Berlin. Wer Grünes im Garten oder auf dem Balkon zieht kann jetzt wieder zur Gartenschere greifen. Was bald blüht und was jetzt Pflege braucht.
Einer der wärmsten Winter seit 135 Jahren macht sich auch im Garten bemerkbar. Obwohl die Temperaturen nachts noch unter null Grad fallen, sind die Pflanzen in diesem Jahr schon sehr weit. Der Winterschlaf ist beendet, meteorologisch hat der Frühling begonnen – Zeit, den Garten auf das Jahr vorzubereiten.
Die Frühblüher
Wer schon früh im Jahr Blühendes auf dem Balkon haben möchte, kann zum Beispiel Tausendschön pflanzen. Sie vertragen auch zwei, drei Grad unter null. Auch einige Primeln wie etwa die Schlüsselblume halten es schon jetzt gut draußen aus. „Meine besonderen Lieblinge im Frühjahr sind die Hornveilchen, die einen ganz fröhlich mit vielen Gesichtern angucken“, sagt Thea Carlin, Chefgärtnerin der Königlichen Gartenakademie in Berlin. Sie rät davon ab, jetzt noch Blumenzwiebeln zu stecken. Das sollte bereits im Winter vor dem Frost passiert sein. Man kann jedoch auch vorgetriebene Blumenzwiebeln wie Narzissen, Krokusse oder Schneeglöckchen in einer Gärtnerei kaufen. Auch die ersten Gehölze kann man schon auf den Balkon pflanzen, wie etwa die Zierkirsche. Die japanische Sorte Prunus Kojou-no-mai zeigt ihre kleinen weißen Blüten sehr zeitig.
Der Rückschnitt
Jetzt können Ziersträucher bereits zurückgeschnitten werden. Man sollte jedoch zwischen frühjahrsblühenden Sträuchern, wie Forsythien, Hamamelis (Zaubernuss) oder Kornelkirsche und sommer- beziehungsweise herbstblühenden wie etwa Flieder oder bestimmten Hortensien unterscheiden. Erstgenannte werden erst nach der Blüte geschnitten. „Es wäre fatal, sie jetzt zu schneiden, da sie jetzt viele Knospen angesetzt haben“, sagt Carlin, „man würde sie um ihre Blüte bringen.“
Für den Rückschnitt immergrüner Hecken ist es jetzt schon zu spät, da bereits Vögel darin nisten können. Stichtag war laut Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes der 1. März. „Das sollte man unbedingt beachten. Denn Vögel sind für uns sehr wertvolle Helfer“, sagt die Chefgärtnerin. Nimmt man ihnen die Nistmöglichkeiten, wird man auch mehr Schädlinge im Garten haben.
Obstbäume und nicht immergrüne Pflanzen, die noch nicht voll im Wuchs sind, können jetzt auch gut zurückgeschnitten werden. Praktisch: An den Stellen, wo die Pflanzen noch kein Laub tragen, ist ihre Struktur gut sichtbar. „Man sollte beim Schneiden immer den Wuchscharakter der Gehölze beachten“, rät Thea Carlin. Häufig würden alle Gehölze, egal wie sie aussehen, gleich geschnitten. „Dann muss man auch keine unterschiedlichen Gehölze pflanzen.“
Wichtig ist auch, ob ein Gehölz schnell oder langsam wächst. Langsam wachsende sollte man entsprechend nicht so weit schneiden. Immergrüne Pflanzen, die auf dem Balkon überwintert haben oder auch Rosmarin, Lavendel und Thymian, die den Winter gut überstanden haben, können jetzt zurückgeschnitten werden.
Die Erde
Häufig kommt die Frage auf, ob die Erde in den Balkonkästen und -kübeln ausgetauscht werden muss. Thea Carlin rät dazu. „Die Pflanzen haben das ganze Jahr lang die Erde ausgesaugt. Am Ende bleibt die Erde als Stützsystem ohne Nährstoffe übrig.“ Außerdem könnten auch Schädlinge oder Pilzerkrankungen aus dem letzten Jahr in der Erde überdauert haben.
Grundsätzlich rät die Gärtnerin aus dem Gedanken der Nachhaltigkeit heraus, zum Kauf von torfreduzierter Erde. Denn Torf, der über Jahrtausende in Mooren entsteht, ist ein Rohstoff, der sich nur sehr langsam regeneriert. Für die Aussaat eignet sich spezielle Aussaaterde. Sie enthält nicht so viele Nährstoffe.
Für den Garten bietet sich Kompost als sehr gute Erde an. Es gibt ihn auch fertig zu kaufen. „Kompost ist ein sehr guter Bodenverbesserer für die Beete“, erklärt Carlin. Man bringt sich damit Nützlinge wie Regenwürmer herein, die ihre Arbeit verrichten. „Kompost ist ja eine Wiedereinbringung von dem, was wir vom Beet heruntergenommen haben“, erklärt sie. „Die oberste Schicht wird ständig durch das Entfernen von Unkraut und Wildkräutern abgetragen. Wer im Herbst versäumt hat, die Beete mit Kompost abzudecken, kann das jetzt noch sehr gut machen. Auch in die Gemüsebeete kann jetzt Kompost eingebracht und erste Zwiebeln und Radieschen gesteckt werden.
Der Dünger
Wenn das Wachstum beginnt, kann man anfangen zu düngen. Doch gerade bei den Pflanzen, die im Winterschlaf waren, sollte man mit wenig beginnen. „Das ist wie beim Menschen: Wer lange krank war, kann auch nicht gleich richtig essen“, sagt Carlin. Frische Erde enthält häufig einen Grund- oder Langzeitdünger. Man sollte auf der Packung nachlesen wie lange der Dünger ausreicht und entsprechend später erst mit dem Düngen seiner Balkonpflanzen beginnen.
Im Garten übernimmt die ausgebrachte Komposterde nicht ganz die Düngung des Bodens. Er ist eher ein Bodenverbesserer. Ab dem späteren Frühjahr sollte deshalb zusätzlich gedüngt werden.
Die Vorzucht
Einige Pflanzen wie Tomaten, Mangold, verschiedene Kohlsorten oder Salat kann man schon auf der Fensterbank vorziehen, bevor man sie bei etwas milderen Temperaturen nach draußen setzt. „Man kann natürlich eine Tüte um die Pflanzen machen, um ein Gewächshausklima zu imitieren, sollte dann aber auch regelmäßig lüften“, erklärt die Chefgärtnerin. Das sei wichtig, um die Pflanze nach und nach auf die kalte Luft im Freien vorzubereiten.
Die Winterschläfer
Pflanzen, die bis eben noch in der Wohnung Winterschlaf gehalten haben, sollte man jetzt besondere Aufmerksamkeit schenken. Viele fangen jetzt an zu treiben, ihre Wachstumszeit beginnt. „Man kann sie jetzt, bevor sie richtig anfangen zu wachsen, in größere Töpfe umsetzen und ihnen neue Erde geben“, sagt Carlin.
Wichtig ist auch, die Pflanzen, die jetzt anfangen zu wachsen, regelmäßig zu gießen. Jedoch in Maßen, da sie noch nicht so viel Laub haben, um das Wasser zu verbrauchen. „Ich sage immer: fingerfeucht ist gut. Wenn ich den Finger in die Erde stecke, darf die Erde nicht dran kleben bleiben.“