Duisburg. In der Kulturkirche Liebfrauen ist eine Ausstellung mit Fotografien von Bernd Kirtz zu sehen, die er auf der Brache der Thyssen-Hütte in Meiderich machte.

Der Landschaftspark Nord ist heute eine der Touristen-Attraktionen Duisburgs, die imposanten Gebäude des ehemaligen Hüttenwerks ein beliebtes Fotomotiv. Als Bernd Kirtz ein paar Jahre nach der Schließung der Thyssen-Hütte mit einer Sondergenehmigung das Gelände erkundete, dessen Zukunft noch ungewiss war, entdeckte er verfallende Industrieanlagen und Natur, die begann, das Territorium zurückzuerobern. Innerhalb eines Jahres entstand der umfangreiche Zyklus „Verwandlungen“, aus dem jetzt gut 50 Fotografien in der Kulturkirche Liebfrauen am König-Heinrich-Platz zu sehen sind.

Der große alte Herr der Fotografie, der sich 1959 in Duisburg selbstständig gemacht hatte, hat mit seinen Aufnahmen Stadtgeschichte dokumentiert, war unter anderem er fast 50 Jahre lang fürs Lehmbruck-Museum tätig. Die freie Fotografie war für Kirtz ein Ausgleich zum Beruf als Industrie-, Architektur- und Werbefotograf: „Dabei faszinierten mich die Um- und Verwandlungen besonders durch Rost.“ Der trieb auf dem Brachgelände in Meiderich schönste Blüten – in Farbtönen, die von Gelb über Orange bis hin zu Rot und Braun reichten. Oft mag man kaum glauben, dass alle diese Farben bei natürlichem Licht in analoger Technik aufgenommen worden sind. Kirtz entdeckte Skulpturen aus Rohren, blickte in dunkle Abgründe, durch zerbrochene Fenster. Er fotografierte die „lebendigen“ Oberflächen so nah, dass sie wie abstrakte Bilder wirken. Er interessierte sich nicht für die gigantischen Gebäude, sondern für die Details. Später ging er auch auf Zeche Zollverein in Essen und der Kokerei Hansa in Dortmund auf Motivsuche.

Kirchenführungen an Sonntagen

Im November 2015 hat Kirtz die Serie als Mitglied der Pfarrei Liebfrauen dem Bistum Essen geschenkt. Dass die Fotografien jetzt in einem Kirchenraum zu sehen sind, der ebenfalls zu einer „Brache“ geworden ist, wie Herbert Fendrich vom Bistum sagt, gibt der Ausstellung einen besonderen Hintergrund. Kirtz hat hinter das Altarkreuz eine Fotografie mit kreuzförmigen Rohrleitungen gehängt, seitlich neben dem Altar ist das Bild eines Tisches im leeren Raum zu sehen. Überhaupt bietet Kirtz’ Fotokunst reichlich Anregungen, über Vergänglichkeit und Verlust nachzudenken. Und zugleich über Hoffnung, keimen doch in der vergehenden Industriewelt neue, zarte Pflanzen. Die Fotografien gehen weit über Dokumentation hinaus, erreichen in Fendrichs Augen gar „eine gleichnishafte Ebene“.

Die Ausstellung, ie bis zum 12. Juni in dem denkmalgeschützten Kirchenraum am König-Heinrich-Platz 3 bleibt, hat donnerstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Kirchenführungen, die sich auch der besonderen Architektur widmen, jeweils sonntags um 15 Uhr (nicht am 22. Mai).