Duisburg. . Beim Duisburger Rathausgespräch diskutieren Mediziner über die Vereinbarkeit von Schulmedizin und Naturheilkunde.

Über die Vor- und Nachteile von Schulmedizin und Naturheilkunde streiten sich Mediziner und Patienten seit jeher. Schließen sich die Positionen gegenseitig aus oder lassen sie sich womöglich vereinen? Um diese Frage ging es beim Rathausgespräch, zu dem die Duisburger Volkshochschule am Sonntag geladen hatte.

Rund 100 Besucher sind am Vormittag ins Rathaus gekommen, um bei der Diskussion der Mediziner zu folgen und selbst Fragen zu stellen. Als Gäste begrüßt Moderatorin Randi Crott Prof. Dr. Wilhelm Sandmann, Chirurg und Gefäß-Spezialist am Ev. Krankenhaus Duisburg-Nord in Fahrn, Dr. med. Martin Adler, Allgemeinmediziner und Naturheilkundler, Prof. Dr. med André-Michael Beer, Direktor der Klinik für Naturheilkunde in Hattingen sowie Dr. Hongfeng Lisa Li, Expertin der Traditionellen Chinesischen Medizin am Sana Klinikum Remscheid.

Naturheilkunde gehört zur Schulmedizin

In diesem Punkt sind sich die Experten einig: Die Naturheilkunde gehört selbstverständlich zur Schulmedizin. „Ein Arzt sollte nicht nur Schmerzmittel verschreiben, sondern auch andere Mittel zulassen“, findet Dr. Sandmann. Einen Gegensatz zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde gebe es daher nicht. Vielmehr gehe es bei der Suche nach Therapieformen darum, alle Möglichkeiten einzubeziehen – homöopathische Mittel, ebenso wie die Umstellung der Ernährung oder der Lebensumstände des Patienten. Jedoch warnen die Experten vor einer „Globulisierung“: Naturheilkunde eigne sich vor allem für chronische Erkrankungen, etwa Migräne. „Fehl am Platz sind sie bei akut lebensbedrohlichen Situationen wie einem Herzinfarkt“, erklärt Dr. Adler.

Aus ihrer Erfahrung mit der traditionellen chinesischen Medizin, etwa der Kräuterkunde oder der Akupunktur, plädiert Dr. Li dafür, ganzheitlich zu denken, auch die emotionale Seite des Menschen zu berücksichtigen. Bei der Auswahl eines Alternativ-Mediziners sei es jedoch wichtig, auf seine Zusatzbezeichnung zu achten. „Ein Akupunktur-Studium dauert fünf Jahre“, erklärt Dr. Li. Und: „Von 77 000 zugelassenen Ärzten in Deutschland haben nur 12.000 eine Akupunktur-Ausbildung“, ergänzt Dr. Beer. Er rät außerdem, bei pflanzlichen Arzneien darauf zu achten, das diese eine amtliche Zulassung haben. „Denn da gibt es große Qualitätsunterschiede.“