Duisburg. Waltraud Prinz ist dem Hornistenleben bei den Duisburger Philharmonikern verfallen. Viel Aufsehen erregt sie bei Auftritten mit dem Alphorn, ihrem Hobby-Instrument.

Waltraud Prinz ist schwer bepackt. Sie hat in diversen Taschen ihr Dienstinstrument Horn, ein Naturhorn mit dazugehörigen diversen Rohren mitgebracht – und ein Alphorn. Das 3,70 Meter lange Holzrohr ist ihr privates Hobby, erregt bei Auftritten immer großes Aufsehen – und stiehlt den „Familienmitgliedern“ aus Metall erstmal die Show, auch weil es sofort tiefbrummige Töne vor Alpenpanorama ins Kopfkino zaubert.

Die Musikerin und gelernte Bäckerin stammt aus einem Dorf im Schwabenland, in dem es „nur Blaskapelle“ gab. Früh hat sie Klavier gelernt, im 5. Schuljahr riet ihr dann eine Lehrerin zum Horn, weil „das was für musikalische Leute ist“. Waltraud lernte gern, aber bei Lehrern, die nicht auf Horn spezialisiert waren. Die Ernüchterung folgte, als die 17-Jährige beim ersten „richtigen“ Hornlehrer Unterricht nahm. „Ich musste die Technik komplett neu lernen.“ Das ging dem neuen Lehrer nicht schnell genug, er riet ihr von einem Studium ab.

Bäckerlehre mit Musik

So habe sie nach dem Abi „erstmal was Handwerkliches“ machen wollen. Die Bäckerlehre ließ ihr nachmittags Zeit, weiter Horn zu spielen. „Das hat unglaublich Spaß gemacht.“ Nach der Gesellenprüfung nahm sie sich eine halbjährige Auszeit in Schottland – und kehrte mit der Entscheidung für ein Schulmusik-Studium zurück, auch weil sie die damit verbundene Vielfalt reizte. Sie studierte an der Musikhochschule Stuttgart, bekam Zeitverträge bei der Rheinischen Philharmonie Koblenz und dem Württembergischen Staatsorchester Stuttgart, und „verfiel eindeutig dem Hornistenleben im Berufsorchester“, sagt Waltraud Prinz.

Nach vier Jahren in der Staatskapelle Weimar und berufsbegleitendem Naturhorn-Studium in Leipzig, kam sie 2006 zu den Duisburger Philharmonikern. „Ich habe die Unterschiede zwischen den Bundesländern erlebt und dabei viele Erfahrungen gesammelt“, sagt die Musikerin. Zum Beispiel die, dass es den jeweils anderen vermeintlich besser geht. Aber auch, dass manche Orchester längst nicht so freundlich und offen sind wie die Duisburger. „Wir sind eine fantastische Horngruppe, alle haben Spaß an der Musik und man hilft sich.“

Die Tücke ihres Instrument sei, dass „das Rohr unglaublich lang und das Mundstück klein ist“. Das bringe eine hohe „Kieks-Quote“ mit sich. Oder, wie es im „Neuen Musikalischen Complimentierbuch“ von 1806 heißt: „Gar leichtlich mag es doch geschehen daß der Odem des beflissenen Bläsers sich in der ausnehmenden Länge des Tonrohres verirret, oder die Gespanntheit seiner aufs künstlichste gestrafften Embouchure (gemeint ist der Mund) einem Einfall momentaner Lippenlähmung unterworfen wird.“

Beruf und drei Kinder

Ihren Mann, Physiker und Hobby-Musiker, hat Waltraud Prinz in einem Jugendorchester kennen gelernt. Beruf und Familienleben mit drei Kindern – siebeneinhalb, knapp fünf und knapp zwei Jahre alt – gingen zwar gut zusammen. Aber mit Härten: morgens Probe, nachmittags für die Kinder da sein, abends Höchstleistung, das erfordere Kondition. Auch deswegen sei ihr der Pilates-Kurs „heilig“. „Schultern und Nacken werden durch die Haltung sehr belastet“, sagt Waltraud Prinz. „Und wenn ich mal Lesen kann, bin ich sehr glücklich.“