Duisburg. Ruhe, Spannung - und Attacke! Frank Zschäbitz ist Pauker, kein Lehrer: Seit 1993 unterstützt er als Solo-Instrumentalist die Duisburger Philharmoniker.

Die Probe fürs Philharmonische Konzert im Theater am Marientor ist gerade zu Ende, Frank Zschäbitz setzt sich noch einmal hinter die Pauken. „Ich habe hier einen wunderschönen Platz über allen, und am schönsten war es, beim Open-Air-Konzert auf dem König-Heinrich-Platz über 7000 Leute zu schauen“, strahlt der Pauker. Pauker ist richtig, bestätigt er. Manchmal sei es schwierig, seinen Beruf zu erklären, weil Fremde ihn für einen Lehrer halten.

Dass er im Orchester über allen und zentral sitzt, hat natürlich Gründe. Der Schall muss über die anderen Musiker hinweg gehen, und der Pauker alles im Blick haben, muss Kontakt halten zum Solo-Cellisten, zu Geigen und Posaunen. „Ich muss sehen, was der Dirigent will, und ahnen, was die Kollgen spielen, und rauskriegen, wer gerade wichtig ist. Denn wenn ich draufhaue, ist Anfang“, schildert Frank Zschäbitz seine Arbeit für Laien. Von denen muss er sich manchmal auch spöttische Sprüche anhören – sieht es doch in manchen Konzerten so aus als sei der Pauker unterbeschäftigt. „Arbeitshaltung: sitzt und wartet“, kann Zschäbitz aber auch über sich scherzen.

Außerdem meint „jeder, er könnte draufhauen“. Aber auf das „Wie“ komme es an. Schließlich ist die Pauke ein Instrument mit unterschiedlichen Tonhöhen, deswegen sind auch immer mehrere aufgebaut. „Und es muss richtig bums machen, dabei der Schlegel aber so locker bleiben, dass er gleich zurückkommt.“ Schlegel und Schlag bestimmen die Klangfarbe. „Die Balance zwischen Anspannung und Entspannung muss stimmen, um die richtige Schlagtechnik zu entwickeln“, sagt der gebürtige Kölner und beschreibt die Reihenfolge so: „Innere Ruhe, Spannung aufbauen, dann die Attacke – toll.“

Yoga zur Entspannung

Angefangen hat Frank Zschäbitz mal mit Klavier und Trompete. „Als Kölsche Jung habe ich beim Rosenmontagszug Trompete gespielt.“ Viel verlockender war aber die „Schießbude“ des Bruders. In der Schule spielte Frank in einer Rockband, begann erst mit 14 Jahren, klassisches Schlagzeug zu lernen. „Pauker studieren eine Vielzahl von Instrumenten – alles, was nicht gestrichen oder geblasen oder mit Tasten gespielt wird, steht bei uns hinten“, sagt er. „Pauke war immer mein Lieblingsinstrument.“

Allerdings mit dem Nachteil, dass Fehler unüberhörbar sind. Tatsächlich ist es ihm vor vielen Jahren passiert, dass er bei einem zeitgenössischen Stück mal daneben lag. „Dabei hatte ich vorher so viel geübt, weil es so schwierig war. Und dann wollte es der Dirigent doppelt so schnell.“ Dieser Dirigent habe ihm sogar die Zunge rausgestreckt. „Das ist lange her.“ Das unangenehmste Missgeschick war aber nicht ein falscher Ton, sondern dass bei einer Haydn-Sinfonie („Ich hatte gerade nichts zu tun“) aus unerfindlichen Gründen ein Schlegel-Halter umgefallen ist.

Seit 1993 ist der Kölner Solo-Pauker bei den Duisburger Philharmonikern, seit 1995 lebt Zschäbitz in Duisburg. Seine Frau ist Logopädin und singt in Chören, die beiden haben sich bei einer Chorfreizeit kennen gelernt. Weil er nachmittags fast immer frei hat, konnte er viel Zeit mit seinen drei Kindern genießen, die inzwischen 21, 20 und 15 sind.

Mit seinen Kollegen ist er nicht nur beim Musizieren glücklich, sondern hat auch Spaß in der Orchester-Fußballmannschaft oder beim Ski-Urlaub. Er spielt Badminton, läuft und macht zur Entspannung Yoga, ebenfalls in einer Orchester-Gruppe. „Ich habe mal in Bayreuth gespielt und mache öfter Krankheitsvertretungen in anderen Orchestern. Ich sehe, wie es da zugeht, dann spüre ich wieder, wie schön es bei uns ist“, schwärmt er von „seinen“ Philharmonikern.