Duisburg. . David Jannke (33) aus Duisburg hegt, pflegt und fällt Bäume in mitunter schwindelerregenden Höhen. Sein Können zeigt er bei den NRW-Meisterschaften.

Höhenangst wäre jetzt ganz schlecht. Dann hätte David Jannke, der mit Steigeisen und Seil die Krone eines Baumes in einem Hinterhof der Paul-Bäumer-Straße in Meiderich erklimmt hat, aber auch den falschen Job. Der Neudorfer ist Baumpfleger-Azubi. Dass der 33-Jährige hölzerne Hünen wie an diesem Mittwochvormittag kletternd fällt, kommt aber eher seltener vor. Der Lehrling einer Mülheimer Firma nimmt im Auftrag von Städten, Wohnungsgesellschaften oder Privatleuten vor allem Rückschnitte aus Sicherheitsgründen vor.

Die Ausbildung ist noch keine staatlich anerkannte, die Baumpfleger-Szene in NRW überschaubar. Am Wochenende ist ihr geballtes Können aber im Wittener Stadtpark zu bewundern. Dort steigt dann am Samstag und Sonntag die Landesmeisterschaften im Baumklettern. Und weil Jannkes Chef, Thoren Benk, früher sogar mal Deutscher Meister und Vize-Europameister war und Mitorganisator der Wettkämpfe ist, hat er den Neudorfer zu einem Start motiviert.

Mal abgesehen davon, dass der 33-Jährige ein Kerl wie ein Baum ist, dient allein die tägliche Arbeit vorzüglich als Vorbereitung. Denn die sechs Disziplinen sind daran angelehnt – vor allem Workclimb, auf gut Deutsch: Arbeitsklettern. Das mag David Jannke gerade deshalb besonders. Es ist die Königsdisziplin: Mehrere Arbeitsstationen in der Krone sollen dabei möglichst baumschonend erreicht werden. Wobei eine Glocke mit einer Säge anzuschlagen und auf minimale Belastung der Äste zu achten ist.

Erst Geowissenschaften studiert

Der Neudorfer findet es spannend, sich mit anderen Baumpflegern zu messen, hohe Ziele hat er sich für seine Meisterschaftspremiere aber nicht gesteckt. „Ich lass mich einfach mal überraschen“, sagt Jannke, der über Umwege zum Baumpfleger-Azubi geworden ist.

„Ich hab erst lange Geowissenschaft studiert, aber dann irgendwann gemerkt, dass Geowissenschaftler nicht so sehr gefragt sind“, erzählt der Duisburger.

Da er seit vielen Jahren aber in seiner Freizeit ein begeisterter Sportkletterer ist und neben dem Studium unter anderem als Trainer im Hochseilgarten des Sportparks Wedau gearbeitet hat, ist ihm Höhe in Verbindung mit Bäumen nicht fremd. Im vergangenen September hat er dann die Chance zur freien, erst einmal dreijährigen Ausbildung bekommen.

„Das hat tatsächlich ein bisschen was von Hobby zum Beruf machen“, sagt David Jannke. „Ich bin nicht nur schwindelfrei, sondern vor allem gerne draußen. Man muss bei der Arbeit voll konzentriert und fokussiert sein, aber gerade das liebe ich. Außerdem hab ich immer einen tollen Blick von oben.“

Vierte Auflage der Wettkämpfe in NRW

Baumklettermeisterschaften werden in Deutschland seit 1992 durch die ISA (International Society of Arboriculture) in Zusammenarbeit mit engagierten Unternehmen der Branchen ausgerichtet. In NRW gibt es diesmal die vierte Auflage in Witten mit mehr als 40 Männern und Frauen. Mit solchen Veranstaltungen sollen einem breitem Publikum außerdem der sachgerechte Umgang mit Bäumen vermittelt und der Beruf des kletternden Baumpflegers näher gebracht werden.