Duisburg. . Klarinettist Andreas Oberaigner brauchte schon im Studium in Wien Abwechslung, wo er zwischen Walzer und Neuer Musik unterwegs war. Als Philharmoniker genießt er Vielfalt.

Wien – kulturelles Zentrum Österreichs, Musikhauptstadt, Geburtsstadt des Walzers und Arbeitsplatz berühmter Komponisten: Eine abwechslungsreiche Bühne für den Musikstudenten Andreas Oberaigner aus Tirol, der in vielen Orchestern Erfahrungen sammelt, er spielt Walzerklänge im Kostüm, Neue Musik oder im Mozart-Orchester. „Wenn es gut gemacht ist“, ist der Klarinettist dabei und nutzt die Chance, schnell verschiedene Stile zu lernen und flexibel zu sein etwa im Umgang mit Dirigenten.

Zur Musik gedrängt

„Wenn ich die Klarinette in der Hand habe, macht es mir Spaß“, sagt Oberaigner, der dann aber auch froh war, über ein Erasmus-Stipendium ein Semester in Hannover studieren zu können. „Wien hat eine sehr lange, abgeschlossene Tradition, verglichen mit Deutschland sind die Schulen und der Klang ganz unterschiedlich. Für mich war es gut, etwas Neues zu machen.“ Von Hannover fuhr er 2006 zum Probespiel nach Duisburg – und gewann. Er hatte sich also richtig entschieden, als er beruflich nicht auf Geschichte und Archäologie sondern auf die Musik setzte. Obwohl dem Schüler schon klar war, dass in eine Musikerausbildung viel investieren muss, ohne zu wissen, was herauskommt. „Der letzte Sprung ins Orchester ist schwierig und klappt oft nicht“, sagt Andreas Oberaigner. Und lächelt: „Ich habe dann auch immer brav geübt“. „Brav“ heißt: vier bis fünf Stunden pro Tag, mehr machen die Lippenmuskeln, die beim Klarinettenspiel stark beansprucht werden, kaum mit.

Zur Musik gedrängt hatte ihn und seinen Bruder der Großvater, ein begeisterter Blasmusiker in Hall/Tirol. „Das stieß bei uns nicht auf große Begeisterung.“ Dennoch fing Andreas „als Neun- oder Zehnjähriger“ mit einer alten Klarinette an, lernte bei einem Musiker des örtlichen Blasorchesters, besuchte dann die Musikschule. „Das hat mehr Spaß gemacht, vor allem als wir dann mitspielen konnten.“

Von der Sinfonie bis zur großen Oper

Trachtenkapellen haben eine große Tradition in Österreich. „Es war eine gute Blaskapelle, die mehr gespielt hat als nur Märsche, auch technisch anspruchsvolles“. Schließlich besuchte er das Landeskonservatorium in Innsbruck und wurde ins Landesblasorchester aufgenommen. „Das ist eine gute Schulung: Man lernt, im Ensemble zu spielen, mit anderen Leuten umzugehen, und was guter Klang ist.“ Längst hatte er da auch zur klassischen Musik gefunden. „Ich wusste anfangs nicht so recht, was man mit einer Klarinette spielen kann. Das gefiel mir dann.“

Bei den Duisburger Philharmonikern findet er die Abwechslung, die er schon im Studium geschätzt hat. „Die Bandbreite reicht von Sinfonie über die große Oper bis hin zu Neuer Musik und Kinderprojekten.“ Zwar hört er die vielseitige Klarinette auch gern als Jazz-, Tango- oder Klezmer-Instrument, hat diese Genres aber nie ausprobiert. „Im Orchester gibt es viele schöne lyrische, traurige und lustige Sachen“, sagt Andreas Oberaigner und zählt den schelmenhaften „Till Eulenspiegel“ von Richard Strauss ebenso auf wie das „große, elegischen Solo in Tosca“.

Auch in seiner Freizeit beschäftigt er sich gern mit der Instrumentenfamilie, mit dem hohen Bassetthorn oder der tiefen Bassklarinette. Er macht gern Sport, läuft, trainiert den Rücken, spielt mit den Kollegen Fußball, hält sich mit Badminton fit. Bergsteigen und Skifahren sind zu seltenen Vergnügen geworden, „Aber dann freut man sich umso mehr, zurückzukommen.“

Mozart hörte „herrlichen Effect“ 

Die Klarinette besteht aus vier Teilen plus Mundstück, sie ist meist aus dem sehr harten Grenadillholz gemacht, das aus Afrika kommt. „Früher wurde auch Buchsbaum verwendet“, sagt Andreas Oberaigner. Er bezieht seine handgemachten Instrumente aus Bamberg. Das Mundstück besteht aus Kautschuk oder Bambus. Die Blättchen fertigen die meisten Klarinettisten – anders als die Oboisten – nicht selbst an. Das Blatt bestehe aus einfachem Schilfrohr. „Die gekauften Blätter macht man sich zurecht, denn nie fühlt sich eins wie das andere an“.

Vier Klarinettisten gibt es bei den Duisburger Philharmonikern, Andreas Oberaigner spielt als stellvertretender Solo-Klarinettist auch die hohen Instrumente.

Wolfgang Amadeus Mozart hörte 1778 in Mannheim Sinfonien von Carl Stamitz und schrieb an seinen Vater: „Ach, wenn wir nur clarinetti hätten! - sie glauben nicht was eine sinfonie mit flauten, oboen und clarinetten einen herrlichen Effect macht!“ Mozart bemühte sich ab diesem Zeitpunkt, das Instrument auch in Österreich im Orchester zu integrieren, und es ist mit sein Verdienst, dass in den Symphonien von Beethoven die Klarinette bereits zur Bläsergruppe gehört und gleichwertig mit Oboe oder Flöte eingesetzt wird.