Essen. 32 Produktionen suchen vom 12. August bis 24. September beim großen Kunstfestival Ruhrtriennale nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Ein Ruhrtriennale-Motto gilt für die ganze Festspiel-Ära. „Seid umschlungen“ schillert Johan Simons folglich auch im zweiten Jahr seiner Intendanz, die einen Mann im festen Sattel zeigt. Gute Auslastung, gutes Budget, viel Anerkennung: Man könnte schlechter Richtung Halbzeit aufbrechen.

Aber Simons weiß ein Motto, das keine Neuigkeit mehr ist, in Zeiten der Flüchtlingsbewegungen eben neu zu lesen. Das Gefühl und mitunter auch die Angst, nicht nur umschlungen, sondern von fremden Werten verschlungen zu werden, benennen die kommenden Sommerfestspiele von Bottrop bis Dinslaken, von Gladbeck bis Hamm.

Den Kunst-Blick lenken auf Werte, „auf denen die europäische Kultur fußt“, will der 69-jährige Niederländer. Da ist er ganz rasch bei „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, um die es also vielgesichtig geht vom 12. August bis 24. September.

Im 15. Jahr des Triennale-Bestehens neue Orte erkunden

Wie jedes Festival, für das man heute brennt, sind schon die Zahlen – zumindest im Ausblick – einschüchternd: 32 Produktionen, 23 davon eigene, 20 Weltpremieren (!), 24 Spielstätten. Theaterpraktisch werden das 120 Veranstaltungen mit 900 Künstlern aus 25 Ländern sein. Lauter Triennale-Kreationen, für die es dieses Mal fast 48 000 Karten gibt. Da sind die Kunstereignisse mit freiem Eintritt natürlich noch nicht mitgezählt. Wieder werden im 15. Jahr des Triennale-Bestehens neue Orte erkundet, etwa (frisch von harter Arbeit entbunden) die Kohlenmischhalle von Marls Zeche „Auguste Victoria“. Erst kurz vor Weihnachten war dort Schicht.

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Bottrop wird „Sumpfland“

Konzerte werden an Orten alter Industrie Wege suchen zu Bach (h-Moll-Messe mit Altmeister Herreweghe) oder Messiaen; Gustav Mahlers Werk wird unter Alain Plater zum Zentrum einer neuen Tanzkreation. Nicht immer wird es bei diesem sommerlichen Kunstfest darum gehen, dem Ruhrgebiet nur Komplimente zu machen. Ausgerechnet „Innovation City“ Bottrop wird in einer Arbeit des Studio Orka zum „Sumpfland“ voller „schräger Gestalten in einem Café ohne Zukunft“. Installationen von Julian Rosefeldt und die Rückkehr von van Lieshouts bizarrem Künstlerdorf „The Good, the Bad and the Ugly“ stehen auf dem Programm. Und gesellschaftspolitischer Mut: Für „Urban Prayers Ruhr“ gastiert die Triennale in sechs Gebetshäusern sechs unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften.

Tickets ab sofort, Telefon: 0221/ 28 02 10 oder www.ruhrtriennale.de