Duisburg. Das „Duispunkt“-Duo Luise Hoyer und Eckart Pressler erwartet endlich eine klare Positionierung der gesellschaftlichen Kräfte gegen Pegida.
Sie wünschen sich eine Stadt ohne Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, eine Stadt, die „in Vielfalt und Toleranz“ lebt. Dafür haben Eckart Pressler und Luise Hoyer die Initiative „Duispunkt“ ins Leben gerufen, die sich seit dem 15. Februar dieses Jahres im Zeichen des buntgestreiften „D“ jeden Montag auf der Bahnhofsplatte den Aufmärschen von Pegida entgegenstellt. Zusammen mit den Bündnissen „Netzwerk gegen Rechts“ und „Duisburg stellt sich quer“, unterstützt von den Stadtwerken, die kostenlos Strom liefern, sowie dem Kulturdezernenten Thomas Krützberg organisiert „Duispunkt“ Woche für Woche ein einstündiges Konzert vor dem Hauptbahnhof. Es soll ein sicht- und hörbares Zeichen sein für ein friedliches Miteinander und das freundliche Gesicht dieser Stadt und eine kreative Antwort auf das dumpfe Parolengebrüll aus der rechten Ecke.
Der Zuspruch, den sie nach der inzwischen zehnten Veranstaltung erreicht haben, freut die Initiatoren. Die Liste der Unterstützer-Unterschriften ist beachtlich gewachsen, die Zahl derjenigen, die sich jeden Montag vor der Bühne einfinden, von anfänglich 150 auf 250 bis 300 gewachsen. Dennoch stellt Pressler fest: „Die Wende im Verhalten der Stadtgesellschaft ist noch nicht so richtig erkennbar.“
Der rechte Spuk ist nicht verschwunden
Damit meint er nicht die Bevölkerung, sondern vor allem Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, Wirtschaftsunternehmen, Einrichtungen und Institutionen - all jene, die sich zur Gegendemo auf dem König-Heinrich-Platz eingefunden haben, als Pegida das erste Mal in Duisburg aufmarschierte. Er meint alle, die nach diesem Aufschlag darauf gesetzt hatten, dass der rechte Spuk schon verschwindet, wenn man ihn ignoriert. Ist er aber nicht.
„Diese Strategie ist eindeutig gescheitert“, urteilt Pressler. Auch angesichts der Erfolge, die die AfD in den letzten Monaten bundesweit eingefahren habe, sei es an der Zeit, dass sich die verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte endlich deutlich positionieren. Pressler: „Wir als Duispunkt können eine Stimmung von Toleranz und Vielfalt fördern, wir können aber keine Lösung sein.“ Auch andere müssten eigene Aktivitäten entwickeln, um zu zeigen, in welcher Stadt sie leben wollen. So wie in Dortmund, wo das Schauspielhaus der NPD-Demo am 4. Juni mit einer künstlerischen Aktion entgegentritt. „Die bauen eine Mauer aus aufblasbaren silbernen Quadern.“ Solche Eigeninitiativen wünscht sich das „Duispunkt“-Duo auch in Duisburg.
„Bei uns hat es auch geklappt. Eckart hatte die Idee, ich bin auf gesprungen, und dann haben wir einfach angefangen. Und wir haben die Unterstützung bekommen, so dass es funktioniert“, wirbt Luise Hoyer um Nachahmer. „Auf die Idee, Ähnliches zu machen, könnten doch auch Andere kommen.“
Jeder könne sagen, meine Stadt ist mir so wichtig, dass ich nun selbst die Initiative ergreife. Das gelte auch für die Politiker. Hoyer: „Die müssten mal zu uns kommen, und gucken, was wir machen, anstatt uns ins Rathaus einzuladen, wo wir unsere Ideen für ein neues Image einbringen sollen.“
Beeindruckende Vielfalt der musikalischen Stile
25.000 Flyer verteilt die Initiative „Duispunkt“ in den nächsten Tagen im Stadtgebiet, um auf ihre Montagskonzerte aufmerksam zu machen. Finanziert wurde der Druck über das Programm „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Werben kann „Duispunkt“ auch am 1. Mai im Landschaftspark Nord. Auf der Jugendbühne des DGB wird sich „Duispunkt“ vorstellen.
Mit dabei ist die Band „Heimatlos“, die fünf syrische Flüchtlinge in Neukirchen-Vluyn gegründet haben. Gitarrist Ouday Al Abtah (24), Sänger Musa Abtah (21), Sänger Mohamad Al Shokor (26), Sazspieler Azad Mohammed (20) und Samer Dudaki (43/ Doumbek) werden auch am Montag, 2. Mai, ab 18.30 Uhr vor dem Duisburger Bahnhof das nächste „Duispunkt“-Konzert gegen Pegida bestreiten mit Volksliedern und Balladen, aber auch Rap. Die musikalische Vielfalt beeindruckt immer wieder bei den „Duispunkt“-Konzerten.
Vom Irish Folk über Rock bis zu Chansons reicht die Bandbreite der kommenden Konzerte. Eines aber wird wohl besondere Aufmerksamkeit erhalten: Am 13. Juni wird der syrisch-palästinensische Pianist Aeham Ahmad auftreten, der auf einem alten Klavier in den Trümmern von Damaskus gegen den Krieg in seiner Heimat und für die Überlebenden gespielt hat, bevor er fliehen konnte. 2015 erhielt er den Beethoven-Preis.