Duisburg. Auf dem Stadtgebiet von Duisburg trifft man auf 90 Naturdenkmale. Das sind Bäume oder Stein-Findlinge. In einer Sommerserie stellen wir ihnen neun imposante Bäume vor.
Gestatten? Die Redaktion stellt vor: Besondere Bäume - Naturdenkmäler in Duisburg. Besonders schön, oder sehr selten müssen sie sein, mit einer weit ausladenden Krone, einem dichten Laubwerk und einem makellosen Stamm.
Dann kann der Baum zu einem „Naturdenkmal“ werden. Auf dem Stadtgebiet von Duisburg trifft man auf 90 dieser Einzelschöpfungen der Natur. In der freien Landschaft, oder aber auch innerhalb der städtischen Bebauung. Dies können Bäume sein, aber auch steinerne Findlinge aus der Eiszeit, ganze Baumgruppen und Alleen. Wir stellen in den kommenden Wochen in einer Bilder-Serie ausschließlich schöne alte Bäume vor, Naturdenkmale, die diese Industriestadt bereichern und die Lebensqualität für ihre Bewohner erhöhen.
Nur wenige Bäume sind verlässlich altersbestimmt
Im dicht besiedelten Industrieraum Duisburg, über den zwei Weltkriege hinweg gegangen sind, ist kaum ein Baum älter als 200 bis 250 Jahre, sagt Revierförster Stefan Jeschke. Bäume, die 1000 Jahre oder älter sind, sucht man hier vergebens. „Es gibt aber solche Exemplare in Nordrhein-Westfalen und in Deutschland“, so der Förster. Höchste Zeit also, in Duisburg dafür ein Bewusstsein zu entwickeln und den alten Baumbestand so zu hegen und zu pflegen, auf dass spätestens an einem sonnigen Montagmorgen des Jahres 2766 (also in 750 Jahren) der erste „Tausendjährige Baum“ in Duisburg gefeiert, bewundert und bekundet werden kann.
Zum Vergleich: Große und alte Bäume Mitteleuropas haben ein Alter zwischen 300 und 600 Jahren. Viele Dörfer haben so genannte „tausendjährige Eichen“ oder Linden, die bei näherer Untersuchung aber diesen Anspruch meist nicht erfüllen. Die Altersdaten auch der Duisburger Naturdenkmäler beruhen meist auf Schätzung oder Überlieferung, nur wenige einzelne Bäume sind anhand von Quellen oder Kernbohrung verlässlich altersbestimmt.
In den kommenden acht Wochen wandert unser Blick quer durch die Stadt, unterstützt von Heinz Kuhlen, Gartenbautechniker und ausgewiesener Baumexperte.
Heute: Die Stieleiche in Wehofen - 200 Jahre alt
Das erste Naturdenkmal „Baum“, das die Redaktion vorstellt, ist eine etwa 230 Jahre alt Stieleiche, allein stehend und weithin sichtbar – im Duisburger Norden, im Stadtteil Wehofen, am Möllenbruchshof. Quercus robur, so lautet der wissenschaftliche Name für den imposanten Baum, der wie die meisten Naturdenkmäler auch hier auf privatem Grund und Boden steht. Die Steileiche, auch „Sommereiche“ genannt, gehört zu den einheimischen „Buchengewächsen“.
Dieses Exemplar der Eiche ist zirka 20 Meter hoch, hat einen Kronendurchmesser von 18 Meter und einen imposanten Stammumfang von 3,35 Meter. Zirka 230 Jahre alt, muss der Baum also geschätzt im Jahr 1786 von einem unbekannten Bauer in Walsumer Erde gesetzt worden sein oder sie hat sich selber ausgesät. Im gleichen Jahr starb 500 Kilometer entfernt im Schloss Sanssouci in Potsdam der preußische König Friedrich der Große, nach 46-jähriger Regierungszeit. Etwa zur gleichen Zeit haben in Duisburg zwölf Familien aus Hessen als Kolonisten den heutigen Stadtteil „Neudorf“ gegründet. Die Stieleiche in Wehofen ist Zeitzeuge.
Die Germanen weihten die Eiche ihrem Gott Donar: alte und ehrwürdige Exemplare standen als sog. Donareichen unter ihrem besonderen Schutz. Bis heute gilt die Eiche in vielen Kulturen Europas als Sinnbild für Standhaftigkeit, Weisheit, Wahrheit, Treue und Heldentum. Eicheln und Eichenlaub zieren Münzen, Wappen und Rangabzeichen.
Lebensraum von etlichen Insektenarten
Eichen können sehr alt werden (500-800 Jahre). Eicheln galten früher als hervorragende Nahrung mit reichlich Stärke, Eiweiß und Fett, mussten aber vorher entbittert werden. Getreide wurde noch bis ins Mittelalter mit Eichelmehl gestreckt. Heute werden Eicheln zur Schweinemast verwendet, dies gibt dem Fleisch besondere Festigkeit und Würze. Kein anderes einheimisches Holz hat die Widerstandskraft der Eiche oder auch nur ähnlich gute Haltbarkeitseigenschaften unter Wasser. Schiffe, Brückenpfähle und Whiskyfässer wurden daraus gezimmert.
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Als Furnierholz und zum Möbelbau eignet sich Eichenholz ebenfalls, vor allem das engringige Holz. Das schwere und harte Holz mit weiten Jahrringen wird gern als Bau- und Konstruktionsholz verwendet. Unsere heimischen Eichen bieten hunderten von Insektenarten und deren Larven Futter und Lebensraum. Den Bienen liefern die Eichen im Mai Pollen, im Juni Blatthonig. Die Früchte sind eine wichtige Nahrung für viele Vogel- und Säugetierarten.
Die zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung des Eichengerbstoffes machte man sich in der Volksmedizin zu Nutze.