Duisburg. . Die Hamburger Künstlerin Caroline von Grone portraitiert in einer Malaktion am Duisburger Lehmbruck-Museum zwölf Kantpark-Menschen.

Marko Stegmann schaut auf das fertige Porträt, das ihn zeigt. „Ich finde, es ist toll geworden“, sagt der 53-jährige Laarer, der für die Selbsthilfegruppe „Jes“ Kontaktmann zur Szene der Alkohol- und Drogenkonsumenten im Kantpark ist. Und Caroline von Grone, die mit dem finalen Pinselstrich das Bild soeben vollendet hat, strahlt über die positive Kritik des Gemalten.

Die Hamburger Künstlerin will ab dem 18. Mai im Lehmbruck-Museum bis zu zwölf weitere Menschen Modell sitzen lassen. Diese sollen aus dem Umfeld des Kantparks stammen – und vor allem aus den unterschiedlichsten Verhältnissen kommen. „Die Ausstellung mit den fertigen Bildern ist ein Kaleidoskop unserer Gesellschaft“, sagt von Grone.

Die zwei Gesichter der Porträtierten

Das Besondere an dieser Serie, die 2014 ihren Anfang nahm und den Namen „Double Reflection“ trägt: Von jedem Porträtierten erstellt die Künstlerin zwei Bilder. Eines als Ölskizze, das nach einem Foto als Vorlage mit einigen groben Strichen auf weißer Leinwand gezeichnet wird. Das zweite ist dann ein detailreiches Porträt, bei dessen Entstehung sich von Grone und ihr Modell gegenübersitzen. Es wird mit Ölfarben auf eine 48 x 44 Zentimeter große Leinwand gemalt, die als Grundton die Lieblingsfarbe des Porträtierten hat.

„Ein Foto zeigt nicht immer ein gutes Abbild der jeweiligen Person. Sitzt sie aber persönlich vor mir, so verströmt sich gleich ihre Atmosphäre im Raum – und das verändert stets das zweite Porträt“, erklärt von Grone und fügt hinzu: „Die Komplexität der Figur kommt erst dann vollends zum Vorschein.“ Der von ihr beschriebene Unterschied ist beim Blick auf die fertigen Werke markant. Vor allem, weil Skizze und Porträt direkt nebeneinander platziert werden. 15 dieser Porträt-Paare hat die Künstlerin bereits seit dem Projektstart in 2014 angefertigt. Bis zu zwölf weitere sollen im jetzigen Duisburg-Zyklus folgen.

Temporäres Atelier im Container

Ihr temporäres Atelier richtet von Grone in dem Glasfront-Container auf dem Skulpturenhof des Lehmbruck-Museums ein. Die öffentliche Malaktion startet dann ab 18. Mai – und in den folgenden drei Wochen wird dann immer von mittwochs bis freitags von 12 bis 17 Uhr gemalt. Die fertigen Bilder sind auch gleich zu bestaunen – und zwar in einer dem Skulpturenhof zugewandten Fenstergalerie des Lehmbruck-Museums. Dessen Leiterin Dr. Söke Dinkla sagte: „Mir gefällt das Interesse und die Wertschätzung der Künstlerin für die Menschen, die sich im Park und Museum aufhalten.“

Vier Menschen haben von Grone bereits ihre Zusage zum Mitmachen gegeben. Aber noch sind einige Plätze frei. Interessenten können sich am 18. Mai ab 11 Uhr mit der Künstlerin direkt im Container in Verbindung setzen, die dann vor Ort ihre Auswahl treffen wird. Einen persönlichen Bezug zum Kantpark muss jeder Bewerber aber vorweisen können.

Die beiden fertigen Porträts, die Marko Stegemann zeigen, gefallen der Künstlerin – und dem Abgebildeten. „Die Gemalten sollen sich getroffen fühlen. Sie dürfen im Entstehungsprozess auch eingreifen“, sagt die Künstlerin. Und wie hat sich das Modell gemacht? „Er hat sechs Stunden durchgehalten und die ganze Zeit sehr konzentriert mitgearbeitet“, lobt von Grone. Und jetzt ist es Marko Stegmann, der vor Freude strahlt.