Duisburg/Moers/Kempen. . Der Peterhof in Moers und die Scheifeshütte in Kempen sind seit Jahren defizitär. 32 Mitarbeiter betroffen. Keine Auswirkungen auf Duisburger Einrichtungen.
Nach 35 Jahren schließt das Diakoniewerk Duisburg zwei Fachkliniken für Suchtkranke. Bis zum Ende des Jahres gibt das Werk seine beiden Fachkliniken in der Peripherie auf, den Peterhof in Moers und die Frauen-Fachklinik Scheifeshütte in Kempen – beide Häuser waren seit Jahren defizitär. Auf die drei Einrichtungen für Suchterkrankte, die das Diakoniewerk in Duisburg betreibt, sollen die Pläne aber keine Auswirkungen haben.
1981 hatte das Duisburger Diakoniewerk die Arbeit in der Fachklinik Peterhof in Moers-Kapellen aufgenommen, 1994 kam die Frauenfachklinik Scheifeshütte in Kempen - St. Hubert hinzu. Beide Häuser bieten zusammen Therapieplätze für 40 Patienten mit Suchterkrankungen. In therapeutischen Wohngruppen werden die Patienten dort an ein Leben ohne Drogen herangeführt. „Seit Bestehen haben wir die Einrichtungen stets quersubventioniert“, sagt Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakoniewerks. Ihm falle es „außerordentlich schwer“, die Häuser aufzugeben. Was sind die Gründe?
Keine hundertprozentige Auslastung
Zum einen habe es nie eine hundertprozentige Auslastung gegeben. „Viele Suchtkranke brechen die Therapie mittendrin ab oder treten sie gar nicht erst an“, sagt Schilling. Ist eine Klinik nicht entsprechend ausgelastet, kann sie nicht ökonomisch arbeiten, schließlich liegt das finanzielle Risiko beim Träger. Dieses habe das Diakoniewerk in den vergangenen Jahren jedoch stets bewusst getragen, „denn Rückfälle gehören zum Wesen einer Suchterkrankung“.
Zum anderen lege der Rentenversicherer Steine in den Weg, der die Kosten für die stationären Reha-Plätze trägt. Verschärft habe sich die Situation für die beiden kleinen Kliniken, als die Rentenversicherer im Jahr 2010 das „100-Betten-Papier“ als Grundlage für Sucht-Rehakliniken veröffentlichte. Dieses setzt auf die Behandlung in Krankenhäusern mit großen Gruppen. Die Folge: „Unverhältnismäßige Forderungen an Personal und technischer Ausstattung, die die Kosten in die Höhe treiben“, klagt Schilling. Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben sei immer weiter auseinander gegangen. Bei den Suchthilfe-Einrichtungen, die das Diakoniewerk in Duisburg betreibt, sei das nicht der Fall. „Diese werden über andere Träger finanziert“, sagt Schilling.
Keine Planungssicherheit
„Bis zum Schluss haben wir mit den Mitarbeitern für den Erhalt gekämpft, sogar ein neues Konzept für den Rentenversicherer erarbeitet.“ Doch auch der Bau einer neuen Klinik mit 60 Betten hätte nicht dazu geführt, dass das Diakoniewerk Planungssicherheit auf die Auslastung der Klinik bekomme. Investitionen von 10 bis 15 Millionen Euro wären nötig gewesen. „Das wäre mit Hinblick auf die anderen Fachbereiche nicht zu verantworten gewesen.“
„Für die Mitarbeiter ist die Schließung katastrophal“, beschreibt Anja Baumann die Stimmung. Die Sprecherin der Mitarbeitervertretung weiß, dass viele Kollegen teilweise seit über 30 Jahren beim Diakoniewerk beschäftigt sind. „Die gesamte Belegschaft macht das daher sehr betroffen.“
Gemeinsam mit der Geschäftsführung suche man nun nach Möglichkeiten, die 20 therapeutischen Kräfte und 12 Angestellten des Nachtdienstes in anderen Bereichen des Diakoniewerks in Duisburg unterzubringen. „Daher bin ich vorsichtig optimistisch, dass es nicht zu Kündigungen kommen muss“, sagt Anja Baumann.
Darauf hofft auch Geschäftsführer Schilling. „Das Wichtigste ist, dass die Mitarbeiter am Ende einen adäquaten Arbeitsplatz haben.“
Info
Im Bereich der Suchtkrankenhilfe betreibt das Diakoniewerk in Duisburg noch das Haus an der Buche, das Peter-Beier-Haus sowie eine Sozialtherapeutische Wohngemeinschaft.
Das Diakoniewerk hat seinen Hauptsitz an der Paul-Rücker-Straße 7. Insgesamt arbeiten in fünf Fachbereichen rund 500 Mitarbeiter. Weitere Info: www.diakoniewerk-duisburg.org.