Duisburg. Ein Lebensabschnitt geht zu Ende – und jetzt? Zwei Schüler erzählen von ihren Zukunftsplänen. Doch längst nicht jeder hat schon so konkrete Vorstellungen.

„Zwölf Jahre Theorie pauken ist genug, jetzt erst mal anpacken und das erste Geld verdienen“, denkt sich Christian. „Später etwas politisch bewegen können, sich im Master vielleicht auf Entwicklungshilfe spezialisieren“, überlegt sich Sarah. So unterschiedlich ihre Zukunftsvorstellungen auch sind, ihre Ausgangslage ist die gleiche: Beide legen in diesem Jahr ihr Abitur am Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasium in Huckingen ab.

Ehrgeizige Pläne und Träume

Wie soll’s weitergehen nach so einer Reifeprüfung? Ausbildung, Studium oder doch ein Selbstfindungsjahr im australischen Outback? In der Stufe von Sarah und Christian scheinen die meisten Noch-Schüler schon einen konkreten Plan zu haben: „Viele wissen schon genau, was sie danach machen wollen – und wenn’s Reisen ist“, erzählt Sarah. Die 18-Jährige möchte ab kommendem Wintersemester Politikwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen studieren. Und wenn schon ein prägender Lebensabschnitt, dann bitte auch richtig: „Ich habe dann auch auf jeden Fall vor auszuziehen, um selbstständiger zu werden“, meint die 18-Jährige.

Christian hält nach dem Abitur erst mal noch die Stellung bei seinen Eltern – „um zu sparen“. Für ein Auto vielleicht? „Das wird nicht vorausgesetzt, nur ein Führerschein“, weiß Christian schon. Er hat sich für eine Ausbildung zum Lokführer entschieden, der Arbeitsvertrag zum 1. September ist unterschrieben. „Ich war schon immer technikbegeistert.“ Er freut sich darauf, endlich praktisch arbeiten zu können, unter anderem zwei Tage in der Woche in einem Güterunternehmen in Gladbeck. Die restlichen drei Tage ist dann allerdings wieder Lernen angesagt am Berufskolleg in Duisburg-Mitte.

Sarah und Christian wissen ganz genau, wohin es für sie gehen soll; und das, obwohl es nicht immer einfach ist, sich in Zeiten des Umbruchs neu zu orientieren. Die Beratungsangebote in der Schule haben beiden aber das Gefühl gegeben, mit ihrer Entscheidung nicht allein gelassen zu werden. Eine Kooperation mit der Agentur für Arbeit, ein Trainee-Programm mit der Uni Duisburg-Essen und eine Potenzialanalyse – das Mannesmann-Gymnasium bietet viel Unterstützung. „Ab nächstem Halbjahr integrieren wir auch das Programm ‘Kein Abschluss ohne Anschluss’ in den Stundenplan, um den Schülern systematisch eine Berufsperspektive aufzuzeigen“, erklärt Schulleiterin Birgitt Keens. Das gilt dann schon für die Jahrgangsstufe 8.

Leistungsdruck und Überforderung

Das Signal ist eindeutig: „Mach’ dir früh genug Gedanken.“ Leistungsdruck und Überforderung sind Stichworte, die immer wieder mit G8 in Verbindung gebracht werden. Birgitt Keens sieht das Problem in erster Linie aber nicht in der Schule: „Die Zahl der Studiengänge ist mit der Einführung des Bachelor-Master-Modells explodiert, das System ist unüberschaubar geworden.“ Rund 18 000 Studiengänge gibt es derzeit in Deutschland. Wer die Wahl hat, hat die Qual.

Christian und Sarah können sich noch an ihre Potenzialanalyse aus der 9. Klasse erinnern. „Bei mir kam irgendetwas mit Technik und Verkehrswesen ‘raus, das passte also ziemlich gut“, überlegt Christian rückblickend. Sarah war damals etwas ernüchtert nach den Selbsttests: „Mir hat das nicht viel geholfen. Mir wurden unter anderem Pfarrerin oder Ergotherapeutin als Beruf vorgeschlagen.“ Der Wunsch, Politikwissenschaften zu studieren, kam also aus ihrer Überzeugung heraus; nicht das schlechteste Kriterium für die Berufswahl.