“, sagt Tatjana Ivschina. „Prinz und Prinzessin sind so verliebt, sie singen so süß.“ Die beiden werden zunächst nur mit ihren prächtig ausstaffierten Oberkörpern als Teil eines riesigen Bettes zu sehen sein (inklusive goldener Schlafmaske und goldenem Nackenkissen). Wenn sie dann aufstehen, enthüllen sie ihr „Fahrgestell“ mit Unterhose und Schlafschuhen. „Auf so etwas fahren die Kinder total ab“, weiß Stefanie Salm. Tatjana Ivschinas Kostüme und ihr Bühnenbild leben auch immer von Überraschungen.

„Wenn die Schneekönigin auftritt, wird die Bühne weiß“, verrät Tatjana Ivschina. Diese wunderschöne, kalte Frau trägt eine lange Schleppe und glitzert.

Uraufführung in Duisburg 

Die Uraufführung von Marius Felix Langes Oper „Die Schneekönigin“ ist am 23. April um 18 Uhr im Theater Duisburg. Die Familien­oper für Kinder ab sechs Jahren nach dem Märchen von Hans Christian Andersen ist bereits die dritte Neukomposition, die die Deutsche Oper am Rhein gemeinsam mit den Theatern Dortmund und Bonn im Rahmen der Kooperation „Junge Opern Rhein-Ruhr“ in Auftrag gegeben hat.

Nach den beiden Uraufführungen „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“ und „Ronja Räubertochter“ inszeniert Johannes Schmid jetzt „Die Schneekönigin“. Die Musik von Marius Felix Lange, der bereits „Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte“ kompo­nierte und nun auch das Libretto zur „Schneekönigin“ verfasst hat, bringt Kapellmeister Lukas Beikircher mit den Duisburger Philharmoni­kern zum Klingen. Die Ensemblesolisten Adela Zaharia als Schneekönigin, Heidi Elisabeth Meier als Gerda und Dmitri Vargin als Kay führen das 13-köpfige Sängerensemble an und lassen Andersens fantastische Welt zusammen mit dem Projektchor der Robert-Schumann-Hochschule lebendig werden.

Die Familienopernwerkstatt mit Probenbesuch beginnt am Freitag, 15. April, um 18 Uhr im Duisburger Stadttheater.