Duisburg/Essen. Prof. Ulrich Radtke erklärt den Aufstieg der UDE im Times-Hochschulranking auf Rang 17. Belege für die steigende internationale Wahrnehmung.
Mit einem rekordverdächtigen Sprung um 42 Plätze im Times Higher Education Ranking der weltbesten jungen Hochschulen hat sich die Universität Duisburg-Essen vom 59. auf den 17. Rang verbessert. Über die Gründe, die Folgen für die internationale Wahrnehmung und die Bedeutung von Ranglisten spricht UDE-Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke im Interview mit der WAZ.
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Ein Aufstieg um 42 Plätze – erklärt das allein gute Leistung?
Ulrich Radtke: Nein, dafür gibt es auch systematische Ursachen. Für die deutschen Universitäten hat sich etwas bei der Erfassung der Daten geändert. Die angelsächsischen Unis haben die Doktoranden zu den Studenten gezählt, die deutschen Hochschulen zu den Wissenschaftlern. Das wurde harmonisiert.
Was bewirkt das?
Radtke: Die Quotienten ändern sich, etwa beim Verhältnis der Studierenden zu den Lehrenden. Dadurch haben nicht nur wir, sondern auch alle anderen deutschen Universitäten besser abgeschnitten. Karlsruhe etwa hat es auf Anhieb auf Rang 8 geschafft. Das heißt, die neuen Regeln spiegeln jetzt genauer die tatsächlichen Kräfteverhältnisse der Unis untereinander wider. Welche Leistungswerte uns in die Spitzengruppe katapultiert haben, sehen wir uns gerade noch genauer an.
Auch bisher skeptische Hochschulen wie Dortmund beteiligten sich. Steigt die Bedeutung der Rankings?
Radtke: Ich denke schon. Fast alle machen nun mit. Sie erkennen, dass es die internationale Wahrnehmung steigert. Ich war auf einer Konferenz europäischer Rektoren in Irland, als die Rangliste veröffentlicht wurde. Viele haben mir gratuliert, einige haben mich angesprochen, ob wir mit ihnen kooperieren möchten. Daran spürt man die Aufmerksamkeit.
Aber auch bei Ihnen bleiben Bedenken bei den Bewertungen?
Radtke: Ja, wenn Sie etwa die Times-Rangliste für alle Universitäten ansehen. Auch da sind wir um 100 Ränge unter die besten 250 aufgestiegen. Aber da zählt die Reputation fünfzig Prozent. Damit ist doch klar, dass die Unis mit großem Namen und langer Geschichte vorn sind. Aber sagt das tatsächlich auch etwas über die Qualität? Die meisten Unis in den Top 100 dieser Rangliste sind im Schnitt mindestens 200 Jahre alt. Da brauchen wir einen langen Atem.
Also fühlen Sie sich unter den jungen Hochschulen besser aufgehoben?
Radtke: Da geht’s bei vielen Parametern um harte Fakten. Nehmen Sie die Zitationen, die gezählt werden. Die Veröffentlichungen unserer Forscher und die Erwähnungen ihrer Arbeit in Fachpublikationen – dabei haben wir sehr gut abgeschnitten. Das ist eine Anerkennung für die Leistungen der Kollegen.
Wichtig ist dabei die Medizin. Sind da nicht Unis wie Dortmund, die keine Hochschulmedizin haben, im Nachteil?
Radtke: Ja, aber ich denke, manches gleicht sich aus. Bei der UDE hat etwa die Lehrerausbildung ein großes Gewicht, das ist in diesem Ranking ein Nachteil. Wenn es um die Beziehungen zur Industrie geht, dann sind natürlich Hochschulen mit technischen Schwerpunkten wie Aachen, Stuttgart und München weit vorn.
Das gilt auch für Einwerbung der sogenannten Drittmittel. Wo steht da die UDE?
Radtke: An die eben Genannten kommen wir nicht heran, aber wir haben da zuletzt gut zugelegt: von gut 90 Millionen Euro in 2010 auf rund 115 Millionen Euro in 2013 und 2014. Das vergangenen Jahr ist noch nicht abgerechnet, das Ergebnis wird aber ähnlich sein. Die großen deutschen Universitäten mit über 40.000 Studierenden liegen bei den Drittmitteln alle zwischen 100 und 150 Millionen Euro pro Jahr.
Wo wollen Sie besser werden?
Radtke: Den Anteil von Geldern der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) würden wir gern steigern, auch weitere Industrie-Kooperationen sind wichtig. Ich bin da ganz optimistisch, wir haben viel versprechende Pläne für neue Sonderforschungsbereiche. Wir ermutigen junge Kollegen ausdrücklich, DFG-Anträge zu stellen.
Ist im Hochschulranking noch Luft nach oben für die UDE?
Radtke: Das wäre natürlich schön. Die Universitätsallianz im Ruhrgebiet mit Bochum und Dortmund bringt uns dabei hoffentlich einen Standortvorteil. Einen erneuten Sprung um 42 Plätze kann es ja nicht noch einmal geben – das war einmalig.