Duisburg. . Zu den Duisburger Höhepunkten der Ruhrtriennale zählt die Filminstallation „Manifesto“, in der die Oscar-Gewinnerin in 13 Kurzfilmen zu sehen ist.
Cate Blanchett ist während der Ruhrtriennale im Landschaftspark Nord zu erleben. Leider nicht die leibhaftige Schauspielerin. Aber für die Installation „Manifesto“ der Filmkünstlers Julian Rosefeldt schlüpft die Oscar-Gewinnerin aus Australien in 13 verschiedene Rollen. Ob als Lehrerin, Obdachlose, Bankerin, Nachrichtensprecherin oder Punkrockerin: Jedes Mal rezitiert Blanchett Manifeste der Kunstgeschichte. Und all diese Filme werden auf großen Monitoren gezeigt, die im voluminösen Innenraum der Kraftzentrale installiert werden. Schon jetzt lässt sich vermuten, dass dieses Projekt zu den Publikumsmagneten der Ruhrtriennale zählen wird.
Bei der Programmvorstellung der Ruhrtriennale gestern Vormittag im Pumpenhaus des Landschaftsparks Nord sagte NRW-Kulturministerin Christina Kampmann: „Ich bin beeindruckt, wie politisch das Programm wieder ausgefallen ist.“ Intendant Johan Simons spüre den gesellschaftlichen und politischen Änderungen nach, die sich derzeit in Europa vollziehen, so Kampmann. „Und ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt, wie Simons auf die Region zugeht, neue Spielstätten entdeckt und bespielt“, sagte die Ministerin.
Zweiter Teil der Theater-Trilogie in der Gießhalle
In Duisburg vertrauen die Macher hingegen auf die bewährten Spielorte: In der Gießhalle führt das Ensemble des Thalia-Theaters Hamburg das Schauspiel „Geld. Trilogie meiner Familie 2“ auf (7.-11. September, je 19 Uhr). Es ist der zweite Teil dieser Trilogie, die bei der Ruhrtriennale 2017 ihren Abschluss finden wird.
Eine Mischung aus Schauspiel und Installation ist das Projekt „Medea.Matrix“, das unter der Regie von Susanne Kennedy entsteht und das sechsmal (15.-18. sowie 23./24. September, je 20 Uhr) in der Gebläsehalle des Landschaftsparks gezeigt wird. Zur Schauspieler-Riege zählt die aus Kino und Fernsehen bekannte Birgit Minichmayr. Der Raum der Gebläsehalle wird dabei selbst zum Akteur.
Das Ensemble sitzt in der Mitte der Kraftzentrale
Der kürzlich verstorbene Pierre Boulez schrieb mit „Répons“ ein Kultwerk der experimentellen Musik. Zu hören gibt es eine Mischung aus traditionellen akustischen Instrumenten und digital manipulierte Liveklänge. Das Ensemble wird in der Mitte der Kraftzentrale sitzen, das Publikum drumherum Platz nehmen. Unter die Besucher werden sich zudem sechs Instrumentalsolisten mischen. Zu sehen: 16./17. September, je 19.30 Uhr.
„Urban Prayers Ruhr“ heißt das spannende Schauspielprojekt, das in sechs verschiedenen Gotteshäusern des Ruhrgebiets Halt macht. Erkundet werden sollen die Fragen, woran die Menschen hier glauben und ob ihr Glaube eine Privatsache oder gar etwas Politisches ist. Der Zwischenstopp in Duisburg steht gleich zum Auftakt am 14. August an – und zwar in der Merkez-Moschee in Marxloh.
Auch zu diesem Projekt sagt Intendant Simons: „Wir wollen bei der Ruhrtriennale vor allem für die Leute Theater machen, die sonst nicht ins Theater gehen.“ Mit der Ruhrtriennale will er den Blick auf die Welt lenken. „Wir sind Künstler, keine Politiker“, stellte Simons klar. „Aber wir dürfen die wichtigen Fragen der Zeit nicht nur den Politikern überlassen.“
Im umgebauten Lkw sieben besondere Orte in Duisburg entdecken
Eine solch ausgefallene Tour sucht ihresgleichen: Die Macher der Urbanen Künste Ruhr laden alle Neugierigen während der Ruhrtriennale zum Roadtrip „Truck Tracks Ruhr“ durch Duisburg ein. 50 Mitfahrer sitzen in einem zum Zuschauerraum umgebauten Lkw-Auflieger. Durch eine gläserne Wand bietet sich den Insassen im Fahren nicht nur ein spektakulärer Blick auf die vorbeiziehende Stadt, die Reisegesellschaft macht zudem an sieben Orten Halt. Dort untermalen Kurzhörspiele die Live-Szenerie außerhalb des Lkw.
„Wir wollen, dass die Besucher jene sieben Orte in Duisburg neu entdecken und mit einem anderen Blick erleben können“, erklärte Katja Aßmann, die künstlerische Leiterin der Urbanen Künste Ruhr. Zu den Haltepunkten soll etwa eine Autobahnbrücke, ein Kiosk, der Hafen und eine Schrebergarten-Kolonie gehören. Ausgewählte lokale Künstler sollen die Texte zu den jeweiligen Orten entwickeln. Welche das sind, werde in Kürze entschieden, so Aßmann.
Ein Projekt des Theaterkollektivs Rimini Protokoll
Die Idee zu diesem Projekt hatte das international arbeitende Theaterkollektiv Rimini Protokoll. Dieses arbeitet in unterschiedlichen Konstellationen in den Bereichen Theater, Hörspiel, Film und Installation. „Das Projekt bietet ungewöhnliche Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit“, so Nikolaos Georgakis, der Pressesprecher der Urbanen Künste Ruhr. 47 Fahrgäste finden in dem Lkw zeitgleich Platz. In Duisburg wird es nach jetzigem Stand 27 Fahrten geben – beginnend mit dem Triennaleauftakt am 12. August. Die letzte Fahrt ist am 24. September geplant. Ein Ticket kostet 15, ermäßigt 7,50 Euro. Die genauen Termine gibt’s im Internet unter: www.trucktracksruhr.de. Auch die Ticket-Hotline für die Lkw-Touren ist bereits freigeschaltet unter: 0221/280 211.
„Sollte die Nachfrage groß genug sein, werden wir noch weitere Termine dazunehmen“, sagte Georgakis gestern. Start- und Zielpunkt der rund anderthalbstündigen Touren ist das Lehmbruck-Museum im Kantpark.