Duisburg. . Eltern und weitere Zeugen schilderten im „Pascha“-Prozess vor dem Duisburger Gericht ihre Erinnerungen zur Attacke des Rottweilers auf die Zweijährige.

Yilmaz Salcan ringt um Fassung. „Der Hund war im Blutrausch. Der wollte meine Kinder. Ich hab meine Tochter nur schreien hören: Papa, hilf mir! Es war unmenschlich.“ Hörbar aufgewühlt, erschüttert und zornig schildert das alles der Familienvater, dessen zweijährige Tochter am 6. Juli 2015 am Rheinufer in Neuenkamp von Rottweiler „Pascha“ mehrmals attackiert, gebissen und dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Der 31-Jährige und seine Frau treten beim Prozess gegen die Hundehalterin (wegen gefährlicher Körperverletzung) und die Hundeausführerin (fahrlässige Körperverletzung) vor dem Amtsgericht Duisburg nicht nur als Nebenkläger auf, bei der Fortsetzung der Verhandlung am Freitag sagten beide auch als Zeugen aus.

Der Vater schilderte ausführlich den Angriff des Hundes. Dieser sei unangeleint auf ihn, einen Freund (der ebenfalls als Zeuge geladen war) und seine beiden Kinder zugestürmt. „Der Hund wollte zunächst meinen Sohn ins Gesicht beißen.“ Das habe er noch verhindern können. Dann sei auch die 22-jährige Frau, die den Hund ausgeführt und verbotenerweise ohne Maulkorb von der Leine gelassen hatte, am Ufer des Rheins angekommen. Während der Vater bereits im Wasser mit dem Hund kämpfte, habe er der Frau zugeschrien: „Rufen sie die Polizei!“ Die Frau habe das aber nicht getan. Sie hielt dann den zwischenzeitlich fixierten Hund fest, während Yilmaz und dessen Freund mit jeweils einem Kind auf dem Arm zu flüchten versuchten.

Hund attackierte zunächst den Sohn

Doch der Rottweiler riss sich los und setzte seine Jagd fort. Der Freund mit der Zweijährigen auf dem Arm geriet in Panik ins Stolpern und fiel zu Boden. Und nun stürzte sich der Hund gleich aufs Mädchen und biss mehrmals zu. Der Vater habe sich immer wieder auf den Hund geworfen, um ihn zu fixieren. „Zunächst hat mir keiner geholfen. Alle, die dort herumstanden, haben nur zugeschaut“, so der Vater. Erst ein Jogger und ein Radfahrer, die erst deutlich später hinzukamen, hätten ihm zur Seite gestanden. Die Mutter schilderte den Überlebenskampf ihrer Tochter im Hospital – 27 Operationen in vier Monaten inklusive. Die Kleine habe nach wie vor starke Schmerzen. „Ihr geht es nicht gut“, bestätigte der Anwalt des Ehepaares nachher.

Gleich zu Beginn hatte die angeklagte Hundeausführerin (22) ausgesagt: Sie schilderte es als Unachtsamkeit, dass sie den Hund von der Leine gelassen hatte. „Es war ein sehr heißer Tag. Ich wollte, dass er sich im Rhein abkühlen kann.“ Beim Kampf mit dem Hund will sie den Vater mehrmals unterstützt haben. Genau auf diese Frage wird es sich bei der Bemessung des Strafmaßes zuspitzen: Wie aktiv hat die Angeklagte versucht zu helfen?

Zeuge schildert: „Das Kind war blutüberströmt“

Andere Zeugen, die später helfend hinzugeeilt kamen, schilderten ihre Erinnerungen. „Ich habe mich mit auf den Hund gelegt und ihn fixiert, bis die Polizei kam“, erklärte ein Mann, der per Rad unterwegs war. „Das Kind war blutüberströmt. Mir kamen alle Beteiligten sehr entkräftet vor. Der Kampf zuvor muss länger gedauert haben.“

Ein Jogger trug das Mädchen mit der großflächigen Kopfwunde zu einer hinter dem Rheindeich gelegenen Bushaltestelle, um es außer Sichtweite des Hundes zu bringen. „Der Hund war voll auf das Kind fixiert, er hat es gejagt“, so der Zeuge. Eine Sichtweise, die auch ein dritter Mann bestätigte. Er hatte den Hund bis zum Eintreffen der Polizei „in den Schwitzkasten“ genommen. Das bekam der Vater nicht mehr mit. Völlig entkräftet durch den langen Kampf und schockiert sei er ohnmächtig geworden.

Prozessfortsetzung: Montag.