Duisburg. .
Der Verein für Körper-und Mehrfachbehinderte hat in Wanheim ein Tageshaus gegründet, in dem die Geschwister von Menschen mit Behinderung die Hauptrolle spielen.
„Ich kann nichts alleine mit Mama machen. Nur am Donnerstag, wenn jemand kommt, der Jonas gut kennt. Ich mag meinen Bruder, aber ist nicht leicht für mich und meine Eltern.“ Malin ist neun und ihr Bruder Jonas (12) schwer behindert. Gemeinsam kann die Familie nichts zusammen unternehmen. Malin hat sich ihren Frust von der Seele geschrieben. Ab sofort kann die Neunjährige in einem Treff für Geschwister von Menschen mit Behinderung darüber reden. Ins Leben gerufen und begleitet wurde das Angebot vom Verein für Körper-und Mehrfachbehinderte, der im Tageshaus in Wanheim die erste Beratungsstelle dieser Art im Großraum Duisburg offiziell eröffnete.
Dirk Severith und Martina Büchner kümmern sich ganz gezielt um die Geschwisterkinder, die zurzeit zwischen sechs und 19 Jahren alt sind. Alle 14 Tage werden innerhalb oder außerhalb des Hauses Aktivitäten angeboten. Ein Ausflug nach Winterberg mit Klettergarten und Sommerrodelbahn hat Nils (17) gut gefallen. „Hat in der Gruppe Spaß gemacht. Wenn ich Probleme habe, kann ich reden, wenn nicht, dann nicht“, sagt er. Seinem großen, körperbehinderten Bruder Malte (18) geht er eher aus dem Weg. „Hört sich härter an, als es ist. Ist doch normal in unserem Alter.“
Diana Münter, Mutter der 17-jährigen behinderten Katja und des 18-jährigen Dominik sagt wie es ist. „Wir wollten eine normale Familie sein, aber wir sind es nicht. Auch die Geschwister sind beeinträchtigt, weil sie immer zurückstehen müssen, auch wenn man es als Eltern gar nicht will.“ Die behinderten Kinder beanspruchen ohnehin viel Aufmerksamkeit, brauchen Therapien, Sport und häufig ständige Aufsicht. Die gesunden Kinder fühlen sich zurückgesetzt, Eifersucht und Neid können die Folge sein. Als Dominik vor einigen Jahren zum ersten Mal ein Geschwisterwochenende gemacht hatte, merkte sie, wie gut ihm das tat. „Er konnte mit anderen Kindern reden, die in der gleichen Situation waren. Ihm hat es geholfen, den Mut zu finden, uns Fragen zu stellen.“ Weil sich positive Veränderungen einzelner auch auf die Gesamtfamilie auswirken, hat gerade dieses Angebot einen hohen Stellenwert für den Verein. „Geschwister ist man lebenslänglich“, betonte Geschäftsführerin Anette Käbe. Deshalb wird es auch eine Ausweitung der Beratung für Erwachsene geben. Aber erst einmal stehen Kinder und Jugendliche im Vordergrund. Und weil es für die anfallenden Kosten keine Finanzierung gibt, ist das Projekt nur über Spenden, Sponsoring, Stiftungen und Zuschüsse zu finanzieren. Deshalb wird es am 13. Juni zugunsten des Projekts im Innenhafen, als Teil der Drachenbootregatta, ein besonderes Entenrennen geben. Jede Plastikente wird mit der Losnummer bestückt und alle zusammen ins Wasser geworfen. Die Gewinnerenten bekommen Sachpreise und der Verein hoffentlich viel Geld für das Projekt.