Castrop-Rauxel. . Inzwischen setzt der Enkel, der 26-jährige Thomas Bontrup, die Familientradition fort.

„Der Eiermann kommt!“ Diese Ruf ist in Habinghorst altbekannt. Schon seit drei Jahrzehnten tourt Bauer Bontrup aus Dülmen mit seinem Verkaufswagen durch Castrop-Rauxels Norden. Inzwischen setzt der Enkel, der 26-jährige Thomas Bontrup, die Familientradition fort.

Immer Mittwochnachmittags stoppt der grüne Verkaufswagen auf der Lange Straße. Wenn Thomas Bontrup das Vordach hochklappt, gibt er den Blick frei auf eine üppige Auslage. Frische Hähnchenkeulen und Geflügelfrikadellen fallen sofort ins Auge. Dann schweift der Blick über die Kühltheke mit frischen Schnitzeln, Gyros und Hähnchen, daneben liegen Wurst und Käse. Typische Bauernkost aus dem Münsterland: Bontrup bringt sie bis vor die Haustür.

Das ist der Service in einer Region, in der die kleinen Geschäfte aussterben und die großen Supermärkte meist nur noch mit dem Auto zu erreichen sind. „Besonders die ältere Leute freuen sich, dass wir zu ihnen kommen“, weiß Thomas Bontrup, mit seinen blonden Haaren und frischer Gesichtsfarbe geradezu ein Vorzeige-Landwirt aus der Region.

Seit seiner Kindheit packt er auf dem elternlichen Anwesen in Dülmen mit an. Auch abends, nach der Tour, kann es noch hinaus aufs Feld gehen. „Aber unser Hof hat wenig Fläche, und die Äcker werden immer wertvoller“, erklärt er. Thomas Bontrup hat trotzdem auf die Landwirtschaft gesetzt, hat die Höhere Landwirtschaftsschule besucht und den „Betriebswirt“ gemacht.

Doch schon seinem Großvater war klar, dass er neben Ackerbau und Viehzucht noch ein weiteres Standbein braucht, um die Familie zu ernähren. „Und deshalb hat mein Opa vor 35 Jahren mit Kartoffeln angefangen“, erinnert sich Thomas Bontrup. Später kamen dann noch die Eier dazu – so dass die Hausfrauen bald beim „Eiermann“ einkaufen gingen.

Sonja Schulte-Hullern wartet schon auf vor ihrem Café auf ihn, mit der Eier-Pappe in der Hand. „Und für meine Nachbarin packen Sie mir auch welche ein“, bittet sie. Sie kauft aber nicht nur die Lebensmittel für die nächsten Tage, auch die ein oder andere Flasche Wein nimmt sie aus dem rollenden Bauerladen mit.

Hier trifft sie auch Heinz Dirsen. Der 68-Jährige freut sich jeden Mittwoch auf den Spaziergang von der Nordstraße zur Lange Straße: „Habinghorst ist eben mein Gebiet.“

Während die beiden kurz miteinander plaudern, hat auch Helmut Orth seinen Einkauf erledigt. Dem Optiker passt es gut, dass er schnell die paar Schritte aus seiner Filiale zum „Bauern“ gehen kann, um sich auch einen Karton Eier holen.

Zehn Stunden lang ist Thomas Bontrup täglich unterwegs. Abends muss er dann den Wagen für die nächste Tour packen. Morgen erschallt es dann wieder in Habinghorst: „Der Eiermann kommt!“