Duisburg. . Für den gut dreistündigen Abend von Christoph Prégardien mit Familie und Freunden gab es Bravo-Rufe und Ovationen.
Ein herausragender, ja denkwürdiger Abend war diese Schubertiade am Samstag im Theater am Marientor. Tenor Christoph Prégardien, der hier zurzeit auch die drei großen Schubert-Liederzyklen singt, hatte mit Familie und Freunden zum mehr als dreistündigen Abend geladen. Trotz der Dauer gab es bei Künstlern und Publikum keine Ermüdungserscheinungen – alle Künstler erhielten viele Bravo-Rufe und stehende Ovationen.
Vater und Sohn solo und im Duett
Ungewöhnlich war schon der Beginn: Christoph Prégardien hatte sich für das „Ständchen“ bei der Camerata Musica Limburg eingereiht, auch Sohn Julian blättert ganz unscheinbar dem Pianisten Andreas Frese die Noten um. Die Camerata besteht aus ehemaligen Limburger Domsingknaben, bei denen auch die Prégardiens ihre ersten musikalischen Erfahrungen sammelten.
Das Niveau der Camerata bemerkt man besonders in den A-cappella-Werken: Die 15 Stimmen verschmelzen perfekt, der Gesamtklang ist rund und klar. Zudem achtet Chorleiter Jan Schumacher auf die Verständlichkeit der Texte. So genießt das Publikum unbeschwert die Musik.
Der Abend ist in drei Blöcke unterteilt, in denen sich die Künstler immer wieder in unterschiedlichen Formationen zusammenfinden. Natürlich treten die beiden Prégardien-Tenöre auch solistisch auf, doch besonders spannend ist es, wenn Vater und Sohn im Duett singen. Da wird zum Beispiel „Wanderers Nachtlied“ als zweistimmiges Lied gesungen, während andere Stücke als musikalische Wechselrede interpretiert werden.
Sinnfällige Rollenverteilung im "Erlkönig"
Originell und gleichzeitig sinnfällig ist die Rollenaufteilung im „Erlkönig“: Der einleitende Erzähler wird abwechselnd gesungen, die Rolle des Vaters übernimmt natürlich Christoph Prégardien, den Sohn Julian. Die Gesänge des Erlkönigs werden als verführerisches Duett beider Stimmen geboten.
Bemerkenswert sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Stimmen: Der Tenor von Prégardien Senior klingt mittlerweile baritonaler und trägt füllig in den Raum hinein. Prégardien Junior verfügt über eine wunderbar blühende Stimmfarbe und beeindruckt mit seinen bruchlosen Beimischungen der Kopfstimme in der Höhe. Dass Vater und Sohn zudem exzellente Textgestalter und den vielen Feinheiten in den Texten nachspüren, ist bei den Prégardiens eine Selbstverständlichkeit.
Mit Andreas Frese und Michael Gees setzen zwei Pianisten ganz individuell Akzente. Andres Frese geht seinen Klavierpart eher vom rhythmischen an und treibt die Lieder stärker voran. Michael Gees hingegen erschafft eine Klangatmosphäre, die permanent im Fluss ist und aus der dann einzelne Stimme aufblitzen.
Nach begeistertem Beifall gab es gleich zwei Zugaben: Das Chorstück „Zur guten Nacht“ fasst die Stimmung des Abends sehr schön zusammen: „Wir dürfen fröhlich gehen, was wir gehört, gesehen, getan, das darf kein Mann bereuen.“
Ungewöhnliche Besetzungen und ein warmer Zwiegesang
Ungewöhnliche Besetzungen erlebte das Publikum bei der Schubertiade im TaM dann noch in „Der Hirt auf den Felsen“, das von Samira Prégardien, der Ehefrau von Cristoph Prégardie, auf der Klarinette bereichert wurde.
Ein warmer Zwiegesang zwischen Tenor und Horn war „Auf dem Strom“ zu hören. Bei diesem stimmungsvollen Wechselspiel begleitete am Samstagabend Ioan Ratiu von den Philharmonikern Prégardien Senior.