Duisburg. . Stephan Dreizehnter ist seit 1991 Solo-Flötist der Duisburger Philharmoniker. Er schätzt Kammermusik sehr und ist auch als Solist aufgetreten.

Sie ist das älteste und natürlichste Instrument, wurde von griechischen Göttern und christlichen Engeln gespielt, aber auch berühmte Menschen wie Friedrich der Große waren der Flöte verfallen, die der menschlichen Stimme und Seele so nah ist und vielleicht deswegen in vielen Kulturen als spirituelles Instrument gilt. Ganz früh erkannte schon Stephan Dreizehnter, aufgewachsen in der Pfalz und in Berlin, in ihr „die Richtige“. Als 14-Jähriger wurde er bereits Jungstudent bei renommierten Lehrern, mit 25 schloss er sein Studium mit der künstlerischen Reife­prüfung an der Musik­akademie Detmold bei Professor Michael Achilles ab, seit 1991 ist er Solo-Flötist der Duisburger Philharmoniker.

„Ich freue mich, aus Luft Musik zu produzieren“, sagt der 1963 geborene Musiker. Dafür braucht er fast so viel Atem wie ein Tuba-Spieler, denn die Flöte wird ja nicht mit Lippenkontakt direkt geblasen, sondern „über die Kante“. Das Instrument liegt nur auf, es geht also beim Spielen viel Luft verloren. „Man muss eine sehr gute Technik haben, um alles richtig zu treffen.“ Die große Herausforderung seines Berufs sei es, immer dranzubleiben, sich „Disziplin, Ausdauer und Fleiß“ zu erhalten.

„Es gibt kaum ein Stück, das ohne schönes Flötensolo auskommt, die Flöte ist das Höchste im Kanon der Bläser, führt oft mit der Oboe und parallel mit den Ersten Geigen den Satz an“, sagt Dreizehnter. Übersetzt für Laien: „Es ist viel zu spielen, muss schön klingen – und laut sein.“ Denn schließlich sitzen die Flöten mittendrin, nehmen eine wichtige Position im Orchester ein. Soli auf den Punkt zu bringen, das gehe nur, wenn man „entspannt und ruhig“ sei. „Das klappt nicht immer“, stapelt er ein bisschen tief. Schließlich ist er bereits mehrfach als Solist bei Philharmonischen Konzerten der Duisburger aufgetreten, zuletzt mit der Orchester­bearbeitung der Flöten­sonate von Francis Poulenc 2012.

Höhepunkt ist oft nur ein Moment

Stephan Dreizehnter, der die „Profile“-Konzertreihe ins Leben gerufen hat und betreut, liebt Kammermusik, spielt in verschiedenen Ensembles und bei Barock-Werken auch die hölzerne Traversflöte. „Das ist eine andere Art zu musizieren, im Orchester muss man oft laut und plakativ spielen, bei der Kammermusik differenzierter, feiner, die Atmosphäre ist intimer.“

Neben besonderen Konzerten und Opernpremieren markiere für ihn einen Höhepunkt beim Musizieren „oft nur ein Moment in einer Aufführung“ – dann, wenn die Kommunikation mit den anderen perfekt funktioniere.

„Ich habe nie etwas anderes gehört als klassische Musik“, sagt Dreizehnter. Anderes interessiere ihn einfach nicht. Verheiratet ist er mit einer ehemaligen Schülerin, die als Instrumentalpädagogin arbeitet. Die zwei Töchter bringen musikalische Abwechslung in die Familie. Bei längeren Autofahrten müsse er deren Musikgeschmack eben ertragen, sagt er als tapferer Vater.

Vom Knochen zum Gold-Instrument 

Das älteste Musikinstrument der Menschheit ist eine Flöte, dürfen die Flötisten mit Unterstützung von Archäologen behaupten. Geschnitzt von einem Eiszeitjäger aus einem Schwanenknochen, wurde jedenfalls eine solche Flöte nach 35 000 Jahren im Geißenklösterle gefunden, einer Höhle bei Blaubeuren auf der Schwäbischen Alb.

Die Verwirrung bezüglich der Bezeichnung der Flöte reicht nicht so lange zurück, ist aber auch heute noch groß. In der Barockzeit war mit Flöte oder Flaute ausdrücklich die Blockflöte und nicht die Querflöte gemeint. Die Querflöte ist ein Holzblasinstrument mit Anblaskante. Gegen Ende des Barock verdrängte sie die Blockflöte und wurde zum Solo- und Orchesterinstrument. Querflöten wurden bis zur Neukonstruktion durch Theobald Böhm 1832 und teilweise auch noch danach aus Holz hergestellt. Die erste Goldflöte erschien 1869. Stephan Dreizehnter spielt eine Goldflöte. „Das Material muss schwingen.“ Wenn man das 30 000-Euro-Instrument gut warte, halte es ein Musikerleben lang.