Duisburg. Ina Ludwig will sich in den von Männern dominierten Ingenieurwissenschaften durchsetzen. Um wichtige Praxiserfahrungen zu sammeln, hat die Studentin bei Siemens den Männern über die Schulter geschaut. Unterstützung bekommt sie vom MINT-Team der Uni.

Frauen fliegen Flugzeuge, gehen zur Bundeswehr, beanspruchen ihren Platz in den Führungsetagen großer Unternehmen: Sie dringen in viele einstige Männerdomänen vor. Doch es gibt eine, in der sich ihr Anteil auf hartnäckig niedrigem Niveau hält: Weil Frauen in den Ingenieurwissenschaften noch immer Raritäten sind, hat die Universität Duisburg-Essen ein Karriereentwicklungsprogramm für Studentinnen aufgelegt. Ina Ludwig (21) ist dabei und hat sich diesen Monat in der Praxiswoche bei Siemens in die Welt der Getriebeverdichter vorgetastet.

Wie man Gase komprimiert, um sie durch Pipelines zu schicken, wie der Kundenservice bei den leistungsstarken Giganten funktioniert, wenn sie mal kaputtgehen, all das hat sich Ina Ludwig, Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens in Duisburg, bei Siemens aus nächster Nähe angeschaut. „Mir hilft das beim Studium, wenn ich mich entscheiden muss, ob ich eher in die Richtung Maschinenbau oder BWL gehe“, so die 21-Jährige. Sie ist Teilnehmerin des Programms ChanceMint NRW, das Studentinnen auf die Arbeit in Männerberufen vorbereiten will – durch Workshops zu Soft Skills, Exkursionen und Praktika. Das Modell verknüpft Hochschule und Unternehmen und könnte bald in ganz NRW Schule machen.

Frauenanteil bei nur fünf Prozent

Der Handlungsbedarf, da sind sich Politiker, Professoren und Personalabteilungen einig, ist nämlich riesig. Seit 2006 machen rund 22 Prozent der deutschen Studenten ihren Abschluss in einem ingenieurwissenschaftlichen Fach, und seit 2006 liegt der Anteil der weiblichen Absolventen konstant bei nur fünf Prozent – obwohl es bundesweit längst 260 Initiativen zur Förderung des weiblichen Nachwuchses gibt.

Frühkindliche Prägung, uninspirierter Technik-Unterricht an Schulen, der ungebrochene Ansturm weiblicher Studentinnen auf die Sozialwissenschaften – es gibt viele Gründe, warum die meisten Frauen einen großen Bogen um technische Berufe machen. „Einer davon ist sicherlich, dass ihnen in Männerdomänen noch immer viele Ressentiments entgegenschlagen“, weiß Uni-Projektkoordinatorin Beatrix Holzer. Umso wichtiger ist es, jene, die den Weg trotz aller Vorbehalte einschlagen, in ihrer Durchsetzungsfähigkeit zu unterstützen. „In den Praxiswochen sollen sie in Betrieben schon einmal Abläufe und Strukturen kennenlernen“, erklärt Holzer, „etablierte Mitarbeiterinnen dienen als Rollenvorbilder.“

Für Ina Ludwig ist die Welt der Einwellenverdichter keine fremde. „Ich komme aus einer technikaffinen Familie“, sagt sie, „mein Opa und mein Vater sind Bauingenieure, mein Bruder und meine Cousins Maschinenbauer.“ Schon als Kind hat sie errechnet, warum eine Wand der Garage absackt und dann wurde das Problem „gelöst“.