Niederrhein. . Für Raritätensammler ist die Rote Taubnessel (oder auch Purpurrote Taubnessel) natürlich nichts, dazu ist sie einfach zu gewöhnlich in unseren Gärten.

Wo sie übrigens normalerweise zu den Unkräutern gezählt wird.

Aber kann es jetzt, da immer noch so vieles im Garten einen eher tristen und trüben Eindruck macht, überhaupt ein Unkraut geben? Ist uns nicht jedes Kraut, das jetzt auch noch blüht, hochwillkommen? Uns und den erwachenden Bienen? Und unserem farbsüchtigen Auge?

Ein herrlicher Farbtupfer

Wenn man sich mal von dem Gedanken freimacht, dass diese Pflanze anderen Pflanzen Platz und Licht wegnimmt, handelt es sich doch um einen der hübscheren Einfälle des Schöpfers, der ja ein großer Gärtner vor dem Herrn ist. Purpur färben sich jetzt, zur ersten Blütezeit, die Blätter unter den Blüten, als wollten sie für diese herrlichen Farbtupfer zwischen Pink und Violett einen Teppich bilden, auf dem sie noch besser herausstechen. Und wie alle blühenden Pflanzen wirken sie immer dann am besten, wenn sich mehrere, ja Dutzende von ihnen zusammenrotten. Jede einzelne würde sich gerade bei uns auf der Wiese verlieren – aber wenn sie, am liebsten am Fuß eines Obstbaumes, zu mehreren zusammenstehen, wirken sie wie ein schwarmgewordenes Ausrufezeichen im Grün.

Raffinierte Früchte

Am wohlsten fühlt sich die rote Taubnessel auf nährstoffreichen Lehmböden, ähnlich wie Brennnesseln sind sie ein hervorragender Anzeiger für Stickstoff im Boden – wo sie wachsen, muss man echt nicht mehr düngen. Bienen haben die roten Taubnesseln übrigens gar nicht nötig, ihre Narbe kann sogar bestäubt werden, ohne dass sich die Blüte geöffnet hat. Dabei sind die Blüten oft so reich mit Nektar gefüllt, dass sie richtig süß schmecken. Ich habe mir sagen lassen, dass manche Gärtner aus der Taubnessel sogar einen Salat machen, er soll leicht pilzartig schmecken. Raffiniert sind allerdings die Früchte der Taubnessel: Sie bestehen aus einem Samenkorn, das mit Zucker und einer fettigen Substanz ergänzt ist. So sichert die rote Taubnessel ihre Fortpflanzung: Ameisen schleppen die Früchte weg, trennen sich aber unterwegs vom unappetitlichen Samenkorn und tragen nur das leckere Anhängsel weiter.