Duisburg. . Die Fachstelle für Glücksspielsucht in Duisburg Rheinhausen wird vom Land gefördert. Die Mitarbeiter stellen fest: Die Nachfrage steigt kontinuierlich, ebenso die Zahl der betreuten Patienten und ihrer Angehörigen.

Wirklich gesund wird kaum einer, der es bis zur Fachstelle für Glücksspielsucht geschafft hat. „Eine stabile zufriedene Abstinenz ist unser Ziel, mit Rückfällen muss immer gerechnet werden“, sagen Frank Eggebrecht und Ulf Weidig, die Leiter des Zentrums für Abhängigkeitserkrankungen in Rheinhausen.

Die beiden Sucht- und Sozialtherapeuten beobachten in ihrer Ambulanz einen immer stärkeren Zulauf von Menschen, die ein ganzes Bündel von Problemen mitbringen. Denn die Spielsucht - ob sie nun das klassische Glücksspiel am Automaten betrifft, Sportwetten im Internet oder Online-Spiele am Computer - steht selten allein: Depressionen, Ängste, „ein ganzer Fächer von sozialen und psychischen Störungen“, beschreibt Eggebrecht. Und die Verführung ist groß, Duisburg ist gut aufgestellt - mit Automaten: ein Gerät kommt auf 238 Einwohner, in Düsseldorf müssen sich doppelt so viele Bürger ein Gerät teilen.

Spielsucht lässt sich gut verstecken

Ein Team von neun Fachärzten, Sozialarbeitern und Psychologen kümmert sich im Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen um rund 1400 Patienten jährlich. 172 von ihnen waren im letzten Jahr spielsüchtig, in diesem Jahr sind es bis jetzt schon 114, berichtet Frank Eggebrecht. Die Fallzahlen steigen seit Jahren, stellt er fest. 81 Prozent der Betroffenen bundesweit sind männlich. Neben der einzigen vom Land geförderten Fachstelle in Rheinhausen kümmern sich auch die Nikolausburg und die Fachklinik St. Camillus um Suchtkranke.

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Die Kosten tragen neben dem Land die Krankenkassen und Rentenversicherer. Für die Profis ist es daher hilfreich, dass Glücksspielsucht inzwischen weltweit als eigenständige Verhaltenssucht gilt. Aber eine, die lange gut zu tarnen ist. Trinker fallen schneller auf. Dabei greift die Glücksspielsucht massiv in die Familien ein. „Wenn jemand gleich am Anfang des Monats sein komplettes Gehalt verspielt, bricht das System zusammen“, erklärt Eggebrecht. Hilfe brauche dann nicht nur der Betroffene, sondern auch die Frau, die es über Jahre aushält, dass ihr Mann mit dem Automaten fremdgeht, schildert Weidig.

Sämtliche Berufsgruppen sind betroffen

Aus Gesprächen wissen die Experten: Für die Süchtigen ist der Automat ein Ersatz, „alles was ich mir von einem Freund wünsche, gibt er mir“, beschreibt Ulf Weidig. Viele Patienten hätten keine sozialen Kompetenzen. Dennoch seien alle Berufsgruppen vertreten - Schlosser, Lehrer, Polizisten, Ungelernte.

Für die Therapie gibt es in der Fachstelle keine zeitliche Grenze. „Hier muss keiner nach 20 Stunden fertig sein“, sagt Eggebrecht. Erst wenn jemand bereit sei für eine Gruppentherapie, werde er weitergeleitet. Und in Notfällen sei immer jemand ansprechbar. „Das ist ein niederschwelliger Basisdienst, den wir hier anbieten, das muss eine Gesellschaft vorhalten“, findet Eggebrecht.