Duisburg. . Schreckliche Bilanz der Explosion im Duisburger Hafen am Donnerstagmorgen: zwei Tote und ein vermisster Arbeiter. Nach ihm wird weiter gesucht.

Die Wucht der Detonation war gewaltig. Mehrere hundert Meter vom Explosionsort entfernt fanden Einsatzkräfte der Polizei zentnerschwere, deformierte Trümmerteile aus Stahl, die von Bord des Tankschiffes „Julius Rütgers“ weggesprengt worden waren. Und sie fanden dort auch die Leichen von zwei Mitarbeitern, die bei dem Unglück am Donnerstagmorgen im Hafenbecken B auf dem Gelände der „Neuen Ruhrort Werft“ ums Leben gekommen waren. Nach einem dritten vermissten Mann suchten die Retter bis zum Abend vergeblich. Die Suche mit Tauchern soll am Freitagmorgen fortgesetzt werden. Nach Informationen dieser Zeitung soll es sich bei den Betroffenen um drei Duisburger (44, 46 und 58 Jahre) handeln.

Um 8.40 Uhr erschüttert eine gewaltige Explosion den Hafen und den angrenzenden Stadtteil Meiderich. „Ich stand gerade mit meiner Frau und einem Nachbarn vor der Tür, als sich das Unglück ereignete“, erzählte Helmut Koopmann, Anwohner auf der nahe gelegenen Paul-Bäumer-Straße. „Die Druckwelle war bis zu uns zu spüren. Und der Feuerball reichte bis über die Baumwipfel des Stadtparks“, schilderte der Augenzeuge.

Feuerlöschboot der Duisburger Feuerwehr bekämpft die Flammen

Kurz darauf türmte sich zwischen Schrottinsel und Kohleninsel eine pechschwarze Rauchwolke hinauf in den Himmel, die fast in ganz Duisburg zu sehen war. Als die Rettungskräfte vor Ort eintrafen, stand das 108 Meter lange, zehn Meter breite und elf Jahre alte Tankschiff in Flammen. Das alarmierte Feuerlöschboot war schnell vor Ort und bekämpfte erfolgreich die Flammen.

Die „Julius Rütgers“ gehört der Reederei Jaegers mit Sitz auf der Königstraße in Alt-Homberg. Das Schiff sei am Dienstag in der Werft angekommen, erklärte Dr. Gunther Jaegers, seit 1997 einer von drei Reederei-Geschäftsführern. Nach Wartungsmaßnahmen vor einigen Wochen sollten auf der Werft nun Nacharbeiten durchgeführt werden. „Für die von uns in Auftrag gegebenen Arbeiten war das Schiff vorschriftsgemäß vorgelegt und es lag auch das entsprechende Zertifikat dafür vor“, so Jaegers. Und er betonte: Feuertechnische Arbeiten wie etwa das Schweißen waren nicht vorgesehen.

Letzte Ladung: Pyrolyseöl und Teerpech

Nach Ermittlungen der Kripo hatte das Schiff in den beiden explodierten Tankräumen zuletzt Pyrolyseöl und Teerpech geladen. „Die Ladung wurde in die Niederlande transportiert und dort gelöscht“, so Reeder Jaegers. Die Kripo prüft nun, ob in diesem Fall vor der Einfahrt in die Werft eine so genannte Gasfreiheits-Bescheinigung hätte vorgelegt werden müssen. Der Reeder meint „nein“, weil wie gesagt keine feuertechnischen Arbeiten vorgesehen waren. Ein Szenario zur Unglücksursache ist, dass sich durch die Frachtrückstände in den Tanks Gase gebildet hatten und diese durch einen Funken entzündet wurden.

Hunderte Meter waren die Opfer durch die Luft geschleudert worden. Eine Leiche fanden die Polizisten am Rande der Schlickstraße, die andere auf den dahinter liegenden Bahngleisen. Der dritte Arbeiter blieb verschollen. Polizei und Feuerwehr suchten ihn mit rund 100 Kräften – auch per Hubschrauber mit Wärmebildkamera und später mit Polizeitauchern, die das Becken durchkämmten. Ohne Erfolg.

Vier Personen, die sich zum Zeitpunkt der Explosion an Bord des Nachbarschiffes befanden, kamen laut Polizei mit leichten Verletzungen davon. Der Geschäftsführer der Neuen Ruhrorter Schiffswerft wollte sich auf Anfrage nicht zum Unglück äußern. Notfallseelsorger betreuten anwesende Mitarbeiter und Augenzeugen des Unglücks.