Die Posaune hat nur wenige Solo-Stellen, „anders als bei den Oboen wird bei uns 90 Prozent nur im Satz gespielt“. Für Norbert Weschta ist die Posaune „ein reines Orchester-Instrument“. Aber wenn sie denn mal ein Solo hat, kann das verheerend enden. „Die größte Katastrophe ist, wenn man den Bolero umlegt. Der hat schon vielen Solo-Posaunisten viele Nächte vermiest“, sagt der Musiker, der seit 1992 Solo-Posaunist der Duisburger Philharmoniker ist.
Denn Ravels „Bolero“-Melodie kennt jeder, „und hat eine exponiert hohe Lage, das kann völlig daneben gehen“. Die andere Angst des Posaunisten kennt Weschta aus Kirchenkonzerten. Wenn man da hoch oben auf einer schmalen Empore stehe, könne es passieren, „dass einem aus der feuchten Hand der Zug übers Geländer fällt“.
Solche Ausnahmesituationen spielen natürlich keine Rolle im Posaunisten-Alltag. Norbert Weschta, der aus Franken stammt, lernte als Junge zunächst Klavier. Mit Vater und Bruder fing er nebenbei an, Trompete zu lernen, weil sein Onkel als Musiklehrer ein Blasorchester gründen wollte. Dann fehlte ein Tenorhornbläser, Weschta stieg um, kam dann zur verwandten Posaune und erkannte schließlich, dass dieses Instrument ihm mehr lag als das Klavierspielen. Schon als 17-Jähriger begann er das Studium in Trossingen, nachdem er das Gymnasium abgebrochen hatte – mit Zustimmung der Eltern, „die mich immer sehr unterstützt haben“.
Schon mit 21 hatte er die erste Stelle im Wuppertaler Orchester, nach vier Jahren erspielte er sich die Stelle als Solo-Posaunist bei den Duisburgern. „Duisburg ist eines der nettesten Orchester weit und breit, das war damals so und ist es noch heute“, sagt Weschta. Das Glück über die Stelle war das eine, der Anfang im großen Orchester das andere, schließlich musste er sich ein Riesen-Repertoire mit Opern draufschaffen. „Das war anstrengend, aber spannend.“
Wagner, Strauss und Bruckner haben für Posaunisten die dankbarsten Werke „mit den schönsten Stellen“ geschrieben. Kein Wunder, dass die Highlights seines Berufslebens auch mit diesen Komponisten verbunden sind. Zum Beispiel die Opernfestspiele im finnischen Savonlinna, das als „nordisches Bayreuth“ gilt. „Da hat einfach alles gepasst“, sagt Weschta: „Den Rosenkavalier mit John Fiore, die alte Burganlage im See, Marlis Peterson als Sophie – das war eine fantastische Vorstellung.“ Und natürlich der „Tristan“ mit Kirill Petrenko bei der Ruhrtriennale, der offenbar noch im ganzen Orchesters als ein Höhepunkt nachklingt.
Tägliches Üben auch im Urlaub
Jetzt freut sich Weschta auf die Aufführung der 3. Sinfonie von Mahler Anfang April „mit dem größten Posaunensolo der Orchesterliteratur“, aber auch auf den „Rosenkavalier“, der im Mai wieder auf die Duisburger Bühne kommt – und auf die Rückkehr in die Mercatorhalle. Zum Alltag der Blechbläser gehört das tägliche Üben, „auch wenn man nur ein paar Tage in den Ski-Urlaub fährt“. Die Muskulatur müsse flexibel und kräftig bleiben, so Weschta. Der Ausbau des schallisolierten heimischen Kellers lag nahe, da die Weschtas ein Philharmoniker-Paar sind – von Oboistin Kirsten Kadereit-Weschta war bereits zu lesen in dieser Serie. Beide teilen die Leidenschaft für den Garten, bei Wind und Wetter mit dem Hund zu laufen und in der Bergen zu sein – im Sommer wandernd, im Winter auf Skiern.