Oberhausen. Der Eiermann: Ein Relikt aus der Vergangenheit? Nicht überall! Manfred Decker fährt Lebensmittel aus. Seine Tour führt ihn auch nach Oberhausen.
Manfred Decker ist der Eiermann, aber eigentlich viel mehr als das. „Ich habe über 300 Produkte auf dem Wagen“, sagt Decker. Der Mann, der für das vor 30 Jahren gegründete Ladbergener Unternehmen „Max & Moritz Landallerei“ mit diesem mobilen Miniatur-Supermarkt unterwegs ist, hat heute einen Tourenplan von fünf Seiten dabei. 100 Mal macht der Fahrer aus dem Münsterland Halt - auch im Oberhausener Norden.
Kirschstreusel und Geflügelsalat
Seine Kunden warten auf ihn. Als er mal nicht pünktlich von einem Haltepunkt wegkommt und sich so am nächsten verspätet, klingelt gleich Deckers Handy. „Ja, ich komme gleich“, versichert er einem ungeduldigen Kunden am anderen Ende. Dann macht der Wagen dicht wie eine Muschel. Eine Seitenklappe wird heruntergelassen. Die Köstlichkeiten im Innern des Fahrzeugs verschwinden dahinter. Und los geht es, auf zur nächstens Haltestelle. Dort wartet schon Edith Neuhaus. „Ja, ich kaufe regelmäßig hier ein“, sagt sie über den Wagen, der einmal in der Woche vorbeikommt. Sie habe kein Auto, und da sei das praktisch. Bienenstich, Kirschstreusel, Geflügelsalat und vor allem die frischen Waren, die es hier gibt, ziehen sie an. Dr. Kristin Harlan schwenkt dagegen recht martialisch in der Hand, was sie so liebt: die Putensalami. Die beiden Damen sind schon in den 70ern, doch Decker hat durchaus auch jüngere Kunden. Sie zu treffen, sei nur oft schwierig, weil sie arbeiteten.
Decker ist seit 23 Jahren bei der Firma „Max & Moritz“. Die hat tatsächlich einmal mit dem ausschließlichen Verkauf von Eiern vom eigenen Hof begonnen. Mittlerweile gibt es neun Wagen, die vom Münsterland bis Wuppertal auf Achse sind. Auch im Oberhausener Norden und im Zentrum der Stadt. „Bei uns gibt es regionale Produkte“, erklärt Decker. Keine Bio-Ware, aber Frisches aus der Region. Brot und Kuchen vom Dorfbäcker, je nach Jahreszeit Spargel, Erdbeeren oder Himbeeren. Hausgemachten Geflügelsalat oder Mettwurst, Tiefkühlkost. Und natürlich die Eier von freilaufenden Hühnern, die gibt es immer noch. Auch in Farbe. „Vor zehn Jahren wurde extra eine eigene Eierfärbemaschine gekauft. Denn, wenn wir die Eier zum Färben abgegeben haben, wussten wir nie sicher, ob wir auch tatsächlich unsere Eier wieder zurückbekamen“, erklärt Decker.
Immer wieder andere Zielorte anfahren
Der Fahrer weiß, dass seine Kollegen alle ihre Stammkunden haben, die teils schon sei über 20 Jahren am Wagen kaufen. „Sie schätzen den Service, die Beratung, die Qualität, oft sind die Leute nicht so mobil“, erklärt der Fahrer. Durch den Einkauf direkt am Wohnhaus bliebe den Kunden ein Stück Eigenständigkeit erhalten. Außerdem kann man ja auch mal einen kleinen Plausch mit dem Fahrer halten. „Die Zeit hole ich bei der Fahrt schon wieder raus“, scherzt Decker.
Lohnt es sich denn eigentlich noch, Eiermann zu sein? Scheint so, aber nur wenn, neue Pfade beschritten, besser immer wieder andere Zielorte angefahren werden. „Wir haben komplett neue Touren aufgebaut“, sagt Bernhard Welp, Teamleiter der Fahrer. „Wir schauen gezielt, wo ein Supermarkt zumacht“, erklärt Welp. Wenn es dann dort für die Anwohner keine Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe mehr gibt, könnte die Sache für „Max & Moritz“ interessant sein.