Duisburg. . Immer mehr Kunden tätigen ihre Geldgeschäfte online, immer weniger besuchen die Filialen. Die neue Technik überzeugt auch die Geldwäsche-Kontrolleure.
Wiebke Becker sieht genau hin. Personalausweis von vorne, Personalausweis von hinten, ein kritischer Blick aufs Hologramm, dann ist sie zufrieden, und ich könnte meine Geldgeschäfte bei der Sparkasse tätigen. Dass ich in Duisburg vorm heimischen Computer sitze und Wiebke Becker in Halle an der Saale, stört dabei noch nicht einmal die strengen Kontrolleure, die Geldwäsche verhindern sollen.
Und das ist neu. Denn bei einem Vertragsabschluss ist jedes Kreditinstitut laut Geldwäschegesetz dazu verpflichtet, die Legitimation des Kunden anhand seines gültigen Personalausweises oder Reisepasses zu prüfen. Das gilt auch für online abgeschlossene Verträge am heimischen PC. Bislang war es dabei erforderlich, die Legitimation entweder vor Ort in einer Geschäftsstelle oder per sogenanntem Postidentverfahren in einer Postfiliale vorzunehmen.
Identitätsprüfung per Video-Chat
Das erspart die Sparkasse dem Kunden seit Jahresbeginn, indem sie die Identität per Videokonferenz direkt beim Vertragsabschluss am heimischen PC, etwa beim Anlegen eines Sparbuches, überprüft. Gebraucht wird dafür: PC oder Notebook mit Webcam, stabile Internetverbindung, gültiger Personalausweis oder Reisepass. Fünf oder sechs Minuten braucht Wiebke Becker für den Ausweis-Check, ein paar Fragen, ein paar freundliche Ansagen, wie das amtliche Dokument vor die Kamera zu halten ist, ein Foto vom Antragsteller, ein paar Fragen zu den persönlichen Daten – das war’s.
Die Dame in Halle arbeitet bei einem Dienstleister, der für die Sparkasse Duisburg tätig ist. Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr, ist der Service in der Stadt an der Saale erreichbar.
SMS mit einer TAN-Nummer
„Wir wollen uns weiter digitalisieren“, erläutert Alexander Tummes, Online-Vertriebsmanager bei der Sparkasse, das neue Angebot für fürs Banking daheim. Hintergrund sind veränderte Bedürfnisse der Kunden. 40 Prozent der Sparkassen-Kunden nutzen bereits das Online-Banking, jeder zweite Sparer besucht nur noch einmal im Jahr eine Geschäftsstelle des Kreditinstituts. „Wenn der Kunde persönlich zu uns kommt, freuen wir uns natürlich auch“, sagt Tummes, aber gleichwohl werde man Angebote wie die Video-Legitimation weiter ausweiten: „Wir bauen das massivst technisch aus.“ Und dabei hat er nicht nur den heimischen PC im Blick, sondern schon längst das Handy des Kunden, für den IT-Experten der Sparkasse „unsere kleinste Filiale“.
Und dort findet auch das Finale der Video-Legitimation statt. Sanftes Brummen – oder lautes Klingeln, je nach Vorliebe – kündigt eine SMS mit einer TAN-Nummer an. Die gibt der Kunde noch mal per Computer ein, und wenn alles o. k. ist, verabschiedet sich Wiebke Becker freundlich vom Bildschirm. Das gewünschte Sparbuch bekomme ich per Post – noch ganz analog.