Duisburg.
So langsam geht es los mit der Erdbeer-Saison. Zumindest auf dem Rosenhof an der Kaiser-Friedrich-Straße in Neumühl. Denn zwei 110 Meter lange Tunnel mit jeweils 9000 Pflanzen sorgen im geschützten Anbau nicht nur für Früchte wie gemalt, sondern vor allem für süße Geschmacksexplosionen im Mund. Und das bereits im Mai, trotz des teilweise doch sehr kalten Wetters.
„Wir haben am Muttertag mit der Direktvermarktung begonnen“, erzählen die beiden Kompagnons Jürgen Rademacher und Thomas Kohl. Natürlich gingen direkt zu Beginn der Saison keine Berge über die Theke im Bauernhofladen, aber immerhin.
Schuld an dem frühen Saisonstart ist „Malling Centenary“, eine Frühsorte, die zwar nicht die ertragsreichste, aber dafür sehr geschmackvoll ist. „Was sollen wir mit Erdbeeren anfangen, die zwar viel Ertrag bringen, aber unseren Kunden nicht schmecken“, beschreibt Jürgen Rademacher das Qualitätskriterium vom Rosenhof. Es gibt eben einfach Sorten, die bei Jürgen Rademacher und Thomas Kohl durch die Geschmacksprobe fallen. Die persönliche Verköstigung zeigt: Gegen die Hof-Erdbeere kommt die Discounterware nicht an. Selbst an diesem eher trüben Maitag. Die „Malling Centenary“ wächst in einem langen weißen Schlauchtunnel in Reih und Glied auf dem Boden, der allerdings mit schwarzer Folie ausgelegt ist. Durch das Lüftungssystem haben die Erdbeeren so ihre eigene Fußbodenheizung. Jedes Jahr gibt es neue Pflanzen, denn im zweiten Jahr wachsen bei dieser Pflanze zwar mehr Blüten als im ersten Jahr, aber die Beeren sind kleiner. Das sieht der Kunde nicht so gerne.
Geschützter Anbau erfordert weniger Pflanzenschutzmittel
Im zweiten Tunnel macht sich so langsam die Sorte Sonanta bereit. Hier wachsen die Pflanzen in Hochbeeten, können also auch bequem im Stehen geerntet werden. Nachteil dieses Stellagesystems, die ganzen Schritte nach der Ernte, wie das Blätter abschneiden, müssen in Handarbeit erledigt werden. Die beiden Experten testen seit einem Jahr beide Systeme. Mal sehen, welches das Rennen macht. Das Gießen der Pflanzen erfolgt in beiden Tunneln automatisch. Eine Pumpe versorgt die Erdbeeren sieben Mal am Tag mit Wasser. Wieviel Wasser die Pflanzen bekommen, hängt immer von der Temperatur ab. „Zur Zeit Gießen wir jeweils eine Minute. Aber wenn es wärmer ist, verlängern wir die Gießzeit“, erklärt Thomas Kohl. Am Ende des Tunnels wird das Wasser aufgefangen. So können die Landwirte sehen, wie viel die Pflanzen verbraucht haben und die Anlage dementsprechend einstellen. Außerdem hat der geschützte Anbau noch einen weiteren Vorteil: Der geschützte Anbau erfordert weniger Pflanzenschutzmaßnahmen als der Freiflächenanbau.
Etwa vier Wochen dauert jeweils die Ernte der „Tunnelbeeren“. Dann geht es raus auf das Feld in die Freiland-Ernte. „Das wird hier am Hof wohl Anfang Juni der Fall sein“, prognostiziert Thomas Kohl. Aber, wie immer in der Landwirtschaft, hängt viel vom Wetter ab.
3,5 Hektar Erdbeerfelder
Die beiden Experten bauen nicht nur direkt am Rosenhof Erdbeeren an, sondern auch auf anderen Freiflächen im Norden und in Oberhausen. Insgesamt bewirtschaften die beiden etwa 3,5 Hektar Erdbeerfelder. Hier werden vor allem die Selbstpflücker bedient. Der Rest wird über den Hofladen verkauft. Ein Drittel Laden, zwei Drittel Selbstpflücker lautet über den Daumen die Verkaufsquote. Und, das überrascht die Laien vielleicht, je nach Sommer holen sich Tauben und Krähen etwa zehn Prozent der Ernte, indem sie die süßen Beeren anpicken. Den großen Vogelschutznetzen, die jetzt noch am Rande der Freilandbeeren liegen, zum Trotz. Auch Vögel wissen halt, was gut schmeckt.