Duisburg. . Weil Tariferhöhungen die Anpassungen der Finanzpauschalen übersteigen, muss die Stadt ihren Kita-Trägern immer öfter mit Sonderzahlungen aushelfen.

Weil die Schere zwischen der jährlichen Anhebung der Kindpauschalen und den Tariferhöhungen für die Mitarbeiter sich immer weiter öffnet, muss die Stadt immer wieder mit Sonderzahlungen die freien Träger von Kindertagesstätten unterstützen. „Wenn das so weiter geht, werden Träger aufgeben müssen“, warnt Stephan Kiepe-Fahrenholz, Geschäftsführer des Diakoniewerks der Ev. Kirche. „Man muss uns wenigstens die Chance zu ausreichender Finanzierung geben,“

Die Stadt steht unter Druck: Plätze für mehr als 1000 Kinder von Flüchtlingen und Zuwanderern müssen möglichst schnell geschaffen werden, weitere 600 Plätze gibt es nur durch Überbelegungen in den Einrichtungen. „Wir wollen das zurückfahren“, betonte Beigeordneter Thomas Krützberg nun im Jugendhilfeausschuss.

Der beschloss zwei Sonderzuschüsse: 74.000 Euro pro Jahr bekommt die Lebenshilfe, die durch Umbau des ehemaligen Kolpinghauses an der Diesterwegstraße in Marxloh 125 Plätze schafft, ihren Trägeranteil in Höhe von 95.000 € aber nicht aufbringen kann.

Kiepe-Fahrenholz: Sonderzahlungen lösen strukturelles Problem nicht

Auch in Wanheim wird die Lebenshilfe auf dem ehemaligen Kasernengelände einen viergruppigen Kindergarten errichten – dazu senkt die Stadt für zunächst fünf Jahre den Trägeranteil von neun auf zwei Prozent. Das entspricht einem Sonderzuschuss von 53.000 € pro Jahr.

„Das behebt nicht das strukturelle Problem“, mahnt Kiepe-Fahrenholz, der dem Ausschuss als beratendes Mitglied angehört. Seit Inkrafttreten des aktuellen Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) vor acht Jahren müssen die Kommunen die Kindpauschalen um 1,5 Prozent anheben. „Gleichzeitig gibt es aber jährliche Tarifsteigerungen in Höhe von 2,5 Prozent oder mehr. Diese Schere öffnet sich immer weiter“, so der Pfarrer. Der Personalkosten-Anteil an den Gesamtausgaben der Einrichtungen, ohnehin schon bei 90 Prozent, sei dadurch weiter gesteigen. „Wovon sollen wir da noch Tische und Stühle kaufen“, fragt Kiepe-Fahrenholz.

Übernahme von Trägeranteilen als wirtschaftlichste Alternative

Die evangelische Kirche, mit gut 40 Einrichtungen im Stadtgebiet einer der größten Kita-Träger, hat deshalb für den rechtsrheinischen Kirchenkreis eine dauerhafte Entlastung vereinbart: 120.000 € pro Jahr schießt die Stadt zum Trägeranteil von jährlich 900.000 € dazu.

Die Stadt kommt das günstiger als -- wie vor bald zehn Jahren geschehen – Kitas von der katholischen Kirche zu übernehmen. „Die Übernahme von Trägeranteilen ist die wirtschaftlichste Alternative“, rechnete die Verwaltung dem Jugendhilfeausschuss vor. Entlastung ist nicht in Sicht: In der aktuellen Tarifverhandlung fordert die Gewerkschaft Verdi sechs Prozent für die Erzieher.

Jugendhilfeausschuss billigt Pläne zum Ausbau des Betreuungsangebots 

Der Jugendhilfeausschuss hat per Dringlichkeitsbeschluss dem Vorschlag der Verwaltung zum Ausbau der Betreuungsangebote in den Kindertageseinrichtungen zugestimmt.

Die Stadt bekommt vom Land NRW 2,73 Mio Euro, um Plätze zu schaffen für 1055 Kinder zwischen einem und fünf Jahren, die allein im vergangenen Jahr als Zuwanderer nach Duisburg kamen.

Der Schwerpunkt des Ausbaus wird im Duisburger Norden liegen. Weitere Kapazitäten schafft die Verwaltung durch die Qualifizierung von Tagespflege-Eltern in diesem und den nächsten Jahren.