Duisburg. . Das Duisburger Logistikunternehmen Rheinkraft International öffnet die Türen nur für Mädchen. 15 Schülerinnen dürfen in den Arbeitsalltag hineinschnuppern.

Mit einem hellen Knall löst sich der Stift an der Sollbruchstelle. Noch etwas verdattert schaut Maja auf das weiß-rote Warnschild, in das sie gerade eine Niete gedrückt hat. Werkstattmeister Ramazan Gökdemir nimmt der Achtklässlerin schmunzelnd die Scherennietzange aus der Hand. Beim Girls’ Day, auch Mädchen-Zukunftstag genannt, bekommen 15 Schülerinnen der Gesamtschule Meiderich die Möglichkeit, in einen Beruf hineinzuschnuppern, den noch immer größtenteils Männer ausüben.

In der Werkstatt von Rheinkraft International ist das beispielsweise der Fall. „Frauen, die schrauben und bohren, haben wir hier noch nicht“, sagt Aytekin Ünal. Der Ausbilder führt die Schülerinnen über das Areal des Logistikunternehmens, vorbei an großen Lastwagen, die auf dem Hof betankt und gewartet werden, zur anliegenden Werkstatt. „Was ihr hier seht, ist ein Auflieger“, erklärt der Ausbilder. „Das ist quasi der nichtmotorisierte Anhänger. Der muss auch mal von unten kontrolliert werden.“ Werkstattmeister Ramsan Gökdemir schraubt am Auflieger, wischt seine Hände am Blaumann ab, bevor er zum nächsten Gerät wechselt und seine Arbeitshandschuhe anzieht.

Die Hälfte der Jugendlichen meldet sich begeistert, als er in die Runde fragt, wer die Standbohrmaschine bedienen möchte. Metallspäne fliegen, ein paar Dampfschwaden steigen auf, dann ist das Metallstück schon durchbohrt. Aylin durfte sich an der gut zwei Meter großen Maschine probieren: „Ist echt interessant, das hier mal zu sehen; aber auch ziemlich anstrengend.“ So ganz überzeugt ist die 14-Jährige aber noch nicht von dem Werkstatt-Job. „Ich möchte eigentlich eher etwas in Richtung Erziehung machen.“

30 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen

Ausbilder Ünal betont allerdings, dass bei Rheinkraft International trotzdem viele Frauen arbeiten. „Der Anteil liegt bei rund 30 Prozent. Die meisten sind in der Verwaltung tätig.“ Für Ünal ist die Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung eine lohnenswerte Sache. „Logistik und Transport werden immer gebraucht. Bei uns ist zwar viel Stahl unterwegs, aber auch Software muss transportiert werden.“

Apropos Stahl: Vor der Werkstatt wird ein Haubentransporter geöffnet. Lehrerin Uta Jaromin winkt ihre Schülerinnen heran. „Normalerweise hat der Lkw Brammen geladen. So nennt man rund 800 Grad heiße Stahlblöcke.“ Aytekin Ünal blickt in erstaunte Gesichter und nickt mit dem Kopf.

Bereits seit zehn Jahren kommen Mädchen beim Girls’ Day zu dem Logistikunternehmen an der Beecker Straße. „Bewerbungen haben wir danach immer bekommen.“

329 Mädchen testen Männerjobs 

Schon seit 15 Jahren öffnen Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland am Girls’ Day ihre Türen nur für Mädchen. Schülerinnen ab der 5. Klasse lernen an diesem Tag Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik kennen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind.

In diesem Jahr haben sich in Duisburg 14 Unternehmen und 329 Mädchen an der Aktion beteiligt. Bei Thyssen-Krupp versuchten sich 26 Jugendliche mit Lötkolben an selbsterstellten Schaltkreisen. Bei der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) schauten 13 Schülerinnen der Heinrich-Heine-Gesamtschule vorbei, um auszuprobieren, ob sie sich als Industriemechanikerin oder IT-Systemelektronikerin eignen.

Eigene Teelichterhalter und Schlüsselanhänger schweißten knapp 40 Mädchen im Verdichter-Werk von Siemens. Und auch im Labor der König-Brauerei mussten die Schülerinnen ruhige Hand bewahren. Handfester ging es in der Schreinerei der Brauerei zur Sache.

Bei der Duisburger Berufsfeuerwehr konnten rund 50 Mädchen ebenfalls ihr Talent und Können testen. „Seit fünf Jahren beteiligen wir uns schon am Girls’ Day und bauen verschiedene Geräte für die Schülerinnen auf“, erklärt Feuerwehrsprecher Klaus Susdorf. Dazu zählt beispielsweise eine hydraulisches Rettungsgerät oder eine ausgefahrene Rettungsleiter.