Duisburg. Tierpfleger Sven van Kamp wohnt mit seiner Familie direkt neben dem Delfinarium. Das ist nicht immer einfach, aber die tierischen Nachbarn sind sehr entspannt.

Sven van Kamp schiebt sich an dem Rosenstock vorbei, der in seinem Garten steht, und schaut durch das große runde Fenster dahinter. „Da unten, da schwimmen die Racker.“ Gemeint sind Ivo und Daisy. Die beiden warten schon sehnsüchtig darauf, dass Sven van Kamp zur Arbeit kommt. Der 43-Jährige ist nämlich Tierpfleger im Duisburger Zoo und hat von den Mitarbeitern den kürzesten Weg zur Arbeit. Er wohnt mit seiner Familie nämlich dort; genau neben dem Delfinarium.

Van Kamp schließt die Tür seiner 85 Quadratmeter-Wohnung auf. „Wie das ist, hier direkt bei den Delfinen zu wohnen? Ja ganz normal natürlich.“ Seine Frau Daniela (37) bringt Kaffee und lacht. „Naaaaaja. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig war es am Anfang schon.“ Sie schüttelt den Kopf, erinnert sich schmunzelnd an die Anfangszeit. „Wir haben mit ein paar Leuten gefeiert. Dann wollten wir Pizza bestellen. Sechs Stück zum Duisburger Zoo. Am Telefon hieß es: ‘Alles klar, ist in einer Stunde fertig.’ Tja...“ Auch ihr Mann lacht. Angekommen ist die Pizza nie. „Nach zwei Stunden haben wir mal nachgefragt. Da hieß es nur: ‘Wir dachten Sie veräppeln uns.’“

Tiere meckern nicht

Auch beim Möbelkauf gab’s schon mal die ein oder andere Schwierigkeit. „Wir brauchen 30 Minuten bis wir den Schrank ausgewählt haben, sind aber eine Stunde im Laden, weil wir erklären müssen, wo wir wohnen und wie das so ist bei den Delfinen.“

Familie van Kamp wohnt im Delfinarium im Zoo in Duisburg
Familie van Kamp wohnt im Delfinarium im Zoo in Duisburg © Stephan Eickershoff

Inzwischen haben sie sich daran gewöhnt. Schließlich leben die beiden schon seit 1993 im Zoo. „Hat tatsächlich auch seine Vorteile.“ Daniela van Kamp schaut sich in ihrer aufgeräumten Wohnung um. Wieder muss sich lachen. „Man bekommt nie unerwartet Besuch.“ Denn wer bei den van Kamps vorbeischauen will, muss sich vorher beim Empfang anmelden. Außerdem würden sich die tierischen Nachbarn nie beschweren. „Wir können die Musik aufdrehen, Feste feiern wie wir wollen. Da meckert keiner“, sagt Daniela, die im Zoo-Service arbeitet.

Auto muss öfter mal stehen bleiben

Auf das Auto muss die Zoo-Familie allerdings öfter mal verzichten. Während der Öffnungszeiten ist das Fahren auf dem Gelände nämlich tabu. Darum wird der Wagen schon mal außerhalb des Areals geparkt. Dann kann es vorkommen, dass Klopapier, Küchenrolle und Katzenfutter per Bollerwagen – am Affenhaus geborgt – durch den halben Zoo kutschiert werden.

Apropos Katzenfutter: Die Gefahr von einem Tier-Overflow besteht bei den van Kamps aber offensichtlich nicht. So dürfen sich auch Hündin Nori und ein Hauskater zur Familie zählen. Für Tochter Jean ein wahres Tierparadies: Wo andere ihren Kindergeburtstag feiern, verbringt die Zwölfjährige ihre Freizeit. „Meine Freunde finden das schon cool, hier zu spielen. Wir fahren am liebsten mit dem Fahrrad durch den Zoo.“ Vorbei an Giraffen und Elefanten drehen sie ihre Runden.

Delfinfütterung? Nichts Besonderes mehr für die Jugendliche, die ihrem Papa schon oft dabei hilft. Früher, wenn sie nicht schlafen konnte, ist ihre Mutter mit ihr schon zur Delfin-Show gegangen. Immer und immer wieder. Jean ist mit den Tieren aufgewachsen. Neu ist für sie im Zoo nun wirklich nichts. Nur langweilig, das wird es ihr hier auch nach zwölf Jahren eigentlich nie.