Duisburg. Bertelsmann-Erbin Brigitte Mohn besuchte Familienzentrum „Mittendrin“. Gebag will in Häuser investieren und Neuenkamp generationengerecht machen.
Die Kinder und die Mitarbeiter der Diakonie-Familienhilfe „Sofort vor Ort“ wissen noch nicht so recht wie ihnen geschieht: Spontan hat sich hoher Besuch angekündigt. Bürgermeister Manfred Osenger hat kurzfristig Bertelsmann-Erbin Brigitte Mohn, Tochter von Liz Mohn, eingeladen. Mit in der Delegation sind Vertreter des Vereins „Familiengerechte Kommune“ und Dennis Ifkovitz von der Gebag. Außerdem, welch überraschendes Wiedersehen: Karl Janssen, ehemaliger Kulturdezernent und inzwischen als Berater für die Bertelsmann-Stiftung tätig.
Die Wohnungsbaugesellschaft will in Neuenkamp ihre Wohnungen erneuern und generationengerecht ausbauen. Der Stadtteil wurde mit anderen Quartieren Teil eines Landesprogramms, das der Verein „Familiengerechte Kommune“ betreut und die Bertelsmann-Stiftung wissenschaftlich begleitet. Fünf bis sieben Millionen sollen in die Häuser entlang der Java- und Lilienthalstraße investiert werden. Nun macht sich Brigitte Mohn ein Bild vor Ort. Bürgermeister Osenger ist aufgeregt – so sehr das ihm beinahe die Tränen kommen. „Es ist für mich eine Ehre, so eine besondere Frau hier zu haben“, sagt er ergriffen, als die Gruppe im Stuhlkreis im Familienzentrum sitzt. „Duisburg ist eine Stadt in der man viel gestalten kann. Ich mache mir gerne vor Ort ein Bild“, sagt Brigitte Mohn. Sie ist gerne hier. Später will der überzeugte Neuenkämper Osenger ihr noch die „Rheinorange“ und den Deich zeigen, damit Mohn sieht, wie schön es hier ist. Beide sind Personen, die etwas bewegen wollen. Mohn engagiert sich in ihrer Heimat und für die Gesellschaft insgesamt, Osenger erzählt ihr, wie er etwa mit seinen Mitstreitern vom Verein „New Kamp City“ Waffeln mit Puderzucker verkauft, damit für das Jugendzentrum zwei Honorarkräfte eingestellt werden können. An Angeboten für Teenager, da sind sich alle einig, fehlt es nämlich.
Auf Nachhaltigkeit achten
Gebag-Mann Ifkovitz kennt aber auch die andere Wahrheit: „Neuenkamp wird oft vergessen, wegen seiner Insellage. Nur die Neuenkämper wollen in Neuenkamp umziehen.“ Bei der Investition gehe es deshalb auch darum, die Wohnungen und den Stadtteil attraktiv zu machen. Derzeit bröckelt der Putz, die Fenster haben noch einen Holzrahmem. Von Sozialräumen ist etwa die Rede und barrierearmen Appartements, die nicht nur für Senioren, sondern auch für junge Familien interessant sind.
Karl Janssen kennt Neuenkamp und die Stadt natürlich. Bis 2013 war er Kulturdezernent. Nach der Kommunalwahl musste er seinen Hut nehmen. „Ich bin Niederrheiner und Duisburger, und habe auch immer noch meinen MSV-Schal.“ Mit dem Verein „Familiengerechte Kommune“ berät er inzwischen Städte und engagiert sich auch für das Projekt der Landesregierung „Kein Kind zurücklassen.“ Ratschläge möchte er Duisburg eigentlich nicht geben, erklärt der Münsteraner. Allgemein erklärt er: „Die Kommunen sind zu sehr im Reparaturbetrieb verhaftet. Es müsste mehr in die Prävention investiert werden.“ Da sollte ein Umdenken in den Stadträten stattfinden. Wichtig, und das ist auch ein Anliegen des Vereins, sei die Nachhaltigkeit des Angebots und die Bürger einzubeziehen. „Da kommen viele Ideen zusammen“, weiß Brigitte Mohn.
Einen Ratschlag hat Karl Janssen dann aber doch noch parat. „Die Duisburger sind sehr stolz auf ihre Stadt, aber auch demütig. Sie müssen sich nicht verstecken, die Stadt ist der größte Stahlstandort. Am Marketing und Selbstbewusstsein muss sich etwas ändern.“