Neudorf. . Zu Ostern hat er besonders viel zu tun: Josef Hartmann ist „Eiermann“ und dreht mit seinem dottergelben Wagen Runden durch Duisburg.
Josef Hartmann sitzt auf dem Bock seines dottergelben Wagens und klingelt – Ring, Ring, Ring: Klingeling, hier kommt der Eiermann. In dieser Woche hat er besonders viel zu tun, deshalb hilft seine Frau Heike mit. Sie schnappt sich ein paar Palletten Bunte und bringt sie zum Kindergarten in der Geibelstraße. „Die rufen einmal im Jahr an, dass sie Eier haben wollen“, weiß Josef Hartmann. Er kennt seine Pappenheimer. Seit mehr als 30 Jahren steuert Hartmann sein Gefährt durch die Straßen von Neudorf, Duissern, Hochfeld und die Innenstadt. Angefangen hat alles 1964, als sein Vater das erste Mal nach Duisburg fuhr. Hier wohnten Verwandte, die gerne frische Eier vom Hof Hartmann aus Schermbeck haben wollten.
Anfangs hatte der Senior nur Eier und Kartoffeln dabei. Aber die Zeiten sind vorbei. Auf der Verkaufsfläche warten frische Erdbeeren, Äpfel, Tomaten auf Kundschaft. Dazu selbstgemachte Marmelade, Würste, festgebunden am Faden, und Eierlikör, selbst hergestellt nach Geheimrezept. „Die Hühner haben wir 2008 abgegeben, wir hätten alle Ställe neu bauen müssen, das hat sich nicht gelohnt“, erklärt Hartmann. Also kommen die Produkte von anderen Landwirten aus der Region und werden dann dienstags, mittwochs und donnerstags in die Großstadt gebracht.
Kein Halt auf Verdacht
Hartmann parkt sein Gefährt an der Gneisenaustraße. Manchmal stoppt er alle hundert Meter, aber er hält nie auf Verdacht. Der 55-Jährige weiß genau, wo seine Kunden wohnen. Eine ältere Dame kommt herbei. Sie hat den Eiermann schon erwartet. „20 weiße, bitte“, sagt sie, und übergibt dem fahrenden Händler ihren Einkaufszettel. Kuchen steht noch drauf, dazu ein Kilo Äpfel.
Am Fenster wartet ihr Mann, und lässt ein Seil samt Haken aus dem dritten Stock herunter. „Die Frau kann nicht so schwer tragen, der Mann ist nicht so gut zu Fuß, also hängen wir ihnen die Einkäufe ans Seil“, weiß Heike Hartmann. Manchmal schleppt sie die Tüten für die Kunden aber auch hoch in den dritten Stock. Das gehört zum Service dazu, ebenso wie ein kleine Schwätzchen. Das Wetter ist oft Thema.
Hochsaison vor Ostern
Jetzt vor Ostern ist Hochsaison, da fährt Frau Hartmann jeden Tag mit. Sonst dreht sie einmal die Woche mit ihrem Mann die Runde. 1500 Eier haben sie pro Tag dabei. Weiße und braune, halbehalbe. „Die einen wollen entweder weiße, die anderen braune. Jeder hat seine Farbe“, sagt Hartmann. In Duissern an der Hansastraße stehen die Nachbarn schon parat. Dorothea Heuwing kommt schon seit Jahren. „Früher haben wir selbst gefärbt, jetzt neben wir lieber die bunten Eier“, erklärt sie und ordert ein paar bunte. Die rüstige Rentnerin ist zwar noch mit dem Rad unterwegs, aber wenn Hartmann direkt vor der Haustür hält, ist das natürlich praktisch.
„Mittlerweile kommen fast nur noch Ältere, früher gab es mehr Hausfrauen“, meint Josef Hartmann. Dann rechnet er schnell die Summe der Einkäufe aus. Im Kopfrechnen ist er gut, alles Übungssache. Bevor es weitergeht, verrät Hartmann, dass er fast jeden Morgen ein Ei frühstückt: Das Weiße fest, das Dotter noch ein bisschen flüssig. So mag er es am liebsten.