Duisburg. . In 33 Duisburger Vereinen wird Sport für Menschen mit Behinderung angeboten. Die Infrastruktur ist nicht schlecht. Aber bei den Hallenstunden herrscht Mangel.

Noch sind es 112 Tage: Dann wird in Rio de Janeiro ein zweites olympisches Feuer entzündet, nämlich für die Paralympischen Spiele. 4350 Athleten mit Behinderung aus 176 Ländern werden dort in 23 Sportarten gegeneinander antreten. Einige dieser Spitzenathleten kommen auch aus Duisburg. Wenn in Brasilien die Besten der Welt um Medaillen kämpfen, wird an der Basis schon nach neuen Talenten Ausschau gehalten; in Duisburg bedeutet das in 33 Sportvereinen für Menschen mit Behinderung. „Damit ist die Stadt schon ganz gut aufgestellt“, findet Michael Nordhaus vom Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW).

Insgesamt liege das Ruhrgebiet im Behindertensport weit vorn. Allein in Duisburg gebe es rund 500 Sportler mit Behinderung, schätzt Veronika Wipperfürth, Vorsitzende des BRSNW-Bezirks Düsseldorf.

Breitgefächertes Sportangebot

Von einem „breitgefächerten Sportangebot“ spricht Rainer Bischoff, Vorsitzender des Duisburger Stadtsportbundes. Und tatsächlich bieten die 33 Vereine von Basketball über Schwimmen, Tischtennis, Kanusport bis hin zu Leichtathletik, Bosseln und Bogenschießen eine große Auswahl an Sportarten für Menschen mit Behinderung an.

Natürlich müsse bei den städtischen Sportanlagen hier und da noch an der Barrierefreiheit gearbeitet werden, bestätigt Bischoff. Und das nicht nur auf den Tribünen für die Zuschauer, sondern besonders in den Bereichen für Sportler. Sind die Türen der Umkleiden breit genug für einen Rollstuhl? Verhindern zwei, drei kleine Stufen einen problemlosen Übergang von Katakomben zum Spielfeld? Fehlen haptische Wegweiser für all jene, die nicht gut sehen können?

Hallensituation ist verbesserungswürdig

Mangelnde Barrierefreiheit von Sportstätten sei in Duisburg allerdings nicht das größte Problem. Für verbesserungswürdig hält Veronika Wipperfürth vielmehr die Hallensituation insgesamt. „Wir haben viel zu wenig Stunden in Sporthallen. Unser Angebot könnte deutlich größer sein.“ Wegen Sanierungsarbeiten und anderweitiger Nutzung von Sportstätten sei der Engpass derzeit noch prekärer. „Wo sollen wir denn hin? Rollstuhlbasketball kann man beispielsweise eben nicht draußen auf der Wiese spielen.“ Die wenigen zur Verfügung stehenden Stunden müssten dann noch unter allen Sportvereinen aufgeteilt werden.

Im Leistungssportbereich sei Duisburg laut Wipperfürth ebenfalls noch steigerungsfähig. Hier zählen Tischtennis und Bogenschießen zu den Kernsportarten; Kanurennsport hingegen, trotz modernisierter und barrierefreier Regattaanlage, nicht. Auf dieser Vorzeigeanlage in Wedau finden derzeit die Weltmeisterschaften im Parakanu statt, allerdings ohne Duisburger Beteiligung.

Ein weiteres Thema, das der Vorsitzenden des BRSNW-Bezirks am Herzen liegt, ist der Sport für Menschen mit geistiger Behinderung. „Das große Problem ist, dass sich viele kleine Vereine keinen Fahrdienst leisten können. Oft schaffen es die Eltern zeitlich nicht, ihre Kinder regelmäßig zu bringen“, erklärt Wipperfürth. Eine baldige Lösung sei hier nicht in Sicht. Und so wird der erste Duisburger Teilnehmer der Special Olympics, einem Wettkampf für Menschen mit geistiger Behinderung, wohl noch auf sich warten lassen.

Duisburger Athleten im Porträt

In unserer Serie „Auf dem Weg nach Rio“ stellen wir Duisburger Athleten mit Behinderung vor, vom Hobby- bis zum Leistungssportler.

Und die, die im Hintergrund erfolgreichen paralympischen Sport in Duisburg möglich machen: Trainer, Organisatoren und Betreuer.