Duisburg. . Da hilft nur Hacken und Jäten. Aus einigen nun unerwünschten Pflanzen entwickelte sich durch Züchtung übrigens Rucola und anderes Gemüse
Fabis Scholle müsste man derzeit umbenennen – in Piepioras Plantage. Die Pflanzen, die am besten wachsen, sind Unkraut. Das wuchert so, dass man etwa das zarte Grün der Zwiebeln nur noch erahnen kann. Und auch der Spinat versteckt sich. Neulich bekam ich sogar eine E-Mail mit dem Betreff: „Unkraut in Mündelheim“ und der Frage, ob mit mir alles in Ordnung sei, mein Garten würde gerade verwildern. Danke, alles bestens.
Ich war eine Woche im Urlaub, nicht ahnend, dass danach die Parzelle so urwüchsig aussieht wie das baltische Hinterland, das ich in der Zwischenzeit bereiste. Jetzt weiß ich auch, warum mein Opa früher seinen Urlaub nach dem Gartenkalender ausrichtete, sehr zum Leidwesen meiner Oma. Erst kamen die Erdbeeren und der Salat, später der Kohl und irgendwann die Kartoffeln. Urlaub war also fast nie drin. Zum Glück funktioniert bei uns die Garten-Nachbarschaft – und mit dem Gießen gab’s in diesem Jahr ja auch noch kein Problem. So eine Woche ohne Pflege sollte also drin sein.
Chemikalien sind auf dem Acker nicht erlaubt. Das gilt übrigens auch für die meisten anderen privaten Gärten oder Gehwege vor Häusern, aus dessen Fugen es sprießt. Die Herbizide und Pestizide könnten ins Grundwasser sickern. Wer erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen – so ist es im Pflanzenschutzgesetz NRW geregelt. „Viel machen kann man nicht, nur früh genug jäten, am besten, wenn der Boden trocken ist“, rät Landwirt Hermann Blomenkamp, auf dessen Acker sich die Hobby-Gärtner eingemietet haben. „Wenn’s nur kleine Pflanzen sind, kann man sie auch liegen lassen.“ Momentan wächst der Kompostberg wöchentlich an.
„Auch auf landwirtschaftlichen Feldern hat man immer das Unkraut-Problem“, weiß Markus Schmidt von „Meine Ernte“, dem Vermittler der Flächen. Damit die Pflanzen genug Platz zum Wachsen haben, sollte man allerdings nicht zu lange mit dem Jäten warten. „Mittlerweile ist das Meiste giftig, aber einige unserer Gemüsepflanzen haben sich aus Beikräutern entwickeln“, erklärt Markus Schmidt. Rucola sei ein klassisches Beispiel dafür. Durch gezieltes Züchten sei der Salat entstanden.
Kopfsalat und Kohlrabi
Die erste Ernte gab’s auf meiner Scholle auch schon: Der Kopfsalat ist groß und reif; ebenso Kohlrabi in Weiß und Violett, wobei der Botaniker von „Blauen“ spricht. Und alle, die bisher im Supermarkt dran vorbeigelaufen sind, sei gesagt: Das Fleisch ist ebenfalls farbig, schmeckt aber nicht anders als die helle Variante. Die Gemüseversorgung ist jedenfalls gesichert: Kohlrabi in Form von Carpaccio, Rohkost oder klassisch gekocht.