Duisburg. . Laszlo Kerekes ist Fagottist bei den Duisburger Philharmonikern. Und er arbeitet als ehrenamtlicher Putztaucher im Delfinarium.

Der Schwimmlehrer plante für den 14-jährigen Leistungssportler Laszlo Kerekes eine internationale Karriere. Der Musiklehrer drängte ihn zum Fagott. Heute profitiert der gebürtige Ungar von 120 Prozent Lungenvolumen sowohl in seinem Beruf als Fagottist bei den Duisburger Philharmonikern als auch bei seinem Hobby, dem Tauchen.

Und das kommt hier ausnahmsweise mal zuerst, weil ihn darum nicht nur alle Duisburger beneiden dürften: Laszlo Kerekes ist ehrenamtlicher Putztaucher der Delfine im Zoo. Einmal wöchentlich tauchen er und seine Frau Christiane Schwarz im Delfinarium, um mit Unterdrucksaugern Algen zu beseitigen und Scheiben zu reinigen. Anschließend wird gespielt. „Die Delfine sind sensationell“, sagt Kerekes. Ihre Stimmungen seien so unterschiedlich wie bei Menschen. „Mal wollen sie ihre Ruhe und bleiben weg, manchmal wollen sie spielen und sind dabei ganz schön frech.“ Kerekes ist davon überzeugt, dass die Meeressäuger die Putztaucher sogar bewusst veräppeln. „Sie haben ein präzises Timing. Kurz bevor wir zum Beispiel einen Algenhaufen aufsaugen können, stupsen sie den Schlauch weg – und lachen sich dann kaputt.“

Jeses kind macht Musik und Wassersport

In Ungarn sei es üblich, dass jedes Kind Musik und einen Wassersport mache, erläutert Kerekes. Mit dem Schwimmen begann er mit vier, als achtjähriger Musikschüler wollte er Orgel lernen, fing aber erstmal mit Klavier an. Das Fagott gefiel ihm auch „wegen der tiefen Töne“. Mit zehn entschied er sich fürs Fagott, obwohl die Hände noch klein und das Instrument zu schwer war. „Das musste mein Vater schleppen.“

Beginn eines rasanten Wegs. Mit 14 musste er sich entscheiden, kam auf ein Musik-Gymnasium in Pécs, von dort zur Franz-Liszt-Akademie in Budapest. Kerekes nahm „als 20-jähriger Grünschnabel“ ohne jede Erfahrung „als Test“ an einem Vorspiel der National-Philharmonie teil. Ergebnis: „Am Montag können Sie anfangen.“ Drei Jahre lang wurde parallel studiert und im Orchester gespielt. 1991, „einen Tag vor meinem Abschlusskonzert“, traf er den Fagottisten eines deutschen Orchesters, das in Budapest gastierte, in der Kantine. Der junge Musiker erzählt dem älteren Kollegen, welches große Programm er sich für sein Examen vorgenommen hatte. Die deutschen Kollegen hörten mit – und boten ihm eine Stelle bei der Philharmonia Hungarica in Marl an. „Daran hatte ich zuvor nicht gedacht, plante dann, ein halbes Jahr in Deutschland zu bleiben.“ Er blieb über die Auflösung des Orchesters im Jahr 2000 hinaus, fand bei den Duisburgern seine Heimat. Und auch seine Frau, im Oktober haben er und die 1. Geigerin Christiane Schwarz geheiratet.

"Deutschland ist die größte Bühne der Welt"

Am Fagott liebt er den Wechsel zwischen Bassstimme und kurzen, schönen Melodien, er mag sowohl den nachdenklichen Charakter des Instruments als auch seine sprunghaften, albernen Seiten, die süße Melancholie, die das Fagott in der großen Tenor-Arie im „Liebestrank“ entfaltet, aber auch die lustigen Töne, die der „Großvater“ in „Peter und der Wolf“ von sich gibt. Seine Musikvorlieben gelten „je nach Lebenslage“ Bach, Brahms oder Strauss, aber auch mal Heavy Metal, Jazz oder Volksmusik.

Kerekes fühlt sich sowohl in Deutschland als auch in Ungarn „absolut zu Hause“. Wichtig sei für ihn gewesen, dass er sich hier gut habe entfalten könne. „Deutschland ist die größte Bühne der Welt, hier in NRW kommt die Welt zusammen. Diese geistige Befruchtung ist nicht in Mark und Pfennig zu messen.“

Wie eine Blockflöte – nur viel größer 

„Fagott, früher der, heute das“, stellt Laszlo Kerekes seine beiden Instrumente vor. Das 2,80 Meter lange, einmal gebogene Fagott aus Bergahorn, das in zweijähriger Handarbeit gefertigt wurde und aus einem der zwei deutschen Familienbetriebe stammt, die es immer noch besser können als Yamaha. „Es muss altes Holz sein, jede Familie hat ihre Geheimnisse.“ Ein neues Instrument koste so um die 40 000 Euro.

Das Kontrafagott, fünfmal geboten, misst etwa fünf Meter. „Die Klappen sind die Verlängerung der Finger. Es ist wie eine Blockflöte, nur viel größer.“ Und das tiefste Instrument im Orchester, „wie die ganz langen Pfeifen bei der Orgel“. Gespielt werden die Instrumente mit „viel Druck aus dem Bauch, denn die Luftsäule muss bewegt werden“.

Was Laszlo Kerekes an seinem Instrument nicht liebt: „Man muss die Mundstücke selber machen, wie bei der Oboe aus Schilfrohr. Selber schnitzen, bauen und fluchen.“ Denn 80 Prozent der Versuche landen im Müll.