Duisburg. . Im Rathausgespräch fordern die Gäste von Moderatorin Randi Crott mehr Haltung von den Politikern. Sie kritisieren Selbstdarstellung und Medienpräsenz.
„Das Niveau des deutschen Fernsehens sinkt immer weiter“, findet Dr. Wilhelm Sandmann, einer der drei Initiatoren der Duisburger Rathausgespräche. Weil er nicht als einziger diese These vertritt, lautete das Thema des Duisburger Rathausgesprächs für fünf Gäste vor 150 Zuschauern am Sonntag: „Hört auf zu quatschen. Wagt die Weisheit! Wie wir auf dem Weg von Platon zur Talkshow die Weisheit verspielten“.
„Das Wort Talkshow beinhaltet schon das Wort ‘Schau’. Da wird gar nicht mehr miteinander geredet. Die Gäste warten nur darauf, dass der andere Luft holt, um ihm dann ins Wort zu fallen“, kritisiert Thomas Bockelmann, Intendant des Kassler Staatstheaters unter Applaus.
„Es geht mittlerweile vor allem um Selbstdarstellung und Medienpräsenz, viel weniger um die Diskussion an sich“, sagt Gerold Theobalt, Wuppertaler Dramaturg und Autor.
Moderatorin Randi Crott fragt nach Verbesserungsvorschlägen: „Wie würde eine gute Talkshow aussehen?“ Die Journalisten müssten die Gäste in die Mangel nehmen, wenn einer eine Frage nicht beantwortet, weiterbohren“, findet Dr. Jochen Hippler, Politikwissenschaftler der Uni Duisburg-Essen. „Politiker müssen Haltung zeigen und nicht auswendig gelernten Manuskripte herunterleiern“, fordert Thomas Bockelmann und schwärmt von Marcel Reich-Ranicki: „Der ist immer gegen den Strom geschwommen. Dem hat man noch gerne zugehört.“
Mehr Themenvielfalt
Apropos gegen den Strom schwimmen – als das Gespräch auf den Umgang mit der AfD kommt, sind die Gäste sich schnell einig: Es könne weder sein, dass die AfD nicht eingeladen und ignoriert werde, noch dass ihre Vertreter in beinahe jeder Sendung sitzen. „Manche Themen wiederholen sich pausenlos. Andere, etwa der Jemen-Krieg oder der Ukraine-Konflikt, werden gar nicht mehr behandelt. Es wird Zeit, dass sich das ändert“, findet Gerold Theobalt.
Dass Talkshows oft als Ersatz-Parlamente bezeichnet werden, kann der Parteienforscher Prof. Dr. Ulrich von Alemann nicht nachvollziehen: „Das ist bloß Wichtigtuerei der Journalisten.“
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