Duisburg. Im November 2015 soll ein Duisburger (41) seine von ihm getrennt lebende Frau verletzt haben. Jetzt steht er wegen versuchten Mordes vor Gericht.
In dem Spionage-Thriller „Der zerrissene Vorhang“ aus dem Jahr 1966 zeigte Alfred Hitchcock in einer Minuten dauernden, für den Zuschauer nur schwer zu ertragenden Sequenz, wie schwer es sein kann, einen Menschen zu töten. Man kann sich kaum vorstellen, wie es wäre, sich in der Realität in einer solchen Situation wieder zu finden. Eine 28-jährige Frau musste so etwas am 2. November 2015 in Kaßlerfeld am eigenen Leib erleben – und überlebte die Attacke ihres getrennt lebenden Ehemannes. Der 41-jährige Huckinger muss sich seit Freitag wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten.
Unter dem Vorwand, er benötige eine Unterschrift, hatte er mittags die Wohnung der Frau aufgesucht, in der sie mit ihrer Tante und ihrer Cousine lebt. Laut Anklage soll er die zu diesem Zeitpunkt keinen Angriff erwartende Ehefrau heimtückisch mit einem in der Küche gefundenen Brotmesser attackiert und schwer verletzt haben. Der 28-Jährigen und ihrer Cousine, die dabei ebenfalls verletzt wurde, gelang es, ihm die Waffe zu entringen.
Scheinehe zum Gefallen der Geliebten
Der 41-Jährige soll daraufhin ein aus Hartplastik selbst hergestelltes Stichwerkzeug aus der Tasche gezogen und weiter zugestochen haben, bevor er schließlich flüchtete. Die Anklage geht davon aus, dass er es nicht zuletzt deshalb tat, weil die Frauen ihn erneut entwaffneten und die Geschädigte inzwischen das Brotmesser in der Hand hatte.
Der Angeklagte schwieg gestern zu den Vorwürfen. Einem Sachverständigen gegenüber hatte er im Vorfeld des Prozesses die Vorgeschichte berichtet: Danach hatte er die aus der Dominikanischen Republik stammende Frau 2008 nur auf dem Papier geheiratet. Er habe mit der Scheinehe seiner damaligen Geliebten, der Cousine der Frau, einen Gefallen tun wollen. Nur in der ersten Zeit habe man - ohne Sex - zusammen gelebt. In den sechs Monaten vor der Tat habe er die Scheidung gewollt, die ihm von der 28-Jährigen aber verweigert worden sei.
Keine Liebesheirat
Die Geschädigte berichtete, sie habe bereits in den Wochen vor der Tat Angst vor dem Angeklagten gehabt, „weil er sich so seltsam benahm“. Indirekt bestätigte sie, die Hochzeit in Dänemark 2008, nur 18 Tage nach ihrer Einreise, sei keine Liebesheirat gewesen: „Ich wollte in Deutschland bleiben und arbeiten.“
Der Angeklagte leidet möglicherweise unter einer Psychose: Dem auf Anregung der Verteidigung eingeschalteten Sachverständigen hatte er berichtet, seine Verwandtschaft wolle ihn wegen einer Erbschaft aus der Welt schaffen und habe ihm auch eine neue Partnerin untergeschoben, die ihn mit vergifteten Textilien habe töten wollen.
Für den Prozess sind bis zum 19. April drei weitere Verhandlungstage geplant.