Duisburg. Die Traglufthalle in Duisburg-Rheinhausen wird bald belegt und die Stadt plant bereits eine zweite Halle um Flüchtlinge unterbringen zu können.
Von Entwarnung keine Rede: Der Zustrom von Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt, wie Syrien, Irak, Afghanistan sowie West- und Nord- Afrika nach Duisburg hält weiterhin an. Auf hohem Niveau. Derzeit werden der Stadt Duisburg vom Land NRW pro Monat 450 Flüchtlinge zur Unterbringung zugewiesen. Allein 300 von ihnen pro Monat, um ein klaffendes Aufnahme-Defizit aus dem vergangenen Jahr auszugleichen. Aktuell zählt die Stadt 6725 Flüchtlinge in 20 Unterkünften, in sechs Notunterkünften, sowie in 940 bereitgestellten Wohnungen.
Leistungen, die in diesem Jahr mit 77 Millionen Euro für Mieten, Personal und Security-Aufwand zu Buche schlagen. Im vergangenen Jahr waren es nach Worten des für diese Fragen zuständigen Stadtdirektors Reinhold Spaniel 33 Millionen Euro.
Mit einem dramatischen Zustrom wie im vergangenen Jahr („Ein brutales Jahr!“) so Spaniel, sei aber derzeit nicht mehr zu rechnen. Allerdings kämen trotz Blockade der „Balkanroute“ weiterhin Tausende von Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa, nach Deutschland und Duisburg.
Im Folgenden: Zahlen, Daten und Fakten, über die der Stadtdirektor Politik und Öffentlichkeit Ende Juli informieren will.
Ausreise und Abschiebung
Dem Zustrom stünden mittlerweile auch spürbare Abgänge gegenüber: Flüchtlinge, die freiwillig wieder ausreisen wollten, aber auch Flüchtlinge, die in Deutschland untertauchten und für die Duisburger Verwaltung derzeit unauffindbar seien, bzw. (einige wenige) Personen, die abgeschoben würden. Und solche Asylbewerber, deren Anträge vom Bundesamt für Migration positiv beschieden wurden, und die deshalb die Übergangswohnheime gegen eine eigene Wohnung eintauschen müssten.
Die Landesunterkunft im ehemaligen St. Barbara-Krankenhaus in Neumühl ist nach Beobachtung der Stadt derzeit nur noch mit zirka 300 Personen belegt, maximal haben aber dort 800 Menschen Platz. In eineinhalb Jahren, spätestens Anfang 2018, werde der Standort leergezogen und aufgegeben und das komplette Areal einer umfangreichen Wohnbebauung Platz machen. Die ehemalige Landesunterkunft und heutige städtische Unterkunft „Glückaufhalle“ in Homberg soll der erste Standort sein, der bei nachlassendem Bedarf seine ursprüngliche Nutzung zurückerhalten soll.
Wird der Zustrom mehr, wird er weniger, bleibt er gleich hoch? Die Verantwortlichen in der Stadt könne es heute nicht wissen. Deshalb halten sie fest an dem Plan, in den kommenden Monaten elf weitere Objekte (u.a. ein ehemaliges Pfarrheim, ehemaliges Schifferheim, altes Thyssen-Bürogebäude an der Emscherstraße, ehemaliges DVG-Sozialgebäude, etc.) zu Übergangswohnheimen umzubauen. Spaniel erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass im Schnitt zehn verschiedene Standort-Varianten verwaltungsintern durchgedacht würden, bevor am Ende eine Variante dann konkreter Standort werde. Eine öffentliche Debatte über neun mögliche Standorte verbiete sich daher. Noch in diesem Jahr, so Spaniel, würden aber drei Notunterkünfte in Turnhallen (Usedomstr./Dislichstr./Bronkhorststr.), in der Jugendherberge Kalkweg, sowie an der Kaiserswerther Straße von der Liste genommen. 800 Plätze, die anderswo ersetzt werden müssen.
In der kommenden Woche wird die Traglufthalle in Rheinhausen, die parzelliert Platz bietet für 380 Personen, mit Flüchtlingen belegt. Spaniel: „Aber nicht bis zum Anschlag voll belegt!“ Immerhin 1,5 Millionen Euro pro Jahr kostet den Steuerzahler die Miete einer Traglufthalle. Die Stadt hat sie für drei Jahre gemietet. Und in Obermarxloh, auf dem Schulhof der ehemaligen Anne-Frank-Hauptschule wird im August eine zweite Halle gleicher Bauart aufgestellt werden.
Flüchtlinge in Wohnungen
Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge in Duisburg (3672 von insgesamt 6725) wohnen indes in 940 Wohnungen. Spaniel: „Soviel wie in keiner anderen Großstadt in Deutschland!“ Der Vorteil: Die bessere Betreuung und Integration. Aber: Hoher Kostenaufwand.
Mit 940 Wohnungen sei die Sozialverwaltung fast schon ein eigenes, kleines Wohnungswirtschafts-Unternehmen. Alleine im Fachbereich Flüchtlinge arbeiten heute 120 Mitarbeiter; 2014 waren es 20 Personen.